The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
stieß Skyler einen echten Schrei aus, während sie und alle anderen in einem Loch im Boden verschwanden und direkt in die Unterwelt stürzten.
Jack! Kannst du mich hören? Sie sind hier! , sandte sie ihm in Gedanken, doch sie wusste, dass das sinnlos war. Sie waren außer Reichweite.
Ich kann kämpfen und ich werde kämpfen!, dachte Skyler. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihre Schwäche in einen Vorteil zu verwandeln. Die Nephilim glaubten, sie hätten drei hilflose Mädchen entführt. Es war immer gut, unterschätzt zu werden.
26
Verwundbares Herz
K ann ich die eigentlich trinken?«, fragte Oliver und zeigte auf die Cocktails, die vor ihnen standen.
Einer davon sah aus, als wäre er aus heißer Lava gemacht. Er war scharlachrot gefärbt und qualmte förmlich aus seinem silbernen Kelch. Der zweite Cocktail hatte einen leuchtend grünen Farbton, der durch zischende, pfefferminzgrüne Funken noch betont wurde.
Oliver hatte beide Getränke noch nie gesehen, und obwohl die Angst vor allem und jedem an diesem Ort noch immer tief in ihm steckte, war er doch neugierig auf den Geschmack. Seit sie in der Hölle angekommen waren, hatten sie weder etwas getrunken noch etwas gegessen, und er fühlte sich schwindelig und hungrig.
»Ich habe keine Ahnung. Und es ist mir auch egal«, schnappte Mimi und sah sich im Nachtclub nach Kingsley um.
Oliver nahm vorsichtig ein paar Schlucke. Das lavaartige Gebräu war warm, dickflüssig und köstlich, nur fast ein bisschen zu süß. Der grüne Cocktail schmeckte nach Honigmelone, einer reifen Honigmelone kurz vorm Verfaulen.
Das war wohl typisch für Tartarus. Auch wenn etwas schön oder angenehm war, gab es jedes Mal etwas daran auszusetzen. Im Club war es entweder zu heiß oder zu kalt – man konnte sich nie ganz wohlfühlen. Es war, als würden die ideale Temperatur, der ideale Zustand nicht wirklich existieren.
Das kann einen in den Wahnsinn treiben, dachte Oliver. Wenn alles, was man zu sich nahm, entweder zu intensiv oder zu fad, zu salzig oder zu süß, zu knusprig oder zu matschig war. Aber wo, glaubte er denn, hier zu sein? Oliver schalt sich dafür, Witze zu machen, aber irgendwie musste er sich ja bei Laune halten. Im Moment war das alles, was er hatte.
Außerdem war er unsicher, was er von Kingsley halten sollte. Er hatte ihn nicht besonders gut gekannt, als sie zusammen an der Duchesne gewesen waren. Doch seine coole Art war ihm schon damals aufgefallen. Oliver fragte sich, ob Kingsley einfach so tat, als wäre Mimi ihm gleichgültig, oder ob er schon so lange in der Unterwelt war, dass er tatsächlich nicht mehr viel für sie empfand.
Armes Mädchen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wirkte ein wenig verloren und verzweifelt, während sie sich im Club umsah. Ihr Gesicht war eingefallen, ihr zerbrechlicher Panzer bröckelte und Oliver fühlte mit ihr. Nach den ganzen Strapazen, die sie auf sich genommen hatte, um hierherzukommen, hatte sie so etwas nicht verdient.
Er wünschte, er könnte sie aufmuntern, ihr Trost spenden. Und als der DJ etwas Neues auflegte, was einem nicht so auf die Nerven ging, sondern sogar Rhythmus und eine Melodie hatte, ergriff Oliver die Gelegenheit.
»Komm, lass uns tanzen«, sagte er.
Sie wollte zuerst Nein sagen, entschied sich dann aber anders und schluckte ihren Frust hinunter. Wenn Kingsley dieses dumme Spiel mit ihr treiben wollte, indem er vorgab, sich nicht mehr groß für sie zu interessieren, dann konnte sie nichts dagegen tun. Sie zweifelte sogar schon an ihren Erinnerungen. Was genau war zwischen ihnen gewesen? Sie waren ein paarmal miteinander ins Bett gegangen. Und sicher, er war nach New York zurückgekommen, um sie von der Hochzeit mit Jack abzubringen. Und natürlich hatte er sich geopfert, um sie zu retten – um sie alle zu retten –, aber Kingsley hatte nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Ihr nie gesagt, was er für sie empfand. Was, wenn sie sich geirrt hatte?
Mimi atmete tief durch. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was sein Verhalten zu bedeuten hatte. Also nahm sie stattdessen Olivers Hand und sie drängten sich zwischen die sich windenden Körper auf der Tanzfläche. Sie würde diesen Dämonen einen Grund geben, sich an sie zu erinnern.
Oliver war ein guter Tanzpartner. Im Gegensatz zu den meisten Kerlen sah er nicht so aus, als hätte er keine Ahnung, was er tat. Er hatte echtes Rhythmusgefühl und sie bewegten sich elegant. Mimi machte vor ihm Bauchtanzbewegungen, während er seine
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