The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
den Wald zu nehmen. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er diese Strecke ging. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, nach Colorado zurückzukehren.
Das Herbstlaub, das noch an den Bäumen hing, bot ein wenig Schutz gegen den Regen, und während er immer tiefer in den Wald ging, spürte er, wie die Entfernung zwischen ihm und Elizabeth mit jedem Schritt größer wurde.
KAPITEL 30
Beth
Frisch geduscht stand Beth in ihrem Schlafzimmer, nur mit einem übergroßen T-Shirt bekleidet. Es klopfte, und ihre Großmutter steckte den Kopf zur Tür herein.
»Möchtest du reden?«, fragte Nana. »Vorhin hat die Schule angerufen, der Direktor sagte mir, du seiest schon nach Hause gefahren. Er klang richtig besorgt. Und dann habe ich gesehen, dass du zu Thibault ins Büro gegangen bist. Habt ihr euch gestritten?«
»Schlimmer«, antwortete Beth erschöpft.
»Das habe ich mir fast gedacht, weil er anschließend verschwunden ist. Und weil du noch so lange auf der Veranda gestanden hast.«
Beth nickte.
»Ist was mit Ben? Thibault hat ihm doch nichts angetan – oder dir?«
»Nein, nein, natürlich nicht.«
»Gut. Denn das wäre das Einzige, was man nicht wieder in Ordnung bringen kann.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob man das, was passiert ist, wieder in Ordnung bringen kann.«
Nana schaute für eine Weile aus dem Fenster, dann
sagte sie seufzend: »Wenn ich’s richtig sehe, muss ich heute Abend die Hunde versorgen, stimmt’s?«
Beth warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Danke, dass du so einfühlsam bist«, sagte sie ironisch.
»Kätzchen und Ahornbäume«, murmelte ihre Großmutter und wedelte mit der Hand.
Einen Moment lang überlegte Beth, was dieser Spruch wohl bedeuten könnte, doch dann stöhnte sie frustriert. »Wie soll ich das verstehen?«
»Gar nicht – aber immerhin warst du für ein paar Sekunden so abgelenkt, dass du aufgehört hast, dich selbst zu bemitleiden.«
»Du begreifst gar nicht, was –«
»Dann erklär’s mir.«
»Nana – er hat mir nachgestellt. Fünf Jahre lang hat er das Bild mit sich herumgetragen, und dann ist er quer durchs Land gelaufen, um mich zu suchen. Er war total besessen von mir.«
Ihre Großmutter schwieg verblüffend lange. Schließlich setzte sie sich auf Beths Bett und sagte: »Warum fängst du nicht am Anfang an?«
Wollte sie wirklich darüber reden? Beth beschloss, dass es besser war, es hinter sich zu bringen. Sie begann damit, dass Keith plötzlich in ihrem Klassenzimmer aufgetaucht war. Und dann war sie nicht mehr aufzuhalten. Zwanzig Minuten lang erzählte sie ohne Pause, und sie erwähnte jede Einzelheit: wie sie sich beim Direktor abmeldete, wie sie während der Heimfahrt fast verzweifelt wäre – und dann die Konfrontation mit Logan. Als sie fertig war, faltete Nana die Hände im Schoß.
»Das heißt, Thibault hat zugegeben, dass er das Bild
hat? Und er hat – wie du dich ausdrückst – davon gefaselt, dass es ein Glücksbringer ist und dass er hierherkommen musste, weil er dachte, er schuldet dir etwas?«
Beth nickte. »So ungefähr.«
»Was meint er mit ›Glücksbringer‹?«
»Keine Ahnung.«
»Du hast ihn nicht gefragt?«
»Es ist mir völlig gleichgültig, Nana. Das Ganze ist … anormal. Und widerlich. Wer tut denn so was?«
Nana runzelte die Stirn. »Ich gebe zu, es klingt merkwürdig, aber ich wüsste trotzdem gern, warum er gedacht hat, das Foto ist ein Glücksbringer.«
»Wieso findest du das wichtig?«
»Weil wir nicht dort waren, wo er war«, sagte Nana mit Nachdruck. »Wir mussten das alles nicht durchmachen. Vielleicht sagt er ja die Wahrheit.«
»Aber das Foto ist kein Glücksbringer. So was ist Quatsch.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, erwiderte Nana, »aber ich bin lange genug auf der Welt, um zu wissen, dass im Krieg seltsame Dinge geschehen. Die Soldaten werden oft abergläubisch, und wenn jemand fest daran glaubt, dass etwas ihn beschützt – wem schadet das?«
»Meinetwegen soll jeder glauben, was er will – aber es ist etwas anderes, wenn jemand geradezu besessen ist von einem Bild und anfängt, der Frau auf dem Foto nachzustellen.«
Nana legte Beth die Hand aufs Knie. »Alle Leute machen irgendwann mal was Verrücktes.«
»Aber doch nicht so was!«, protestierte Beth. »Ich fühle mich da bedroht.«
Wieder schwieg Nana. Dann sagte sie mit einem resignierten Achselzucken: »Vielleicht hast du ja Recht.«
Beth blickte erstaunt auf. Plötzlich war sie todmüde. »Darf ich dich um einen Gefallen
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