The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
vererbt hatten. Das Apartment lag im ersten Stock eines Hauses nah am Central Park. Es war zwar kein Penthouse, dennoch bestand kein Zweifel, dass es ein Vermögen kostete, hier zu wohnen. Im Foyer mit den Marmorsäulen und Goldapplikationen sowie ein paar geschmackvollen Kunstwerken an den Wänden war es ganz still. Das sanfte Plätschern des Springbrunnens in der Mitte des Raums übertönte das Rauschen aus dem Funkgerät des Wachmannes. Diese noble Atmosphäre war zwar nicht mein Ding, aber ich fand es irgendwie beruhigend, den Wachmann zu sehen, selbst wenn es unwahrscheinlich war, dass jemand hier nach mir und Sara suchen würde. Der Wachmann winkte Janine zu. Uns schenkte er lediglich ein schmales, höfliches Lächeln, nachdem er uns gemustert hatte.
»Fühlt euch wie zuhause, Leute«, sagte Janine und schloss die Wohnungstür auf. Aber statt uns durch die Räume zu führen, warf sie ihre Schlüssel auf einen Glastisch neben der Tür und wanderte ohne einen Blick zurück in Richtung Schlafzimmer. »Ich muss noch arbeiten. Wenn ihr einen Film schauen, euch was vom Chinesen oder eine Pizza bestellen wollt — in der Schublade neben dem Kühlschrank sind die Speisekarten. «
»Danke, Spasti«, sagte Sara mit einem Hauch von Zuneigung in der Stimme. »Ich schulde dir was.«
Janine deutete ein Lächeln an und verschwand nach hinten. Arnold betrachtete mit verschränkten Armen das Wohnzimmer. Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und war offensichtlich von der Größe der Wohnung und der teuren Einrichtung überrascht.
Sara und ich warfen unsere Beutel und Taschen auf eines der übergroßen Sofas. Dann setzte ich mich, schaltete den Flachbildfernseher an und zappte. Sara marschierte in die Küche, um Essen zu bestellen. Arnold ging zum Bücherregal und studierte die Titel, während er mit den Fingerspitzen über die Buchrücken fuhr.
»Raus mit der Sprache«, sagte er leise, »was stimmt nicht mit Janine? Sie scheint eigentlich ganz nett zu sein.«
Ich grinste schief und machte den Kasten noch ein wenig lauter, um sicher zu sein, dass sie uns nicht belauschen konnte. »Noch. Warte ab, bis du sie besser kennst. Sie ist hier rausgerannt, als stände ihr Hintern in Flammen, weil wir dich mitgebracht haben.«
»Warum? Bin ich so furchteinflößend?« Er drehte sich grinsend zu mir um und wirkte dabei so gefährlich wie ein Kätzchen.
Ich erwiderte das Lächeln und schüttelte den Kopf. »Sie hat Probleme mit fremden Leuten und neuen Situationen. Mit mir hat sie nie darüber geredet und Sara hat mir auch nichts erzählt, aber ich vermute, dass es entweder mit dem plötzlichen Tod ihrer Eltern
zusammenhängt oder ihr in der Vergangenheit etwas Schlimmes zugestoßen ist. Sie ist schon so, seit ich sie kenne, fast fünf Jahre. Es ist nichts Persönliches, also mach dir keinen Kopf.«
Er runzelte die Stirn und starrte nachdenklich in die Richtung, in die Janine verschwunden war. War er an ihr interessiert oder wollte er sich nur absichern?
Einen Moment später kam Sara ins Wohnzimmer. Sie hatte verschiedene Speisekarten dabei. Obwohl es schon spät war, lieferten sämtliche Restaurants noch. Wir entschieden uns für italienisch und bestellten dann viel zu viel für uns drei.
Als das Essen kam, fielen wir darüber her und sahen uns dabei einen japanischen Monsterfilm-Marathon an. Den Rest des Abends verbrachten wir in angenehmem Fresskoma, während auf der Mattscheibe Tokios Innenstadt wieder und wieder zerstört wurde.
Janine musste irgendwann in der Nacht den Fernseher ausgeschaltet, die Essensreste vom Couchtisch geräumt und uns zugedeckt haben. Wir waren aneinander gelehnt auf dem Sofa eingeschlafen. Als ich aufwachte, lagen Saras Beine auf Arnolds Schoß, und mein Kopf ruhte an ihrer Schulter. Eines meiner Beine baumelte von der Sofalehne und das andere war so angezogen, dass mein Knie fast an der Brust lag.
Mein Rücken protestierte schmerzhaft und ich stöhnte. Als ich mich aufsetzte, stach mich einer der Pflöcke in die Rippen. Arnold war bereits wach, blinzelte mich aber lediglich trübe an.
»Morgen«, gelang es ihm zu sagen. Er klang, als
brauchte er fast so dringend Kaffee wie ich. »Gut geschlafen? «
»Irgendwie. Aber ziemlich verrenkt. Wir müssen völlig erschöpft gewesen sein, um so einzupennen.«
Ich stand gähnend auf und streckte mich. Der Gürtel saß heute Morgen nicht mehr so fest, trotz des guten Essens. Vorsichtig zog ich an der Schnalle. Es funktionierte! Ich zerrte ihn von meiner
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