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The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)

The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)

Titel: The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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war beantwortet, als Allegra zufällig erwähnte, dass sie ein wenig über die Weinherstellung wusste. Sofort wurde beschlossen, dass sie nicht an den Strand von San Francisco, sondern weiter Richtung Norden ziehen würden, um bei der Arbeit auf dem Weingut zu helfen.
    Allegra hatte ihrem bisherigen Leben an dem Nachmittag den Rücken gekehrt, als sie mit Ben im Riverside Park spazieren gegangen und nicht mehr zurückgekehrt war. Sie hatte keine Nachricht hinterlassen, die telepathische Kommunikation mit Charles abgebrochen und ihre Spuren in der Gedankenwelt, so weit es ging, verwischt. Sie hatte äußerste Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um dafür zu sorgen, dass er und seine Venatoren sie niemals finden würden.
    Charles würde ihr wohl nie verzeihen, dass sie ihn an ihrem Hochzeitstag sitzen gelassen hatte. Und sie wollte gar nicht erst daran denken, wie sehr ihn dies verletzen musste. Obwohl jede Faser ihres unsterblichen Daseins und ihr Blut ihr sagten, dass sie einen riesigen Fehler begangen hatte, war ihr Herz unerschütterlich in seinem Beschluss.
    Es war wirklich verrückt gewesen, einfach alles hinter sich zu lassen. Sie hatte noch immer ihr Brautkleid getragen, als sie mit Ben in ein Taxi gesprungen war. Weder eine Zahnbürste noch Kleidung zum Wechseln hatte sie dabeigehabt, geschweige denn Geld.
    Aber Geld spielte keine Rolle, denn Ben hatte bereits alles arrangiert. Sie hatten die Stadt noch am selben Abend verlassen und waren mit einem Jet – dem Privatflugzeug der Familie – direkt nach Napa geflogen.
    Wie zwei Turteltauben hocken wir nun versteckt im Taubenschlag, dachte Allegra.
    Tagsüber malte Ben in einem kleinen Cottage auf dem Landsitz. Das Atelier war schön hell und von den Panoramafenstern aus konnte er den Wein auf den Bergen wachsen sehen.
    Allegra kümmerte sich derweil um das Geschäft. Sie hatte ein Händchen für den Weinhandel und genoss alle Aufgaben, die dazugehörten – vom Beschneiden und Pflegen der Weinreben bis hin zum Entwerfen der Etiketten. Sie prüfte die Fässer, um den Gärzustand festzustellen, und verkaufte die Weine im kleinen Verkostungsraum.
    Von der Arbeit auf den Weinbergen hatte sie einen dunklen Teint bekommen und sie war in der Dorfgemeinschaft für ihren selbst gemachten Käse und ihr Brot bekannt. Sie hatte die Kinder aus der Nachbarschaft zum alljährlichen Traubenstampfen am Ende der Saison eingeladen, denn ihr Weingut war eines der letzten, das noch die Tradition aufrechterhielt, die Trauben nach der Lese mit den Füßen zu zertreten. Ihr Winzer, ein weltberühmter Weinhersteller, hatte ihren letzten Chardonnay nach ihr benannt. Golden Girl stand auf dem Etikett.
    Als die Sonne an diesem Abend fast untergegangen war, brachten sie ihre Teller und leeren Flaschen ins Haus. Nach dem Abwasch sagte Ben, dass er noch ein wenig arbeiten wolle, und Allegra begleitete ihn in sein Atelier.
    Sie kuschelte sich in eine Decke gewickelt auf die klapprige Couch und sah ihm beim Malen zu. Zurzeit arbeitete er an einer Serie abstrakter Gemälde und sie wusste, dass sie gut waren. Er wurde langsam berühmt, nicht nur wegen seiner Familie, sondern vor allem wegen seines Talents.
    Ben säuberte die Pinsel in Terpentinöl, dann wandte er sich zu Allegra um und fragte: »Wie wäre es mit einem neuen Porträt?«
    »Glaubst du, das wäre klug?«, stichelte sie. »Das könnte alte Erinnerungen wecken.«
    »Eben.« Er grinste.
    Er ist so schön, dachte sie, mit seinem flachsblonden Haar, der sonnengebräunten Haut und dem unglaublichen Lächeln. Sie liebte das leichte, heitere Gefühl, das er in ihr hervorrief, und ihren ungezwungenen Umgang miteinander. Mit ihm kam sie sich menschlich vor.
    Sie dachte nicht an die Zukunft oder was ihnen bevorstand. Hier, im Herzen des verschlafenen Tals, war sie nicht Gabrielle, die Tugendhafte, die Vampirkönigin, sondern nur Allegra van Alen, ein Mädchen aus New York, das aufs Land gezogen war, um guten Wein herzustellen.
    Sie nahm die Decke ab, lief zum Podest und zog sich vor ihm aus. Zuerst hakte sie die Latzhose auf und ließ sie auf den Boden fallen. Dann schlüpfte sie aus dem alten T-Shirt, das sie nie im Laden, sondern nur bei der Arbeit in den Weinbergen trug.
    Sie drehte ihren Oberkörper. »Gut so?«
    Ben nickte langsam.
    Allegra verharrte in der Pose. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Sie spürte, wie er sie musterte, sich jede Linie, jede Kurve ihres Körpers für das Gemälde einprägte.
    Während der nächsten

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