The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Engel mit silbernem Haar. Narben im Gesicht kennzeichneten ihn als Luzifers Eigentum. Der Verdorbene warf ihr lüsterne Blicke zu und Skyler sah angeekelt zu Boden. Sie fühlte, wie ihre Entschlossenheit schwankte. Sie war hier gefangen – unbewaffnet und verletzbar.
»Ich nehme sie«, sagte der Croatan mit eisiger Stimme. »Lass sie herrichten.« Er fasste Skyler unters Kinn. »Die Jungs hatten Recht. Sie ist ein hübsches Ding. Den vollen Brautpreis kriegen sie trotzdem nicht. Vampire können mir die Kinder nicht gebären, die ich brauche.«
»Aber sieh dir dieses wundervolle Haar an und diese Augen – sie ist Gabrielles Ebenbild«, warf die Dämonin ein. »Sicherlich …«
»Keine Widerrede! Du kannst von Glück sagen, dass ich sie dir überhaupt abnehme.« Ein letztes Mal strich er über Skylers Wange, dann machte er auf dem Absatz kehrt.
»Nun, du hast den Trottel gehört. Lass uns gehen«, brummte die Dämonin. »Komm schon, ich bringe dich zu Zani.«
»Zani?«, fragte Skyler. »Du meinst die Priesterin des Anubis-Tempels?« Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Vielleicht würde sie endlich die Frau treffen, die in Wahrheit Katharina von Siena war.
»Wovon redest du?« Die Dämonin schnalzte mit der Zunge. »Hier unten ist Zaniyat Babel so etwas wie ein Bordell. Dort leben die Huren Babylons. Luzifers Bräute. Natürlich wird nicht jede vom Dunklen Prinzen auserwählt. Du wirst beispielsweise Danel heiraten, den du gerade kennengelernt hast. Du kannst dich glücklich schätzen, er ist ein echter Hingucker. Findest du nicht?«
Skyler schluckte heftig. Die Worte der Dämonin hatten all ihre Hoffnungen zunichtegemacht. »Zani« war also gar keine Priesterin! Sondern nur ein Begriff für das abscheuliche Geschäft mit menschlichen Bräuten. Die Zwillinge und Skyler würden ihr nächstes Opfer sein.
Die Dämonin führte sie durch einen weiteren unterirdischen Tunnel, und als sie daraus hervortraten, standen sie in der Mitte eines dörflichen Basars, der sich kaum von den Marktplätzen in Kairo unterschied.
Skylers Peinigerin klopfte an die Tür eines der Häuser und nach wenigen Minuten wurden sie eingelassen.
Ein paar leicht bekleidete, übertrieben geschminkte menschliche Matronen begrüßten sie am Eingang. Skyler überlegte, ob die Anwesenheit der Red Bloods darauf hindeuten könnte, dass sie sich im Limbus befanden, dem ersten Kreis der Hölle, direkt auf der anderen Seite der Gedankenwelt, denn tiefer in der Unterwelt konnten Menschen nicht lange überleben.
»Danel will, dass sie in ein paar Stunden für die Hochzeit fertig ist«, sagte die Dämonin zu den Frauen. »Und er will nicht, dass sie unter Drogen gesetzt wird.«
Die Matronen nickten und zwei von ihnen brachten Skyler in ein kleines Ankleidezimmer. Sie drückten sie auf einen Hocker, der vor einem Spiegel stand.
»Mal sehen, was wir hier haben«, sagte die ältere von ihnen und klimperte mit ihren Goldketten.
»Zu dünn«, meinte ihre Gefährtin. »Wir müssen den Busen hochpuschen.«
Skyler saß auf dem Hocker und starrte sie wütend an. »Lasst mich gehen«, forderte sie, doch entweder war die Kraft der Gedankenkontrolle in der Unterwelt geschwächt oder die Frauen hatten gelernt, wie sie sich davor schützen konnten. Es war sinnlos. Die beiden lachten nur.
Skyler konnte nicht glauben, wie selbstverständlich sie ihre verabscheuungswürdige Aufgabe ausführten. »Ihr liefert diesen Dämonen arme Mädchen aus«, warf sie ihnen vor. »Ihr solltet euch schämen!«
Die ältere Frau schlug ihr ins Gesicht. »Noch ein Wort und du verlierst deine Zunge!«
»Hör auf!«, warnte ihre Gefährtin. »Der Boss mag keine aufgeplatzten Lippen. Vergiss nicht, wir sollen sie hübsch machen.«
29
Palast am Fluss
E s stellte sich heraus, dass das Duke’s Arms kein Hotel war, sondern ein Palast, ein echtes Schloss hoch oben am Himmel. Ein großzügiges, in vier Wohneinheiten unterteiltes Penthouse in einem riesigen Wolkenkratzer, der sich am Rande der Stadt in der Nähe des Flusses Styx erhob. Das Gebäude war auffällig bunt gestaltet und zum Teil vergoldet. Es war mit hoch aufragenden pinkfarbenen Säulen, goldenen Fabelwesen und anzüglich blickenden Wasserspeiern verziert und strotzte förmlich vor neureicher Extravaganz.
Was für ein kostspieliger Schandfleck, dachte Mimi. Sie glaubte nicht, dass Kingsley das verzapft hatte. Dieses Gebäude sah vermutlich immer so hässlich und kitschig aus, egal, wer das Amt des Consigliere innehatte.
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