THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
vergaß.
»Arnold gab mir, bevor ich das erste Mal gegen dich gekämpft habe, ein Amulett. Es sollte Vampire davon abhalten, an meinen Gedanken und Gefühlen herumzuspielen. Ich kann irgendwie verstehen, wie Max es umgangen hat, nachdem ich an ihn gebunden war. Aber ich verstehe nicht, wie du es geschafft hast. Wie ist es dir gelungen, bevor ich gebunden war?«
Er schenkte mir ein freundliches, viel zu unschuldiges Lächeln. »Ich bin ein uralter älterer Vampir, Shiarra. Ich glaube, das sagt alles.«
»Nein«, entgegnete ich, weil seine Antwort mich nicht zufriedenstellte. »Es ergibt keinen Sinn. Wie konntest du Magierwerk einfach so ausschalten? Ich konnte Dawns Tarn zauber mühelos durchschauen und habe gesehen, wie Vampire zu Sklaven wurden, um für sie zu kämpfen. Was du getan hast, war … anders. Ich verstehe es nicht.«
Seine Reaktion kam unerwartet. Er wirkte verlegen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen, als wäre ihm etwas peinlich. Irgendwie sah er süß aus. Ich hatte nie gedacht, dass ich diesen Vampir einmal süß nennen würde, nicht einmal in meinen Gedanken, aber sein unbehaglicher Versuch, sich zu sammeln, war seltsam liebenswert. Auch wenn die nächsten Worte aus seinem Mund alles andere waren als das.
»Ich bin mir sicher, dass dir inzwischen klar geworden ist, dass meine Spezialität die Manipulation anderer ist. Ich beeinflusse die Gefühle anderer Personen und nutze das, um die Leute zu kontrollieren, bei denen es nötig ist. Die meisten Vampire besitzen nicht meine Fähigkeit, magische Barrieren zu umgehen. Selbst Max ist mir nicht gewachsen, wenn es darum geht, Willen zu brechen.«
Mein Entsetzen musste offensichtlich gewesen sein, nachdem er seine Augen öffnete, um mich zu mustern, als ich meine nächste Frage flüsterte. »Hast du mir das die ganze Zeit schon angetan? Macht die Blutbindung es dir nur leichter, meine Abwehr außer Kraft zu setzen?«
»Trügest du nicht das Amulett, könntest du nicht solche zusammenhängenden Fragen stellen. Es sorgt dafür, dass es mir schwerer fällt, ›deine Abwehr außer Kraft zu setzen‹, wie du es ausdrückst, aber es war mir bereits nicht unmöglich, bevor du gebunden wurdest.«
»Warum konnte ich dann klar denken, bis Max mich gerufen hat? Sollte ich mich nicht dauerhaft von ihm angezogen fühlen? Oder von dir?«
»Nein. Mit ein wenig Übung können die meisten von uns die Anziehungskraft der Blutbindung entweder verstärken oder dämpfen. Wir können sie sozusagen einstellen, je nach dem, was unseren Zwecken gerade am besten dient. Max und ich hatten lange Zeit, diese Fähigkeit zu perfektionieren.«
Ich sagte nichts, sondern starrte nur auf die Tasse in meinen Händen und bemerkte, dass die Flüssigkeit zitterte.
»Theoretisch«, fuhr er fort, »hättest du viel mehr Probleme, zusammenhängend zu denken, wenn du das Amulett nicht trügest. Die Verbindung mag vorübergehend alle eigenen Gedanken verdrängen und deine Persönlichkeit auslöschen, bis du nur noch bist, wie wir dich haben wollen. Die Veränderung würde die ersten paar Wochen anhalten, während die Verbindung sich setzt, unterstützt von weiteren Dosen des Blutes deines Gastgebers. Nicht, dass dies im Moment eine Rolle spielen würde.« Er seufzte tief, dann sprach er weiter. »Abgesehen von alldem ist unsere Bindung nicht der Grund, warum ich dich hierhergebeten habe. Es mag eine unnötige Sorge sein, aber ich habe das Gefühl, dass Athena vielleicht versuchen wird, dich zu kontaktieren. Falls sie das tut, rate ich dir, so schnell und weit wegzulaufen, wie es dir nur möglich ist.«
Im Moment war nicht der beste Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was passieren könnte, wenn Royce seine Meinung änderte und mich doch nicht in Ruhe ließ. Wenn er mir mit seinem vampirischen Charme anbot, die Verbindung zu verlängern, gab es kaum eine Chance für mich abzulehnen. Ich ergriff die Gelegenheit, das Thema zu wechseln, und stellte die erste Frage, die mir in den Kopf kam.
»Wer zur Hölle ist Athena?«
Royce lächelte humorlos. »Athena ist der Vampir, der uns geschaffen hat.«
»Dein Schöpfer.«
»Ja.«
Ich dachte darüber nach und erinnerte mich an einiges, was Max mir erzählt hatte. Plötzlich war ich gar nicht mehr so müde. Royce war in der Stimmung, Fragen zu beantworten, und das wollte ich ausnutzen.
»Wer ist Helena von Volos? Warum hat Max ständig von ihr gesprochen?«
Royce’ Miene verfinsterte sich, und er sah mich nicht länger an. »Sie
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