The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
könnte, dass sie das Thema wechselten, sobald ich zu ihnen ins Zimmer trat. Ich war immer der Meinung gewesen, sie würden sich über Themen unterhalten, die nicht für die Ohren eines kleinen Kindes bestimmt waren, doch jetzt fragte ich mich, ob es wohl etwas völlig anderes gewesen war. Womöglich sogar etwas, wofür ein Mensch umgebracht werden könnte.
»Komm schon, Deedeelein.« Grandpa nahm Dee an der Hand. »Wollen wir uns mal um dein Zimmer kümmern.«
»Aber ich werde doch bei Nina schlafen.« Die Ränder von Dees Augen röteten sich bereits.
Bevor sie allerdings anfing zu weinen, sagte ich: »Natürlich schläfst du bei mir, aber vielleicht hättest du ja doch gern einen Ort, wo du all die Dinge aufbewahren kannst, die du nicht die ganze Zeit brauchst.«
Grandpa zwinkerte mir über ihre Schulter hinweg zu. »Sie hat recht, Deedeelein. Dann ist es fast so, als hättest du zwei Zimmer. Du hast es sogar besser als ich. Ich muss mir meins mit ihr teilen …« – er deutete mit dem Daumen auf Grandma – »und zwar für den Rest meines Lebens.«
»Und das wird nicht mehr lange dauern, wenn du so weitermachst, alter Mann.« Grandma erhob mahnend einen Finger. »Jetzt aber raus mit euch beiden.«
Als sie außer Hörweite waren, beschloss ich, das Risiko einzugehen. »Grandma, hatte Ginnie eigentlich eine Freundin namens Rita?«
Grandma sah mich über ihre Brillengläser hinweg an. »Hmm, bin mir nicht sicher. Warum fragst du?«
»Als ich die Sachen packte, fand ich ein Stück Papier mit diesem Namen drauf. Ich hab nie eine Rita getroffen, die sie gekannt hätte.«
Grandma zupfte eine Zeitlang an ihrer Unterlippe herum. Dann endlich sagte sie: »Die einzige Rita, an die ich mich erinnere, war eine Freundin von Ginnie an der Highschool. Sie war ein paar Jahre älter als deine Mom und dein Dad. Ich glaube, sie war verwandt mit …« Sie hielt inne, um sich einen Fussel vom Ärmel zu zupfen. »Nein, ich kann mich nicht an den Namen erinnern. War wohl eine Schwester von einem Freund von Ginnie und Alan. Soweit ich mich erinnere, war sie in einer der ersten Gruppen auserwählter Mädchen, als das We LS -Programm vor über dreißig Jahren ins Leben gerufen wurde. Das Komische war nur, wenn ich mich da richtig erinnere und sie dieses Mädchen ist, dass sie auf dem Weg nach O’Hare raus, wo sie das Shuttle zur Weltraumstation für das We LS –Training nehmen sollte, spurlos verschwand. Man hat sie nie wieder gesehen oder etwas von ihr gehört.« Grandma schüttelte den Kopf. »Manche waren der Ansicht, sie habe das von Anfang an so geplant, dass sie da nicht hinmusste, doch ich denke schlicht und ergreifend, dass es sich um eine Entführung handelte. Sie blieb allerdings nicht die einzige Bekannte deines Vaters, die im Lauf der Jahre von der Bildfläche verschwand.«
Ginnie hatte mir nie etwas Derartiges erzählt – dass Freunde verschwunden waren. Ich war überzeugt, dass Grandma noch viele weitere Geschichten über meinen Vater und Ginnie kannte, von denen ich nichts wusste. Ich konnte mich nur mit Mühe und Not davon abhalten, ihr von dem Buch zu erzählen und dass mein Vater noch lebte. Ich musste mir erst Dees Babybuch näher ansehen und sichergehen, dass das alles auch wirklich wahr war. Es hatte keinen Sinn, wenn ich erst Grandmas Hoffnungen schürte und sich dann herausstellte, dass das alles nichts als eine durch Medikamente ausgelöste Halluzination gewesen war.
»Da ist noch etwas, Grandma. Auf diesem Blatt Papier stand auch dein Name und daneben eine Notiz zu einem We LS -Vertrag.«
»Ach ja, Ginnie hat dich da rausgekauft und dann hat sie mir den Vertrag geschickt, damit ich ihn aufbewahre. Sie war besorgt, dass Ed ihn in die Finger kriegen könnte. Er hat eine gewisse Quote zu erfüllen und sie bezweifelte, dass er dich in Frieden lassen würde, wenn er mal nicht genügend Bewerberinnen hätte.«
»Oder wenn er wieder mal sauer auf sie war«, murmelte ich.
Grandma sah mich verwundert an. »Was willst du damit sagen?«
»Vergangenen Sommer meinte Ed zu Dee, dass er uns in eins der Rang-fünf-Apartments im Westen von Cementville umquartieren wolle. Sie war so aufgeregt. Wir alle waren das. Und dann kam Ginnie eines Abends nach Hause, den ganzen Arm voller blauer Flecken. Am nächsten Tag erklärte Ed Dee, dass wir wegen ihrer Mutter bleiben müssten, wo wir hingehörten, und zwar in einem Modul des untersten Rangs. Sie war völlig geknickt.«
Grandma blickte finster drein. »An diesem Mann
Weitere Kostenlose Bücher