Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Innovator's Dilemma

The Innovator's Dilemma

Titel: The Innovator's Dilemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clayton M. Christensen
Vom Netzwerk:
Originalaufnahme zu hören ‍ ‍ ‍ 248 . Ein erster Durchbruch gelang 1988. Es konnte ein Kompressionsverfahren – basierend auf dem OCF-Algorithmus . (Optimum Coding in the Frequency Domain) – entwickelt werden, das Audiosignale in hoher Qualität wiedergeben konnte. Es diente als Grundgerüst für weitere Codecs . (Coder und Deco [203] der). 1992 standardisierte die MPEG . (Moving Pictures Experts Group) der ISO die Technologie des Fraunhofer-Instituts. Im Jahre 1995 legte das Fraunhofer-Institut die Datei-Endung mp3 fest. Nach über 20 Jahren Entwicklungsarbeit war ein neuer Standard für digitale Audiokompression festgelegt, der nach einem einfachen Prinzip funktioniert:
    . „Bei der Digitalisierung von Harmonien, Melodien, Rhythmen kommt es darauf an, alle maßgeblichen Bestandteile des Ausgangsmaterials so zu erhalten, wie die Gemüse- und Fleischbröcklein in einer Tütensuppe – als Konzentrat, das wenig Speicherplatz benötigt und sich leicht transportieren lässt. Beim Zurückverwandeln der Bits in Geräusche, Töne und Klangfarben muss die Software des Abspielgeräts das Volumen und den Biss aus den Kernbotschaften rekonstruieren – wie das heiße Wasser, das auf das Tütensuppenkonzentrat gegossen wird. Aus dem nüchternen Computercode entsteht dann wieder eine Symphonie, eine Rockhymne oder eine Arie.“ ‍ 249

    Teile der Musik, die für das menschliche Gehör gut wahrnehmbar sind, werden besonders genau dargestellt, andere weniger genau. Dadurch wird Speicherplatz gespart. Die Technologie wurde genau zu dem Zeitpunkt entwickelt als die Musikindustrie ihre Glanzzeit erlebte. Dank der CD jagte zwischen 1985 und 1996 ein Rekordumsatz den anderen. Die . „Vier Großen“ kontrollierten den Markt, sie waren Geldmaschinen: . „The record companies minted money“, wie das Wired Magazine schrieb ‍ ‍ ‍ 250 . Sie kontrollierten die Distributionskanäle, bauten Stars auf, entschieden, wer unter Vertrag genommen wurde und wer nicht und bestimmten, was Kunden kaufen mussten: Meist gefielen den CD-Käufern nur zwei oder drei Lieder einer CD. Um sie zu hören, mussten sie . „fifty minutes of junk“ ‍ 251 dazukaufen. Dennoch kamen Universal & Co arg unter Bedrängnis. Die CD-Verkäufe gingen von 2000 bis 2008 um 46 ‍ % zurück. Die Verkäufe von digitalen Alben stiegen von 2004 bis 2008 von 6 auf 113 Millionen Stück, das entspricht einer jährlichen Zunahme von weit mehr als 100 Prozent. Diesen Online-Markt kontrollierten nicht die . „Vier Großen“. Er wurde kontrolliert von Start-up-Unternehmen oder Unternehmen, die neu in die Branche eintraten. Allein von 2003 auf 2004 stieg die Zahl der Online-Musikanbieter von 50 auf 230 ‍ 252 .

Kein Produkt für den Massenmarkt

    Dass mp3 einmal die gesamte Musikindustrie auf den Kopf stellen würde, war anfangs keineswegs absehbar. Das Internet steckte in den Kinderschuhen, PCs hatten bei weitem noch nicht die Verbreitung und tragbare mp3-Player gab es noch nicht. Das von Frauenhofer entwickelte Gerät zur Audiocodierung war groß, es war für den professionellen Gebrauch bestimmt und fand bei Radiostationen Einsatz, um dort Kosten zu sparen. Zudem wurde mp3 als Begleitton für Videos entwickelt, um Speicherplatz zu sparen ‍ ‍ ‍ 253 . Mit anderen Worten: Die künftige Anwendung dieses Produktes hatte niemand vorausgesehen, der Markt existierte noch nicht – ein typisches Merkmal einer disruptiven Technologie. Erst Mitte der 1990er Jahre entstand bei den mp3-Entwicklern die Vision, die Musikindustrie zu revo [204] lutionieren: . „Mitte der neunziger Jahre hatten wir die Vision, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, seine gesamte Musiksammlung auf einem kleinen Gerät überall dabei zu haben und jederzeit hören zu können. Dies war zu einer Zeit, zu der viele Experten mp3 keinerlei Chancen einräumten: Denn angeblich würde es nie mobile Geräte geben, die das komplexe mp3-Verfahren beherrschen würden.“ ‍ 254 Selbst nachdem die ersten mp3-Player am Markt erschienen waren, glaubten die großen Labels nicht an die Massentauglichkeit dieser Technologie. Hilary Rosen, CEO der Recording Industry Association of America meinte noch im Jahre 1998: . „Unser Bedenken mit diesem Gerät … betrifft nicht die Technologie, sondern vielmehr, wie sie verwendet wird und wir zweifeln ernsthaft daran, dass es einen Markt für diese tragbaren mp3-Geräte gibt, außer für tausende und abertausende illegale Kopien der Songs im Internet.“ ‍

Weitere Kostenlose Bücher