The Innovator's Dilemma
den Reinheitsgrad seines Insulins von 50 000 ppm . (parts per million) im Jahre 1925 auf 10 ppm im Jahre 1980, was einer jährlichen Verbesserungsrate von 14 % entspricht. Hat ein Unternehmen einmal einen solchen Entwicklungspfad des technologischen Fortschritts gefunden, lässt sich der Einfluss einer neuen Technologie auf die Produktleistung recht klar bestimmen.
Allerdings kann der technologische Wandel auch ganz andere Formen annehmen. Stellt ein Notebook eine Verbesserung gegenüber einem Mainframe Computer dar? Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da Notebooks einen neuen technologischen Entwicklungspfad eröffnen – mit einem eigenen Verständnis des Begriffs Produktleistung. Schließlich werden Notebooks für ganz andere Zwecke verwendet.
Die Untersuchung über den technologischen Wandel bei den Computerlaufwerken bringt zwei unterschiedliche Wandlungstypen zum Vorschein: Der erste Typus trägt dazu bei, dass Leistungsverbesserungen kontinuierlich fortgeschrieben werden können – und das entlang eines bestimmten technologischen Entwicklungspfades. Dieser Technologietypus ist demzufolge evolutionärer Natur. Dabei können evolutionäre Technologien sowohl inkrementeller, als auch radikaler Natur sein. Führende Unternehmen machen in Bezug auf Entwicklung und Verwendung dieser Technologien ihrem Namen alle Ehre. Sie führen den Wettbewerb uneingeschränkt an. Im Gegensatz dazu steht ein zweiter Typus des technologischen Wandels: Die disruptive Technologie. Disruptive Technologien leiten neue technologische Entwicklungspfade ein. Sie führen regelmäßig zum Scheitern der Branchenführer.
Im Weiteren wollen wir uns noch etwas ausführlicher mit den beiden Wandlungstypen beschäftigen. Für jeden Typus finden wir bekannte Beispiele und zeigen, welche Rolle der Entwicklungstypus für die jeweilige Branche spielt. Dabei richtet sich unser Blick insbesondere auf die Branchenführer. Können sie die Entwicklung anführen oder hinken sie hinterher? Führende Unternehmen sind für uns solche, die bereits vor dem Technologiewandel im Markt waren und mit der . „alten“ Technologie arbeiten. Als neu eintretende Unternehmen bezeichnen wir jene, die zum Zeitpunkt des technologischen Wandels neu in die Branche eintreten. Folglich kann ein Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Neueinsteiger sein, bei dem nächsten Technologiesprung aber zum Kreis der Etablierten zählen.
Evolutionärer technologischer Wandel
Zurück zur Geschichte des Computerlaufwerks. Hier waren die meisten technologischen Veränderungen evolutionärer Natur und trugen insofern zur Fortführung des technologischen Entwicklungspfades bei. Abbildung 1.4 zeigt die durchschnittliche Speicherdichte bei drei aufeinanderfolgenden, evolutionären Technologien. Die erste Kurve stellt die Speicherdichte der konventionellen, mit Eisenoxyd beschichteten Scheiben und der Ferrit-Kopf-Technologie dar. Die zweite Kurve spiegelt die durchschnittliche Speicherdichte der neuen Dünnfilmköpfe und -platten wider. Die dritte Kurve verdeutlicht schließlich die Verbesserung der Speicherdichte mit MR-Technologie für die Kopftechnik (magnetoresistive Aufzeichnung).
Die Art und Weise, wie die jeweiligen neuen Technologien die Leistungsfähigkeit der alten Technologien überholen, gleicht einer Reihe sich überlagernder S-Kurven. Inkrementelle Verbesserungen der Technologie führen dazu, dass man sich entlang der S-Kurve kontinuierlich verbessert. Der Sprung auf die nächste Technologie kommt einer radikalen Verbesserung gleich. Im Beispiel der Speicherdichte in der Abbildung 1.4. haben inkrementelle Verbesserungen, etwa die Verfeinerung der Ferrit-Köpfe und die Verwendung feinstverteilter Eisenoxyd-Partikel auf der Oberfläche der Speicherplatte, die Speicherdichte im Zeitraum von 1976 bis 1989 von 1 auf 20 Megabits pro Quadratzoll (Mbpsi) erhöht. Ganz im Sinne der S-Kurven-Theorie flacht die Erhöhung der Speicherdichte mit Eisenoxyd-Technologie gegen Ende ab, geradezu typisch für eine reifende Technologie. Die Dünnfilmkopf-Technologie, die die Eisenoxyd-Technologie Mitte der 80er Jahre abzulösen begann, setzte den Entwicklungspfad fort, musste dann aber mehr und mehr das Feld für die überlegene MR-Technologe räumen. Diese Technologie setzte den Entwicklungspfad nicht nur fort, sie beschleunigte ihn sogar.
Abbildung 1.5 zeigt einen anderen Entwicklungspfad einer evolutionären Technologie: Die Innovation in der
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