The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
fröhlichen Nachricht von Renny ankam. Darin stand: Nochmals vielen Dank für den lustigen Abend. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!
Allegra zerriss den Zettel und stellte das Bild auf den Dachboden, bevor Charles sie danach fragen konnte. Die Herbstsaison war in vollem Gange und es gab viel zu tun: Wohltätigkeitsarbeit, die Umbauarbeiten in ihrem neuen Stadthaus in der Upper East Side beaufsichtigen, die verschiedenen Komitees der Vampirgemeinschaft anleiten.
Sie versuchte Ben aus ihrem Gedächtnis zu streichen und die meiste Zeit gelang ihr das auch. Er würde heiraten, Kinder haben und ein glückliches, eintöniges Leben führen. So sollte es sein. Er brauchte sie nicht, er hatte sie niemals gebraucht. Sie hatte ihm nur Verzweiflung gebracht und ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben. Es war ein großes Glück, dass er die Beziehung mit ihr heil überstanden hatte.
An einem kühlen Oktobertag kam Allegra gerade von einem Besuch im Archiv nach Hause zurück, als sie einen riesigen weißen Van entdeckte, der ihre Straße blockierte. Er sah aus wie ein Krankenwagen, doch nirgends stand der Name einer Klinik. Obwohl sie in keiner besonders belebten Straße wohnte, konnte der Verkehr nicht mehr reibungslos weiterlaufen und eine Schar Schaulustiger hatte sich um den Van versammelt.
Die Leute witterten Blut und Unheil und warteten anscheinend darauf, dass irgendjemand gleich auf einer Krankenhaustrage herausgeholt wurde.
Allegra begann sich Sorgen zu machen. Was, wenn Charles oder Cordelia irgendetwas zugestoßen war? Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge und schloss mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend die Haustür auf.
Es schien alles in Ordnung zu sein. Cordelia sprach in der Küche das Abendessen mit dem Personal ab und Charles war in seinem Arbeitszimmer, wo er in eine heftige Diskussion mit Forsyth Lewellyn verwickelt war. Charles wollte Forsyth dazu überreden, nach New York zu ziehen und dem Ältestenrat beizutreten. Forsyth gehörte nicht gerade zu Allegras Lieblingen und sie wünschte, Charles wäre nicht so sehr von ihm abhängig. Irgendetwas an der Art, wie Forsyth sie ansah, ging ihr auf die Nerven. Es kam ihr vor, als wüsste er Dinge über sie – dunkle Geheimnisse, die sie nicht einmal selbst kannte.
Charles hatte sich in diesem Zyklus stark an Forsyth angenähert und sie erinnerte sich daran, dass ihr Vater Forsyth nie gemocht hatte. Lawrence wäre über diese Verbindung nicht gerade erfreut gewesen.
In dem Moment, als sie den Raum betrat, unterbrachen die Männer ihr Gespräch.
»Charles, was ist das da draußen für ein Van? Hat er etwas mit uns zu tun? Er blockiert die ganze Straße.«
»Forsyth, könntest du den Wagen wegfahren?«, fragte Charles.
»Natürlich.« Forsyth sprang von seinem Stuhl auf.
Er sieht nervös aus, dachte Allegra. Warum bloß?
»Was geht hier vor?«, fragte sie Charles, nachdem Forsyth gegangen war.
»Es gab einen Vorfall«, antwortete Charles. »Aber nichts, worum du dir Sorgen machen solltest, Liebling.« Mehr sagte er nicht, was Allegra ärgerte.
»Wieso schließt du mich schon wieder aus? Du weißt doch, wie sehr ich das hasse.«
Charles wirkte verletzt. »Das war nicht meine Absicht. Es ist nur …«
Allegra biss sich enttäuscht auf die Lippen. Ihr war klar, warum Charles so handelte: weil sie während der Renaissance in Florenz diesen schrecklichen Fehler begangen hatte. Sie würde niemals darüber hinwegkommen. Sie würde sich niemals selbst vergeben. Doch noch schlimmer fand sie, dass sie nicht einmal alles wusste, was damals genau passiert war. Sie wusste natürlich, was sie getan hatte, aber es war noch mehr an der Geschichte dran, da war sie sich sicher.
Charles bestritt, dass er irgendein Geheimnis vor ihr verbarg. Sie hatte mehrmals versucht, in die verborgenen Winkel seiner Erinnerungen einzudringen, dort aber nie etwas gefunden. Entweder konnte er seine Gedanken gut vor ihr verschleiern oder er sagte die Wahrheit. Sie fragte sich, was schlimmer war.
Charles seufzte. »Jedenfalls ist die Situation unter Kontrolle. Aber da du nun schon gefragt hast, erzähle ich es dir. Bei den Menschen ist eine tödliche Krankheit aufgetreten, mit der ein paar junge Vampire in San Francisco infiziert wurden. In dem Krankenwagen liegt ein menschlicher Vertrauter, der daran gestorben ist. Unsere Ärzte sollen das Blut untersuchen.«
Allegra hob eine Augenbraue. »Du weißt genauso gut wie ich, dass es keine schweren Erkrankungen gibt, die
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