The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
richtete sich nicht gegen Royce, sondern gegen denjenigen, der ihn lenkte. Natürlich war er ein manipulativer Bastard und hatte es verdient, gehasst zu werden, aber ich wusste, wie es sich anfühlte, von jemandem ferngesteuert zu werden. Für einen Mann, der es gewohnt war, alles unter Kontrolle zu haben, musste der Einfluss des Fokus eine Qual sein. Royce litt schlimmer an der Erniedrigung als ich.
Er war ein Vampir, aber er war auch irgendwann mal menschlich gewesen. Wenn er auch in der kurzen Zeitspanne, die ich ihn jetzt kannte, ein berechnender Mistkerl gewesen war, so hatte er mich doch kein einziges Mal körperlich verletzt — er hatte mich nur benutzen wollen. Der Besitzer des Fokus war anders gestrickt. Wer auch immer es war, er gierte nach Blut. Royce war klug genug, um mich laufen zu lassen, sobald er erfahren hatte, dass die Papiere manipuliert worden waren; aber der Besitzer des Fokus hatte ihn
gezwungen, mich ohne Rücksicht auf Verluste anzugreifen.
Das machte mir die Entscheidung um einiges einfacher.
»Ich werde Sie retten«, versprach ich, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte und an den Leuten vorbei durch das Büro rannte, schneller, als ich je in meinem Leben gelaufen war. Die Schreibtische und Bürotüren waren nur noch verschwommene Flecken. Sobald ich durch die Tür war, folgte ich dem leuchtenden Schild zum Ausgang. Ich rannte die Treppen runter, um Arnold und Sara draußen zu treffen und mit ihnen zu fliehen.
Aber wer wird dich retten? , fragte die spottende Stimme in meinem Hinterkopf.
KAPITEL 30
A rnold und Sara waren in der Lobby und lieferten sich gerade ein Schreiduell mit dem Sicherheitsmann, der gleichzeitig noch Anweisungen in ein Funkgerät brüllte und mit einer Waffe vor den beiden herumfuchtelte. Als meine Freunde mich aus dem Treppenhaus stürmen sahen, gingen sie erleichtert dazu über, mich anzuschreien. Ich verstand kein Wort und musste fürchten, von dem nervösen Wachmann erschossen zu werden, der den Lauf sofort auf mich richtete. Ich rannte ich einfach weiter auf den Ausgang zu.
»Lasst uns verschwinden!«, rief ich auf meinem Weg am Schreibtisch vorbei.
Die beiden folgten mir ohne zu zögern, und ich schaute gerade lang genug zurück, um mir von Arnold die Richtung zum Auto weisen zu lassen. Auf einem kleinen Parkplatz entdeckte ich es schließlich. Erst dann drehte ich mich nach meinen Freunden um.
Sie waren gute anderthalb Blocks hinter mir. Ein Block in New York City ist ziemlich lang, und es überraschte mich, dass ich so viel Vorsprung hatte.
Seltsam. Neben meiner plötzlichen Stärke und meinen Annie-Oakley-artigen Schießkünsten schien ich in der letzten halben Stunde noch andere Talente entwickelt zu haben. In der Ferne wurde das Heulen von Polizeisirenen lauter, aber ich konnte sie nicht sehen. Ein Teil von mir wusste einfach, dass die Cops noch eine halbe Meile entfernt waren und aus der entgegengesetzten Richtung auf Royce’ Bürogebäude zufuhren. Nervös marschierte ich auf und ab, weil mir das alles unheimlich war. Als Sara und Arnold sich ungefähr eine Minute später zu mir gesellten, fiel mir auf, dass ich nicht mal angestrengt war, während die beiden keuchten wie Dampflokomotiven.
»Hey, Rennmaschine.« Sara grinste mich schwach an und schnappte nach Luft. »Wann hast du dich in einen Marathonläufer verwandelt?«
»Als … sie …«, presste Arnold hervor und japste um einiges mehr, als ich nach ein paar Blocks erwartet hätte. Vielleicht war er Kettenraucher? »… den Gürtel … angelegt … hat …«
Entsetzt starrte ich auf das schwarze Leder um meine Hüfte. »Der ist dafür verantwortlich?«
Er nickte und stemmte die Hände auf die Knie, um durchzuatmen. Dann öffnete er das Auto. Wir stiegen alle ein, ich auf den Rücksitz, Sara nach vorne. Ich zuckte zusammen, als ein spöttisches Lachen durch meinen Kopf hallte. Ich kann noch eine Menge mehr, wenn du mich lässt , flüsterte diese seltsame Stimme.
»Ach du heilige Scheiße!«, rief ich und zerrte am Riemen des Gürtels. Arnold und Sara drehten sich
zu mir um und beobachteten mit großen Augen, wie ich mit der Schnalle kämpfte. Sie ließ sich nicht öffnen. Als hätte jemand das Ding mit Superkleber verschlossen!
Gib’s auf , meldete sich die Stimme, und das spöttische Lachen zerrte an meinen Nerven. Bis Sonnenaufgang hast du mich am Hals — naja, an der Hüfte. Entspann dich .
»Ich werde mich nicht entspannen! Verschwinde aus meinem Kopf!«, schrie ich und steigerte
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