The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
Erklärungen für das Shibari gibt? Nein? Die eine beruft sich auf die pure Gewalt von ausgeübter Macht. Es heißt, dass die japanischen Behörden im Mittelalter – vielleicht sogar noch früher – für jeden Gesellschaftsstand eine eigene Version der Fesselung hatte. Daraus entstand das Bondage, das ins Sexuelle hinüberglitt. Die andere Version besagt, dass die Mönche in den Bergklöstern die Novizen in Fesseln gelegt haben, damit diese von allen äußeren Einflüssen befreit sich auf ihre Meditation konzentrieren konnten. Wie ich finde, eine äußerst sympathische Vorstellung.“ Samantha zündete sich eine weitere Zigarette an, sog den Rauch wieder genüsslich ein und lächelte. „Sie müssen sich doch vollkommen erschlagen fühlen?“ Ich sah auf, ließ meinen Blick über das Rosenblütenmeer vor uns gleiten und nickte.
„Ja … bin ich. Zumal Russel da einige Begriffe fallen lassen hat, die mir absolut unbekannt sind und die ich nicht einordnen kann. Ich gebe zu, ich habe mich bisher noch nicht mit dieser Art zu leben beschäftigt.“ Jetzt war es an ihr zu nicken.
„Es gibt nur eine Sache, die Sie sich merken sollten“, sagte sie, wendete sich zu mir und stützte den Kopf auf ihren Arm. Ihre Stimme nahm einen ernsten Klang an, der in völligem Widerspruch zu ihren freundlichen dunklen Augen stand. „Egal, was man Ihnen in den nächsten Wochen und Monaten erzählen will … Zweifeln Sie niemals an Ihrem bisherigen Leben.“ Samantha drückte die Zigarette aus, nahm den Aschenbecher in die Hand und sah nachdenklich auf die Überreste darin. „Nur weil es Ihnen im Augenblick Spaß macht, Anweisungen anzunehmen, sind Sie noch lange nicht devot. Nur weil es für Sie in bestimmten Situationen erregend ist, Schmerz zu verspüren und diesen zum Lustgewinn nutzen, sind Sie noch lange kein masochistischer Mensch.“ Samantha erhob sich und ich stand ebenfalls auf. Die Sonne hatte sich hinter einigen Wolken verzogen und es wurde kühler. Zu kühl, um hier weiter zu sitzen. „Vielleicht werden Sie irgendwann in ferner Zukunft feststellen, dass da tatsächlich eine Neigung in Ihnen geschlummert hat … aber im Moment ist das alles für Sie noch neu und verwirrend. Lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen und stellen Sie sich nicht infrage. Versprochen?“ Wir hatten die Tür zur Küche erreicht und ich wollte mich gerade für ihren Rat bedanken, als wir aus der Küche heraus lauten Tumult hörten. Die Tür wurde aufgerissen und Zachery stand darin. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. „Ach … hier seid Ihr“, sagte er, nahm Samantha am Arm und schob mich gleich mit.
„Solveig flippt vollkommen aus … Er hat eine Sondersitzung einberufen.“ Fragend sah ich ihn an. „Ja … Ihretwegen … Mädchen, was haben Sie an sich, dass Sie dem armen Kerl so die Petersilie verhageln.“
„Wo ist Russel?“, fragte Samantha dazwischen. Zachery sah sich immer wieder nervös um. „In der Galerie. Kundengespräch.“ Und an mich gerichtet, fuhr er fort. „Können Sie versuchen ihn zu erreichen, während wir versuchen, das Schlimmste zu verhindern?“ Trotz der Brisanz, die er mit seinem Auftreten an den Tag legte, schien er eher amüsiert denn besorgt. Ich nickte heftig, zog mein Handy und versuchte die Nummer herauszusuchen.
Doch ich war so nervös, dass ich mich mehrfach vertippte. Zachery und Samantha waren hineingegangen, hatten die Tür der Küche, die in die Eingangshalle führte, jedoch offen stehen lassen.
So konnte ich sehen, wie sich die anderen Mitglieder im großen Saal versammelten. In was für einen verrückten Verein war ich hier hereingeraten. Mit einem wütenden Blick in meine Richtung schloss Solveig die Tür hinter sich.
Natürlich war nur die Mailbox zu erreichen. Ich gab ihm – so wenig wirr wie irgend möglich – eine kleine Bestandsaufnahme des Geschehens hier und schlich dann selbst hinein. Die Türen waren zwar aus dickem Holz und schluckten deshalb die meisten Geräusche, doch ich hoffte, wenn ich den Atem anhalten würde und meinem Herz verbieten würde, so heftig zu schlagen, wenigstens etwas zu verstehen.
Ich lehnte also an der Tür, schloss die Augen, damit ich mich besser konzentrieren konnte und lauschte. Nur einige Brocken drangen dumpf an mein Ohr und die gefielen mir nicht. Solveig hatte sich anscheinend in Rage geredet und seine Stimme drohte umzukippen, als ich Worte wie „verdammte Bullenbraut“ und „die nimmt uns hoch“ vernehmen konnte. „Mist“,
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