The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
hatte.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder an etwas aus ihrer Zeit als Venatorin in Florenz, als sie den Namen Tomasia getragen hatte. Gemeinsam mit ihrem Team hatte sie die Nächte damit verbracht, die abtrünnigen Silver Bloods zu jagen, die auf dieser Seite der Tore festsaßen. Sie hatten alle verbliebenen Croatan auf der Erde eingefangen und umgebracht – zumindest hatten sie das geglaubt. Genau wie Charles war sie sicher gewesen, dass sie dieses Unheil endlich beseitigt hatten, doch dann war es zu dem Vorfall in Roanoke gekommen und sie hatten eine ganze Siedlung verloren.
Cordelia und Lawrence hatten immer behauptet, dass die Silver Bloods nicht endgültig besiegt worden waren, sondern dass der Ältestenrat bestochen wurde und einen Kompromiss eingegangen war. Charles hielt das natürlich für lächerlich. Er vertraute auf die Tore. Doch was wäre, wenn Lawrence und Cordelia Recht hatten und Charles falschlag?
Wer – oder vielmehr was – war in dem Leichensack?
Mit klopfendem Herzen streckte Allegra die Hand nach dem Reißverschluss aus. Sie hatte leblose Vampirkörper gesehen, die völlig leer gesaugt worden waren, hatte Silver Bloods mit den Stimmen ihrer gefallenen Freunde sprechen hören. Ihre toten Kameraden waren ausgesaugt und damit zu einem Teil der Monster geworden, ihre unsterblichen Seelen für immer gefangen, gekettet an den Geist des Teufels.
Doch seit Roanoke war nichts mehr passiert und Charles war davon überzeugt gewesen, dass die verlorenen Siedler vielleicht einfach nur beschlossen hatten, sich in den Untergrund zurückzuziehen, auch wenn die Nachricht an dem Baum etwas ganz anderes vermuten ließ. Die Silver Bloods wurden einfach aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Charles wollte nicht, dass ihr neues Leben in New York von alten Ängsten überschattet wurde.
Was war in dem Sack?
Konnte es möglich sein?
Schließlich zog sie den Reißverschluss auf, um nachzusehen.
In dem Sack lag ein Mädchen – ein Mensch. Die Haut war bereits grau geworden. Am Hals fand Allegra zwei winzige, kaum wahrnehmbare Bissmale, was darauf hindeutete, dass es die Vertraute eines Vampirs gewesen war.
Allegra fragte sich, was das für eine Krankheit war, an der dieses Mädchen, so jung und allein, gestorben war. Es war einfach traurig. Das Leben der Red Bloods war ja so schon kurz genug.
Allegra zog den Reißverschluss wieder zu. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber ein Teil von ihr hatte einen toten Vampir erwartet, wie unmöglich sich das auch anhörte, und sie war erleichtert, dass Charles ihr am Ende doch die Wahrheit gesagt hatte.
19
Der letzte Venator
E s war schon spät, als Jack von der Insel Gezira zurückkehrte. Als Erstes löste er den Verband von Skylers Oberkörper und untersuchte Mahrus’ Arbeit. Bis auf die Narbe war alles verheilt.
»Ich bin stolz auf dich«, sagte Jack. »Du hast großen Mut bewiesen.«
Skyler knöpfte die Bluse zu und setzte sich im Schneidersitz auf das Hotelbett. »Ich hatte keine Wahl«, erwiderte sie. »Und ich wusste, du hättest dasselbe getan.«
»Ich hätte bei dir sein sollen.« Jack hatte sich ihre Geschichte mit beherrschter Miene und ohne sie zu unterbrechen angehört. Und dabei war ihm aufgegangen, was er hätte verlieren können.
Skyler konnte sehen, wie schwer es ihm fiel, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Mach dir keine Sorgen, mein Liebling.« Sie lächelte und legte eine Hand auf seine Wange. »Ich habe deine Kraft in mir gespürt. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Da wir gerade von dir sprechen – hast du am anderen Nilufer etwas gefunden?«
Jack schüttelte enttäuscht den Kopf. »Als wir an ihrem geheimen Unterschlupf ankamen, waren die Nephilim längst fort. Ich glaube, sie wollten uns in die Irre führen. Die Lennox-Brüder haben den Tempel besucht, aber es gibt dort keine Priesterin namens Zani.«
»Vielleicht erfahren wir nachher von Mahrus noch ein paar Neuigkeiten, die uns weiterhelfen könnten«, sagte Skyler.
»Das hoffe ich doch, schließlich ist er an dieser Sache schon sehr lange dran.«
Sie hatten vor, sich mit dem Venator zu treffen, um Informationen auszutauschen und über ihre weitere Vorgehensweise zu sprechen.
Die Lennox-Zwillinge hatten Demin und Dehua begleitet, die immer noch dabei waren, die verbliebenen Mitglieder des ägyptischen Ältestenrats ausfindig zu machen, um ihnen die Blutseele zu übergeben.
Das Café war voller Studenten, alte Männer tauschten Kriegsgeschichten aus und
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