The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
geben, dass sie von ihm den ersten Schritt erwartete. Er hatte sie in sein Haus eingeladen, also wollte er sie offensichtlich in der Nähe haben. Sie glaubte, zu wissen, warum er sie warten ließ. Er wollte, dass sie ihre Fassade fallen ließ und nachgab, damit sein Sieg über ihr Herz endgültig war. Doch dafür besaß Mimi zu viel Stolz.
Eine Woche nachdem sie im Duke’s Arms eingezogen waren – Mimi hatte herausgefunden, dass es so hieß, weil es traditionsgemäß der Sitz des Herzogs der Hölle war –, eine Woche nach ihrem peinlichen Wiedersehen, stieß Mimi im Frühstücksraum auf Kingsley und schaffte es sogar, sich seinem höflichen Ton anzupassen.
»Kümmern sich meine Trolle gut um euch?«, fragte er und setzte sich mit einer Schale voller Früchte und Cornflakes an den großen Esstisch.
»Ja, sehr gut, danke.« Mimi nickte.
Er erkundigte sich nach dem Komfort der Zimmer und bat sie, sich ganz wie zu Hause zu fühlen und den Bediensteten alles aufzutragen, was ihr Herz begehrte. Kingsley war der perfekte Gastgeber. Es war absolut deprimierend.
»Wie findest du den Ausblick?«, fragte er.
Mimi sah von ihrem Joghurt auf und zuckte die Schultern. »Ganz okay.«
»Ich weiß, es ist nicht der Central Park.«
»Das hatte ich auch nicht erwartet.« Sie starrte wieder auf ihr Essen und war sich nicht sicher, wie sie das Gespräch auf ihre Beziehung lenken sollte. Es kam ihr vor, als wäre eine undurchdringliche Wand um ihn herum.
Sie hatten sich seit der ersten Nacht im Club nicht mehr gesehen und er hatte sie immer noch nicht gefragt, warum sie hier war, hatte noch nicht einmal richtig mit ihr gesprochen. Er war der Herzog der Hölle und sie war nur ein Ehrengast. Sie fragte sich, wie lange er dieses Affentheater noch durchziehen wollte.
Er pickte sich ein Stück Obst aus seiner Schale und schob es sich zwischen die Lippen. »Ich weiß, dass das alles nur eine Illusion ist und ich diesen Apfel nicht wirklich esse. Aber irgendwie hilft es, sich an alltägliche Abläufe zu halten, um dem Tag eine Struktur zu geben. Es wird hier unten niemals ganz dunkel oder wirklich hell – es gibt ja auch keine Sonne. Nur das Licht des Schwarzen Feuers, das niemals erlischt. Das ewig brennt, aber nie untergeht«, sagte er.
»Hmmm«, machte Mimi.
»Genieß deine Zeit hier«, forderte er sie auf. Dann ging er und Mimi blieb mit ihrem säuerlichen Joghurt allein zurück.
Oliver verbrachte die meisten Tage damit, in dem Salzwassertauchbecken zu schwimmen. Nach der anfänglichen Begeisterung, in einem so prachtvollen Palast zu wohnen, hatte er begonnen, sich zu langweilen und faul zu fühlen. Es kam ihm vor, als würden seine Muskeln verkümmern, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Und seinen Verstand benutzte er nur noch, um die Trolle nach seinen Pantoffeln zu fragen. In Tartarus befanden sich weder Kunstgalerien noch Musiksäle. Am schlimmsten war aber, dass es nichts zu lesen gab. Es gab nur Nachtclubs und Fleischbars, Gladiatorenspiele und Sportwettkämpfe. Im Fernsehen liefen Wiederholungen der Sendungen, die für die breite Masse gemacht waren: witzlose Sitcoms und ordinäre Reality-Shows. Und im Internet fand man bloß Pornografie.
Zuerst war es ganz lustig gewesen, aber seine Laster auszuleben, wurde irgendwann eintönig, wenn es keine Tugenden gab, um alles im Gleichgewicht zu halten. Wenn man sich nur dem sündigen Genuss hingeben konnte, wurde er zu einer lästigen Pflicht.
Oliver dachte, er würde noch vor Langeweile sterben. Also schwamm er seine Bahnen in dem Becken, das olympische Ausmaße hatte – wenigstens etwas, was seine Muskeln beanspruchte. Er wünschte, Kingsley würde endlich mit Mimi auf die Erde zurückkehren. Worauf wartete er überhaupt? Wollte er sie zappeln lassen? Sicher, Mimi konnte ein wenig … nervig sein, aber so schlimm war sie eigentlich auch nicht und offensichtlich fühlte sich Kingsley zu ihr hingezogen. Jedenfalls gab es für einen Kerl Schlimmeres als Mimi Force.
Nicht, dass Oliver sie nicht hübsch gefunden hätte – er war schließlich ein Mann –, doch der Gedanke an sie beide als Paar war völlig abwegig und lächerlich. Sie waren Freunde, mehr nicht. Oliver mochte Mimi, aber sie war definitiv nicht sein Typ Frau.
Er hielt Kingsley trotzdem für einen Glückspilz. Mimi hatte alles hingeworfen, nur um bei ihm zu sein. Und jetzt harrte sie hier aus. Ihre Geschichte könnte ein glückliches Ende nehmen, wenn Kingsley endlich aufhören würde, na ja, Kingsley zu
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