The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Ginnies Zimmer her. Meadows leerte den Inhalt des Nachtkästchens auf dem Bett aus. Dees Babybuch lag ganz oben auf dem Haufen.
Mein Herz fing wie wild an zu hämmern, und eiskalt durchfuhr es mich. Das Album.
Meadows nahm es in die Hand und sagte: »Was ist das hier?«
Mir stockte der Atem, als er es an Agent Crupp weiterreichte.
Sie blätterte durch die Seiten. »Ein Buch für Mütter mit Erinnerungen an die Geburt ihres Kindes. Nichts Wichtiges.« Sie warf es achtlos zur Seite, dann setzten sie und Meadows ihre Suche fort.
Als sie fertig waren, scheuchten sie uns zurück ins Wohnzimmer. Dann sprach Agent Crupp zu uns: »Wenn ihr beiden klug seid, dann vergesst, was auch immer eure Mutter euch an abwegigen Ansichten über die Regierung eingetrichtert hat. Denn radikale Elemente wie sie sind es, die in der Gosse landen.« Sie zog die Tür hinter sich zu und ließ uns allein inmitten des Chaos.
Wir brachen beide heulend auf dem Boden zusammen. »Ich hasse Sie!«, brüllte Dee der verschlossenen Tür entgegen.
Ich nahm sie in den Arm und hielt ihr den Mund zu. »Nicht. Bitte nicht.« Ich war mir nicht sicher, wozu diese Agenten noch fähig waren oder ob sie uns hören konnten. Und ich würde kein Risiko eingehen, sie gegen uns aufzubringen.
Nach gefühlten Stunden schaffte ich es endlich, den Hörer in die Hand zu nehmen und Grandma anzurufen.
»Wir sitzen bereits im Express. Wir müssten in etwa fünfzehn Minuten in Cementville ankommen«, beruhigte mich Grandma. »Wo seid ihr?«
»Zu Hause.«
»Du und Dee, ihr macht jetzt Tee für uns. Ihr müsst euch irgendwie beschäftigen. Denkt nicht allzu viel nach. Wir sind so schnell wie möglich bei euch. Wir lieben euch beide, Nina.«
Ich stellte meinen PAV ab. »Grandma meint, wir sollen Tee kochen. Los, setzen wir Wasser auf.« Ich stand da und hielt meiner kleinen Schwester die Hand hin, um sie hochzuziehen. Dann umarmte ich sie. »Wir schaffen das schon, Deedee. Schwestern müssen zusammenhalten. Sie stehen Dinge gemeinsam durch.«
Ich brachte Dee dazu, sich an die Arbeit zu machen, in der Hoffnung, dass Grandma recht hatte und es helfen würde, wenn wir uns auf bestimmte Aufgaben konzentrierten. »Benutz den Teekessel. Grandma mag es, wenn man den Tee auf ganz altmodische Weise zubereitet. Ich bin gleich wieder zurück. Ich muss nur schnell was holen.«
Eilig ging ich in Ginnies Zimmer, schnappte mir das Babybuch und öffnete es. Vorne im Umschlag steckte ein Stück Papier. Es handelte sich um eine Auflistung in Ginnies Handschrift: 1. Rita, daneben war ein Haken gesetzt. 2. We LS -Vertrag – Grandma, auch dieser Punkt war abgehakt. Ich blätterte den Rest der Seiten durch. Da war nichts Auffälliges zu finden. Ginnie hatte sich Dinge zu Dee notiert, direkt neben den Fotos und Erinnerungsstücken. Ich wollte mir das Ganze näher ansehen, doch da pfiff der Teekessel und Dee rief nach mir.
Ich versteckte das Album in der untersten Schublade meines Kleiderschranks. Es musste eben bis später warten.
***
Bei Morden an Menschen der unteren Ränge wurden selten mit Nachdruck Ermittlungen angestellt – nach ein paar Tagen wussten wir immer noch nicht, ob man Ginnies Mörder gefunden hatte, und ich war überzeugt, dass sie im Grunde auch nicht daran dachten, groß nach ihm zu suchen. Ich hatte Officer Jelneck bereits ein paarmal angerufen, da ich ihr meinen Verdacht gegen Ed nicht vorenthalten wollte und auch nicht die Tatsache, dass ich mir sicher war, ihn im Krankenhaus gesehen zu haben. Ich hatte ihr bereits mehrere Nachrichten hinterlassen, doch sie hatte keinen meiner Anrufe erwidert.
Der Vermieter gab uns bis Ende des Monats Zeit – ganze sechs Tage –, um aus dem Wohnmodul auszuziehen. Wir brauchten lediglich drei.
Das Modul war so klein, dass wir vier – Grandma, Grandpa, Dee und ich – es allein schon ausfüllten. Es gab verdammt viel zu tun, sodass ich keine Gelegenheit fand, mir ungestört das Babybuch anzusehen und über meinen Vater nachzudenken. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn ich ihn tatsächlich fand. Ich hatte noch nicht einmal eine Vorstellung, welche Art von Reaktion ich mir von ihm erhoffte, geschweige denn, wie ich selbst reagieren würde. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er am Leben war – nach all der Zeit … Ich versuchte, nicht zu viel über all das nachzudenken, und ich wollte auch nicht nachgrübeln, weshalb meine Mutter dieses Buch vor mir versteckt gehalten hatte. Alles,
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