The New Dead: Die Zombie-Anthologie
wandte sich zu seinem Angreifer um. Der Aufständische feuerte immer weiter auf das gelbe Ziel, und plötzlich begriff ich, warum die Armee diese absurde Farbe für die Uniformen der PMKs gewählt hatte.
Es spielte keine Rolle, wenn auf sie geschossen wurde. Es war sogar besser, denn so waren die Soldaten, die lebten und Tarnuniformen trugen, nicht das Ziel.
Der PMK brach nicht zusammen. Er taumelte ein wenig bei jeder Kugel, die ihn traf, aber er machte keinerlei Anstalten, zum Gegenangriff überzugehen oder die Arme zu heben, um sein Gesicht zu schützen. Der Aufständische schoss weiter, wobei sein Gesichtsausdruck von wütendem Hass über völliges Unverständnis zu blankem Entsetzen wechselte. Schließlich ging ihm die Munition aus.
Das war der Moment, in dem die PMKs sich in Bewegung setzten und ihn einkesselten. Sie warfen sich auf ihn und drückten ihn mit dem Gewicht ihrer toten Körper zu Boden. Der Aufständische versuchte, das Bajonett von seinem Gewehr abzuziehen und damit auf die gelben Soldaten einzustechen, doch denen war es egal, ob sie verletzt wurden oder nicht, so wie es ihnen nichts ausmachte, wenn man auf sie schoss. Schließlich entwaffneten sie ihn undzerrten ihn zum Lastwagen hinüber. Er wurde auf die Ladefläche geworfen, wo er mich mit irrem Blick anstarrte. Zwar blutete er ein wenig, war jedoch nicht ernsthaft verletzt. Unablässig leckte er sich über die Lippen, als hätte er einen knochentrockenen Mund. Der Oberst hielt Handfesseln aus Kunststoff bereit, die er ihm mit geübten Handgriffen anlegte.
Die PMKs kletterten wieder auf die Ladefläche, ohne die Menschen, die sie so wirkungsvoll eingeschüchtert hatten, auch nur sehen zu können. Wir waren bereits wieder unterwegs, bevor der Staub im Dorf auch nur begonnen hatte, sich zu legen.
Der Einsatz dauerte zehn Tage. Während dieser Zeit sah ich die PMKs ein halbes Dutzend Dörfer auseinandernehmen. Jedes Mal wenn es gelang, einen Aufständischen zu fassen, wurde dieser mit einem Hubschrauber abtransportiert, ohne dass die Gelegenheit bekam, mich mit ihm zu unterhalten. Wir waren schon auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, bevor ich realisiert hatte, dass wir fertig waren. Am Ende des Tages fuhren wir für gewöhnlich zu einem ausgetrockneten Flussbett oder einer Höhle, wo wir die Nacht verbrachten. Der Stabsunteroffizier und die Oberstabsgefreite schliefen in einem Zelt und der Oberst und ich in einem anderen. Die PMKs brauchten keine Unterkünfte, nicht einmal als wir wegen eines Sandsturms einen ganzen Tag nicht weiterkamen. Es bedurfte nur eines Knopfdrucks am Controller, und sie setzten sich mit den Köpfen zwischen den Knien in den Sand und erschlafften. Hin und wieder fiel einer um, aber niemand machte sich die Mühe, ihn wieder aufzurichten.
Sie aßen nicht. Sie konnten zu jeder Tages- und Nachtzeit geweckt werden. Sie langweilten sich nicht. Sie tratschten nicht. Sie brauchten keine Latrinen auszuheben, wenn ein neues Lager aufgeschlagen wurde, und medizinischer Versorgung bedurften sie in nur minimalem Umfang.
Dafür waren die Oberstabsgefreiten zuständig. Seitlich am Lastwagen war eine große Kiste angebracht, die voller Reparaturmaterial war und einen großen Heißluftlaminatorenthielt, mit dem Löcher in der IDS verschlossen wurden. Dafür wurde PET-Folie von einer großen Rolle abgeschnitten und auf jeden Schnitt oder Riss in der Hülle gelegt. Die Obertstabsgefreiten verschweißten mit einem Gerät, das wie ein riesiger Föhn aussah, die Flicken mit der Schutzhülle der PMKs, damit sie wieder luftdicht war. Die PET-Folie wurde dabei so heiß, dass sie Blasen bekam und qualmte, sodass die Oberstabsgefreiten bei dieser Arbeit gezwungen waren, einen Mundschutz zu tragen. Doch die PMKs beschwerten sich nie und rührten sich nicht während dieser Prozedur.
„Was geschieht“, fragte ich den Obersten eines Abends, während wir bei einer Reparatur zusahen, „wenn einer der PMKs sich ein Bein bricht oder von einem Mörser getroffen wird oder …“
„Wenn sie einen bestimmten Funktionalitätsgrad unterschreiten, entfernen wir sie aus dem Dienst.“
„Was bedeutet das?“, fragte ich. „Eine letzte Ölung? Ein militärisches Begräbnis?“
„Diese Ehren haben sie bereits erhalten. Wir erteilen ihnen Befehl Nummer fünfzig, den letzten Befehl, den sie jemals ausführen werden. Sie heben ein Grab für sich aus, steigen hinein und füllen es wieder auf. Was machen Sie denn da mit der Sonnencreme?“, fragte er
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