The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Wege ins Nichts geführt hatten, vermutete Skyler, dass sie das Ganze falsch anpackten. Mit ihrem Magen stimmte immer noch etwas nicht, morgens war ihr schlecht und der Geruch von Fleisch brachte sie zum Erbrechen. Aber ihr Kopf war frei. Sie ahnte, woher ihr Unwohlsein kam, doch sie behielt ihre Hoffnung für sich. Sie wollte es Jack erst sagen, wenn sie sich ganz sicher war. In der Zwischenzeit galt es, einen Job zu erledigen.
Wenn sie den Feind nicht aufspüren konnten, mussten sie ihn irgendwie zu sich locken. Skyler erinnerte sich daran, was Sam ihnen bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte. Dass sie die Nephilim bis in die Totenstadt zurückverfolgt hatten, weil der Verdacht bestand, dass diese Mädchen aus der großen Nekropole in die Unterwelt verschleppten.
Die entführten Mädchen waren Jüngerinnen des Tempels von Anubis, des altägyptischen Totengottes. Während das moderne Ägypten sich von den alten Sitten entfernt hatte, wurden sie von den Menschen auf den Friedhöfen noch gelebt. Ein paar Tempeljungfrauen sorgten dafür, dass das heilige Feuer nie erlosch.
Skyler entwarf einen Plan, erklärte ihn dem Team und sie verbrachten einen kompletten Abend damit, die Details zu besprechen.
»Das Ganze gefällt mir nicht«, sagte Jack am nächsten Morgen. »Es ist zu gefährlich. Du gehst ein viel zu großes Risiko ein.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit, das Tor zu finden, außer, sie bringen mich dorthin«, erinnerte sie ihn. Sie hatten keine Zeit, noch länger abzuwarten. Sie mussten jetzt handeln, noch bevor das versteckte Silver Blood das Tor durchbrach.
»Aber dir ist so oft schlecht«, warf Jack ein. »Es ist zu unsicher.«
»Die Übelkeit kommt und geht«, sagte sie lächelnd. »Mir wird schon nichts passieren. Ich habe Demin und Dehua bei mir. Sie können es mit jedem Dämon aufnehmen.« Skyler zog das weiße Gewand der Tempeljungfrauen an und verbarg ihr Gesicht hinter einem Schleier. »Außerdem bist du ja in unserer Nähe. Wenn sie uns zum Tor gebracht haben, greifst du mit dem Rest des Teams an.«
Skyler hatte den Priester des Tempels gebeten, an diesem Tag keine anderen Mädchen zu schicken, weil sie und die beiden Venatorinnen alle Pflichten der Tempeljungfrauen übernehmen würden. Sie hatten herausgefunden, dass die Mädchen meist nachts entführt wurden, wenn sie sich vom Tempel auf den Weg zu den Randbezirken der südlichen Totenstadt machten, wo sie Feuerholz für den nächsten Morgen sammelten.
Der Tempel lag in einem belebten Teil des Friedhofsbezirks, neben Geschäften und Cafés. Es war ein einfacher quadratischer Bau mit einem Vorplatz, auf dem sich die Gläubigen versammelten, und einem Sanktuar im Inneren, zu dem nur die Priester und Jungfrauen Zutritt hatten.
Im alten Ägypten durften lediglich Pharaonen und geweihte Priester dem Gott Opfergaben überbringen, doch im neunzehnten Jahrhundert änderten sich die Regeln. Jungfrauen unter vierzehn Jahren führten nun die Rituale der Reinigung und des Gebetes aus, denn man glaubte, dass nur ihre Gebete vom Totengott erhört wurden.
Als Skyler und die Venatorinnen am Tempel ankamen, tauchten sie Hände und Füße in das flache Becken am Eingang, ein symbolisches Reinigungsritual. In der Vergangenheit war das Becken tiefer gewesen und die Priester hatten darin gebadet, bevor sie den Tempel betraten.
Skyler wusch sich, so schnell sie konnte, und folgte Demin und Dehua in einen gewaltigen Gang, der von großen Steinsäulen gesäumt war. Der Tempel ging auf die Zeit des Ptolemäus zurück und war von den Menschen des Friedhofs sorgfältig erhalten worden.
Skyler und die Venatorinnen mussten sich wie gewöhnliche Tempeljungfrauen verhalten, damit die Nephilim keinen Verdacht schöpften. Zuerst zündeten sie Kerzen an, die die Luft reinigen sollten. Mit den brennenden Kerzen liefen sie zu den Kammern im Inneren des Tempels und setzten dann ihren Weg, begleitet von einem sanften Singsang, bis zur Kapelle fort. Dort befand sich die Anubis-Statue. Sie steckten die Kerzen in die Halterungen und hielten einen Augenblick inne, bevor sie der Statue ihre Ehre erwiesen.
Anubis hatte den Körper eines Mannes und den Kopf eines Schakals und Skyler fühlte sich ein wenig unbehaglich, als sie den Stein abwischte und einölte.
Demin holte den gefalteten Leinenstoff aus einem Nebenraum und zog die Statue an, während Dehua damit beschäftigt war, Rouge auf die Wangen zu reiben und ein geweihtes Öl auf die Stirn aufzutragen.
Skyler brachte
Weitere Kostenlose Bücher