THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
nach ihrem toten Meister schrien. Ihr Jammern war so herzerweichend gewesen, ihre Verzweiflung so tief, ihr Schmerz so offensichtlich von ihren bleichen Gesichtern abzulesen, dass es mir eine panische Angst eingejagt hatte. Dass jemand solch tiefe Gefühle für ein Monster entwickeln konnte, das sich von einem selbst er nähren musste, um zu überleben, hatte mich abgestoßen und dafür gesorgt, dass ich mich vollkommen von Vamps fernhielt. Natürlich nur bis zu diesem unglücklichen kleinen Zwischenfall mit dem Dominari-Fokus.
Ein kalter Schauder huschte mir über den Rücken, als ich plötzlich verstand, wie die Menschen, die an Vamps gebunden waren, einen so tiefen Verlust empfinden konnten – verzweifelt wie ein Süchtiger, wenn man ihm seine Droge weg nahm. Ich klammerte mich so fest an den Waschbeckenrand, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Dann lehnte ich mich vor und starrte mir im Spiegel in die Augen, während ich versuchte, mich daran zu erinnern, was Vampire zu Monstern machte. Sie waren gefährlich. Deswegen musste ich Max Carlyle zerstören.
Und deswegen musste ich mich auch um jeden Preis von Royce fernhalten.
Ich wandte mich ab, schlüpfte schnell in meine Jeans und zog mir einen Rollkragenpulli über den Kopf, um die Bissspuren zu verbergen. Ich würde darüber nicht mehr nachdenken – nicht jetzt. Ich betete es mir wieder und wieder vor, während ich mich schnell fertig anzog und versuchte, in dem klaustrophobisch engen Badezimmer nicht mehr in den Spiegel zu schauen.
Als ich aus dem Schlafzimmer kam, schüttelte Devon den Kopf. Royce hatte nicht angerufen. Wütend und nervös setzte ich mich dem Jäger gegenüber hin.
»Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Normalerweise ruft er sofort zurück.«
Devon schob eine der Tassen zur Seite, welche die Polizisten stehen gelassen hatten. »Vielleicht ist er sauer, weil du ihn gestern Abend hast auflaufen lassen.«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Ich lehnte mich zurück, während meine Finger auf dem Tisch einen schnellen Rhythmus trommelten. »Er wollte dort im Wald mit mir reden. Erinnerst du dich? Er hat gesagt, er würde sich melden.«
»Ja, ich erinnere mich.«
Ich stand wieder auf, wanderte kurz auf und ab, dann hielt ich an, um die zerrissenen Reste von Chaz’ Kleidung vom Boden zu sammeln. Seine Schlüssel, die Geldbörse und das Handy steckten in seinen Jeanstaschen, also brachte ich sie zu meiner Tasche und warf sie hinein, bevor ich die zerrissenen Stoffreste in den Müll stopfte.
»Wir können Chaz nicht hierlassen. Er muss mitkommen.«
»Was?!« Devon war so außer sich, dass man hätte meinen können, ich hätte erklärt, sie müssten sich ein Bett teilen. »Nein, er kann nicht mit uns kommen! Auf keinen Fall kann ich ihn zu Jack mitnehmen. Die anderen Jäger würden ihn umbringen.«
Ich lachte, sammelte ein paar der leeren Tassen ein und trug sie in die Küche. »Ich habe nicht gesagt, dass du ihn zu Jack mitnehmen sollst. Ich habe nur gesagt, dass er mitkommen muss.«
Chaz bewegte sich, als ich ihn mit dem Fuß anstieß, und rutschte ein Stück weiter, sodass er jetzt auf dem Teppich statt auf den Fliesen lag. Devon rückte unauffällig seinen Stuhl weiter nach hinten, als der große Werwolf näher kam. Ich ignorierte sie beide, stellte die Tassen in die Spüle und fing dann an, Schränke zu durchwühlen.
»Ich bringe dich zurück, wenn wir hier fertig sind«, entgegnete Devon missmutig. »Das Letzte, was ich brauchen kann, ist, dass Jack mich wieder fertigmacht, weil ich seine Befehle nicht befolgt habe.«
Wieder? Hmm, was hatte er wohl beim ersten Mal getan?
»Mach dir keine Sorgen, ich komme ja mit dir zurück. Ich kann ihn einfach nicht so hierlassen.« Mein zweiter Schlüsselbund lag ganz hinten in einer Schublade, vergraben unter abgelaufenen Einkaufscoupons. »Kannst du den Wagen vorfahren? Ich will ihn nicht allzu weit laufen lassen.«
Der Weißhut beäugte Chaz misstrauisch. Chaz legte seine Ohren an, aber sonst bewegte er sich nicht. Mit einem unterdrückten Fluch stand der Jäger auf.
»Komm in ungefähr zehn Minuten runter. Ich klappe die Sitze um, damit er reinpasst.«
»Super, danke!«
Devon ging in den Flur. Ich kniete mich neben Chaz, um nach seiner Schulter zu sehen. Als ich das Handtuch anhob, das als Kompresse gedient hatte, konnte ich sehen, dass die Wunde aufgehört hatte zu bluten. Er gab ein tiefes Grollen von sich, als ich das Handtuch auf die Arbeitsfläche warf.
»Oh, ruhig jetzt! Es
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