The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
einen Vampir zu retten, wobei mir mein Werwolf-Freund half, hätte ich mich totgelacht. Dass ich mit einem Gürtel sprach, war immer noch schwer zu glauben.
Die Straße war ungewöhnlich leer. Offenbar hatte Chaz’ Rudel einen Großteil der Fußgänger verscheucht. Juristisch gesehen durften sich Rudel nach ihrer Verwandlung nur in öffentlichen Parks oder Naturschutzgebieten aufhalten. Sie konnten sich zwar willentlich verwandeln, aber überwiegend nahmen sie
dann diesen Zwischenzustand an, zu dem sie auch bei Vollmond gezwungen waren. Angeblich waren sie ›zu ihrer eigenen Sicherheit‹ auf gewisse Gebiete beschränkt, aber in Wahrheit flößten sie den Menschen eine Heidenangst ein, wenn sie halb Mensch, halb Tier waren. Und ein verängstigter Mensch riecht nach Essen. Was zu jeder Menge Probleme und Prozessen führte, mit denen sich niemand, inklusive der Werwölfe, herumschlagen wollte.
Ganz abgesehen davon, dass die Tierfänger ihren großen Tag hatten, wann immer sie einen Werwolf in voller Tierform fingen, der sich dann im Transporter oder im Tierheim in seine Menschenform zurückverwandelte. Normalerweise waren es Teenager, die diesen Streich lustig fanden, obwohl die letzten paar Halbstarken, die es probiert hatten, mit einer heftigen Geldbuße belegt worden waren und teilweise sogar ein paar Tage gesessen hatten. Man sollte allerdings meinen, dass es auffiel, wenn in der Innenstadt von Miami echte Wölfe herumliefen.
Erst zwei Blocks vom Restaurant entfernt normalisierte sich die Anzahl der Passanten wieder. Vor dem Restaurant stand immer noch eine lange Schlange. Weil ich davon ausging, dass ich erwartet wurde, wanderte ich daran vorbei und hielt auf die großen Kerle zu, welche die Vordertür bewachten und mit ihren Muskeln fast ihre Anzüge sprengten.
Einer von ihnen kam auf mich zu, als er mich kommen sah. Er schaute auf sein Klemmbrett und nickte. »Shiarra Waynest?«
»Das bin ich.« Ich hielt einen Meter vor ihm an. Er musterte mich herablassend, und es war klar, dass ihm weder meine Kampfstiefel noch mein Ledermantel besonders gefielen. Passte nicht zu den Diamanten und der Seide des restlichen Publikums. Pech gehabt.
»Hier entlang bitte.« Ohne sein höhnisches Lächeln zu verbergen, bedeutete er mir, mit ihm um die Ecke des Gebäudes zu gehen. Das gefiel mir nicht. Ich folgte ihm, zog jedoch die Hände aus den Taschen und legte sie auf die beruhigende Vertrautheit des Gürtels. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich um Klassen sicherer, sobald ich die Ledergriffe der Pflöcke und das kühle Metall der Reservemunition für die Pistolen berührte.
Der Kerl zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür zu einem schmalen Durchgang zwischen dem Restaurant und dem nächsten Gebäude. Er war gut von Bodenscheinwerfern erleuchtet und führte zu einem schmiedeeisernen Tor mit Stacheldraht darauf. Mir wurde unwohl, als ich bemerkte, dass man nicht nur einen Schlüssel brauchte, um diese Gasse zu betreten, sondern auch, um wieder ins Freie zu gelangen. Unser Weg führte uns zu einem anderen Eingang an der Seite des Restaurants. Ein paar Stufen führten hinauf. Über uns hing eine kleine Markise. Hier brauchte er einen anderen Schlüssel.
Er schloss die Tür auf und hielt sie für mich offen, sodass ich freien Blick auf eine hellerleuchtete Treppe hatte, die in den Bereich über dem Hauptspeisesaal führte. Es ging nur nach oben.
»Folgen Sie einfach der Treppe. Oben wird Sie jemand empfangen und Ihnen den weiteren Weg weisen.«
Der Kerl klang gelangweilt, aber ich konnte die Neugier in seinen Augen sehen. Er wusste nicht, warum ich hier war. Interessant.
Ich blieb einen Moment unentschieden stehen. Zu wissen, dass es eine Falle war, machte es kein Stück einfacher, mich in die Höhle des Löwen zu begeben. Nur der Gedanke daran, was sie Sara antun würden, wenn ich jetzt weglief, trieb mich an dem Rausschmeißer vorbei auf die erste Stufe der Treppe. Und dann fiel hinter mir die Tür zu, und ich konnte hören, wie das Schloss einrastete.
KAPITEL 43
D ie Treppe war nicht besonders furchterregend. Keine der Glühbirnen war kaputt oder flackerte auch nur. Die Stufen und der Handlauf waren aus schönem dunklem Holz, die Wände sauber und in einem matten Weiß gestrichen. Keine Bilder, keine Poster, kein Graffiti.
Als ich oben ankam (ich zählte zweiundvierzig Stufen), stand ich wieder vor einer Tür. Diese war ebenfalls aus einfachem, dunklem Holz und hatte einen Kupferknauf ohne
Weitere Kostenlose Bücher