Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Hunter - Die komplette erste Staffel

The Hunter - Die komplette erste Staffel

Titel: The Hunter - Die komplette erste Staffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
Vom Netzwerk:
noch die besten Freundinnen gewesen. Doch von einem Tag auf den anderen, so kam es Ashley zumindest vor, waren ihre Klassenkameradinnen wie ausgetauscht gewesen. Stolz liefen sie herum und zeigten ihre wachsenden Brüste. Samantha, die mit dreizehn die Älteste war, erklärte den anderen, wie man einen Tampon benutzte, und Sheila behauptete, sie hätte den Rasierapparat von ihrem Daddy geklaut und sich die Achselhaare rasiert. Ständig fingen sie an albern zu kichern, wenn sich ein Junge näherte. Neuerdings schrien sie hysterisch auf, wenn sie irgendetwas erschreckte oder etwas besonders toll war. Eine Weile tat Ashley so, als würde sie das alles lustig finden und hatte die Mädchen nachgemacht.
    Aber heute konnte sie nicht mehr. Heute hatten sie sich wie die Hyänen auf sie gestürzt, sie gehänselt, weil Ashley weder einen Brustansatz aufweisen konnte, noch – und das war offensichtlich viel schlimmer –ihre Blutung eingesetzt hatte. Dabei war eigentlich alles wie immer. Erst als Sheila, diese doofe Kuh, wissen wollte, ob sie eigentlich schon ihre Tage hatte – und das mit ihrer lauten Stimme, sodass es jeder mitbekommen musste – und sie verneinte, wurden die anderen neugieriger. Vermutlich tat sie ihnen leid, aber keine wollte vor Sheila schwach aussehen, also machten alle mit.
    Ashley hatte sich noch nie Gedanken über ihr Aussehen gemacht. Aber die letzten Tage stand sie häufiger vor dem Badezimmerspiegel und entdeckte dort ein kleines, schmächtiges, rothaariges Mädchen mit Augen wie ein Siebenschläfer, einer Stupsnase und einem großen Mund. Und plötzlich fand sie sich hässlich.
    „Grüne Augen, Froschnatur, von der Liebe keine Spur!“, riefen ihr die Jungs nach, oder: „Guck mal, die hat Augen wie ein Frosch. Glubschauge, Glubschauge.“
    Vor ihnen tat Ashley so, als würde ihr das nichts ausmachen, doch zu Hause weinte sie, und wenn Mom sie fragte, was los sei, schrie sie: „Alle finden mich hässlich! Ich bin so hässlich! Wieso habt ihr mich so hässlich werden lassen!“ Sie knallte die Kinderzimmertür zu und schmiss sich aufs Bett. Doch Mom eilte ihr hinterher, setzte sich zu ihr und streichelte ihr über die kurzen, wilden Locken.
    „Hey, Mäuschen. Du bist wunderschön. Die hänseln dich nur, weil sie auch gerne so hübsch wären.“ Und dann nahm Mom sie in den Arm und wiegte sie hin und her.
    Weitere Tränen stahlen sich aus ihren Augen und tropften auf ihre Knie. Die Nase fing nun auch an zu laufen und genervt zog sie den Rotz hoch.
    „Hey! Alles ok?“
    Ashley holte erschrocken Luft und schaute nach rechts. Neben ihr saß ein Junge aus der Oberstufe, mindestens sechzehn, der sie besorgt ansah. Er trug Sportklamotten und hatte sich wohl gerade die Haare gewaschen, die ihm in feuchten Strähnen ins Gesicht fielen.
    Nein, gar nichts ist okay , wollte sie rufen, aber sie schluckte ihre Wut auf sich selbst runter und schüttelte den Kopf. „Ich habe Bauchschmerzen“, log sie. Wobei sie nicht wirklich log, denn der Bauch tat ihr schon den ganzen Morgen weh.
    „Oh, das ist Mist. Soll ich dir etwas zu trinken holen? Oder vielleicht hast du nur Hunger?“, fragte er teilnahmsvoll. Wieder schüttelte sie den Kopf und wollte aufstehen, da er sie nervös machte.
    „Bleib doch sitzen. Es geht bestimmt gleich wieder. Ich bin Tom.“ Mit einem freundlichen Grinsen reichte er ihr die Hand. Schließlich griff sie danach und spürte eine wohltuende Wärme von ihm ausgehen. Plötzlich wollte sie ihm alles erzählen. Warum sie sich nicht verstanden fühlte. Dass sich ihre Eltern nicht genug um sie kümmerten. Und dass sie einfach nur jemanden wollte, der sie lieb hätte.
    Er nickte freundlich und strich ihr über die Wange. Was war das? Hatte sie ihm etwa tatsächlich alles erzählt? Verwundert blickte sie sich um. Sie waren allein. Über ihnen wölbte sich der sternenklare Nachthimmel. Grillen zirpten im hohen Gras neben dem Sportplatz und die Luft roch nach Sommer.
    „Oh scheiße. Wie spät ist es? Wie kann das sein…“ Über Ashleys Geist schwappte Verwirrung.
    Sein Gesicht näherte sich ihrem und bald berührten sich die Nasenspitzen. Sanft strich er ihr durch das Haar, zog ihren Kopf näher und legte seinen Mund auf ihre Lippen. Ashley vergaß alles um sich. Ihr Herz schlug schneller, ihr Magen rumorte und ihr wurde heiß. Überall. Doch sie fühlte sich sicher. Als er sie hochhob und die Tribüne hinuntertrug, konnte sie nichts mehr denken. Über ihnen zog der Nachthimmel vorbei, als

Weitere Kostenlose Bücher