The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Hände leicht auf ihre Taille legte.
Sie drehten sich, fühlten die Musik in ihren Adern, die Befreiung, die ihnen das Tanzen verschaffte, und langsam wurden sie eins mit der Musik. Mimis Gesicht rötete sich, ihre Brust hob und senkte sich, sie begann von innen heraus zu leuchten und das erste Mal seit ihrer Fahrt in die Unterwelt entspannten sich ihre Gesichtszüge und sie lächelte.
Oliver grinste und klatschte in die Hände.
Das macht Spaß, dachte Mimi. Es war lange her, seit sie etwas aus reinem Vergnügen getan hatte. Für einen Moment fühlte sie sich wieder wie ein Teenager, den nichts in der Welt kümmerte. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie so tun, als sei sie zurück in New York. Dort hatte es einst einen Nachtclub wie diesen gegeben.
Lustig, dass sich New York auch so verändert hatte. Synagogen aus dem neunzehnten Jahrhundert wurden zu Veranstaltungsorten für Fashion-Shows. Bankhäuser und Kirchen beherbergten jetzt Bars und Diskotheken.
Sie tanzten immer ausgelassener. Das Gedränge war so groß, dass Mimi von jemandem angerempelt wurde. Als sie ihm einen wütenden Blick zuwerfen wollte, entdeckte sie Oliver weiter hinten an ihrem Tisch sitzend.
Oliver? Es waren also gar nicht mehr seine Hände, die auf ihrer Taille lagen. Wenn nicht Oliver, wer presste denn dann seinen Körper auf diese besitzergreifende und irgendwie vertraute Art gegen ihren?
Langsam wandte sie den Kopf, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
Kingsley zeigte sein verruchtes Grinsen und sie fühlte, wie ihre Körper aufeinander reagierten, während sie sich im Takt der Musik bewegten. Er lehnte sich vor und legte sein Kinn auf ihren Nacken. Sie spürte seinen feuchtwarmen Schweiß auf der Haut. Seine Hände wanderten von ihrer Taille zu ihrer Hüfte und er zog sie noch näher an sich heran. Ihr Herz schlug im Takt der Musik, aber auch im Rhythmus seines Herzschlags – als wären sie allein auf der Tanzfläche und die Hitze und die Dunkelheit wären ein Kokon, der sie umgab.
»Du tanzt toll«, murmelte er.
Sie entzog sich seinen Armen, denn so schnell wollte sie nicht nachgeben. Er wirbelte sie gekonnt herum, drehte und neigte sie so ungestüm nach hinten, dass seine Nase praktisch in ihrem Ausschnitt landete. Verdammt, war er gut. Aber was hatte sie auch anderes erwartet? Ihr wurde bewusst, dass sie ihn während der langen Trennung idealisiert hatte. Sie hatte sich nur an die positiven Seiten seiner Persönlichkeit erinnert und an die Art, wie er sie das letzte Mal angesehen hatte, bevor er verschwunden war. Auf diesen letzten Blick hatte sie all ihre Hoffnungen gesetzt. Sie hatte vergessen, wie er wirklich war: unberechenbar, eingebildet, gerissen. Und er hatte niemals ausgesprochen, dass er sie liebte. Sie hatte es einfach angenommen …
Doch jetzt zog er sie wieder an sich und diesmal waren sie einander zugewandt. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter und seine Hand lag auf ihrem Rücken. Sie erkannte den Song, es war Marvin Gayes Let’s Get It On . Viele ihrer menschlichen Vertrauten spielten ihn gern vor der Caeremonia . Es war der klassische Song zum Rummachen, genauso klischeehaft wie Van Morrisons Moondance .
Kingsley sang leise in ihr Ohr und seine Stimme hatte diesen tiefen, rauchigen Klang, den sie von Anfang an so gemocht hatte. »Giving yourself to me can never be wrong if the love is true …«
Mimi versuchte, nicht zu lachen. Dieser Typ war schon eine Nummer für sich. Meinte er das etwa ernst? Dachte er immer nur an das eine? War das alles? Glaubte er, sie sei nur in die Unterwelt gekommen, um mit ihm zu schlafen? Sie verdrängte die aufsteigende Enttäuschung.
Die Musik hörte auf und sie löste sich aus seiner Umarmung. Er nahm sich ein Beispiel an ihr und trat ebenfalls lässig zurück. Er grinste immer noch. Er brauchte es nicht auszusprechen, sie wusste auch so, was er dachte: dass es dumm von ihr war, so zu tun, als würde sie nicht früher oder später mit ihm im Bett landen.
Liege ich falsch? Seine Stimme klang laut und deutlich in ihrem Kopf und sie hörte das Selbstvertrauen, das darin mitschwang.
Doch Mimi ignorierte das vorerst. Sie wollte nicht in ihr altes Schema zurückfallen – vorgeben, dass sie sich wenn überhaupt, dann nur rein körperlich füreinander interessierten.
Die Ereignisse des Tages – Olivers falsche Hochzeit, Mamons Angebot, die Fahrt nach Tartarus und das plötzliche Wiedersehen mit Kingsley – überforderten sie. Ihr wurde leicht schwindelig und sie hatte das
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