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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Der Muskel an ihrem Hals zuckte noch ein- oder zweimal, dann hörte er wieder auf. Sie wurde wieder gelassen.
    »In den Bars ist kein Mensch«, sagte Larry plötzlich. »Ich war bei Pat's an der Forty-third, und es war völlig leer. Es gibt da eine große Mahagoni-Bar, und ich ging dahinter und schenkte mir ein Wasserglas Johnny Walker ein. Dann mochte ich dort nicht mehr bleiben. Ich ließ das Glas auf der Bar stehen.und ging raus.«
    Sie seufzten beide im Chor.
    »Sie sind angenehme Gesellschaft«, sagte sie. »Ich mag Sie sehr. Und ich bin froh, daß Sie nicht verrückt sind.«
    »Danke, Mrs. Blakemoor.« Er war überrascht und erfreut.
    »Rita. Ich heiße Rita.«
    »Okay.«
    »Haben Sie Hunger, Larry?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Vielleicht würden Sie die Dame zum Essen ausführen.«
    »Es wäre mir ein Vernügen.«
    Sie stand auf und bot ihm mit einem etwas herablassenden Lächeln den Arm. Als er sich bei ihr einhakte, roch er ihr Duftkissen, das bei ihm tröstliche und beunruhigend erwachsene, ja, alte Assoziationen wachrief. So ein Duftkissen hatte seine Mutter immer bei sich gehabt, wenn sie mit ihm ins Kino gegangen war.
    Aber er vergaß es gleich wieder, während sie aus dem Park hinaus und die Fifth Avenue entlanggingen, weg von dem toten Affen, dem Monster-Schreier und der verderbenden Süßigkeit, die ewig in der öffentlichen Toilette an der Transverse Number One saß. Sie plapperte unaufhörlich, und später konnte er sich an nichts von dem erinnern, was sie geplappert hatte (doch, an eines: Sie hatte immer davon geträumt, sagte sie, mit einem gutaussehenden jungen Mann die Fifth Avenue entlangzugehen, einem jungen Mann, der ihr Sohn hätte sein können, es aber nicht war), aber er dachte später oft an diesen Spaziergang, besonders, als sie langsam auseinanderfiel wie ein schlampig gefertigtes Spielzeug. An ihr schönes Lächeln, ihr leichtes zynisches und lässiges Geplapper und das leise Rascheln ihrer Hosen.
    Sie gingen in ein Steak-House, und Larry kochte, zwar ein wenig ungeschickt, aber sie applaudierte bei jedem Gang: Steak, Pommes Frites, Instant-Kaffee und Erdbeerrhabarbertorte.

28
    Im Kühlschrank stand eine Erdbeertorte. Sie war mit Folie Marke Saran Wrap bedeckt, und nachdem Frannie die Torte eine Weile mit stumpfen, nachdenklichen Augen betrachtet hatte, nahm sie sie heraus. Sie stellte sie auf den Tisch und schnitt ein Stück ab. Eine Erdbeere fiel leise klatschend auf den Tisch, als sie das Stück Torte auf einen kleinen Teller legen wollte. Sie hob die Beere auf und ass sie. Sie wischte den kleinen Saftfleck auf dem Tisch mit dem Putzlappen weg. Sie zog das Saran Wrap über den Rest der Torte und stellte sie wieder in den Kühlschrank.
    Als sie sich umdrehte, um ihre Torte zu holen, fiel ihr Blick auf das Messergestell neben den Wandschränken. Ihr Vater hatte es gebastelt. Es hatte zwei Magnetschienen. Daran hingen die Messer mit den Klingen nach unten. Die Sonne des frühen Nachmittags spiegelte sich auf ihnen. Sie sah die Messer lange an, starr, dumpf und etwas neugierig, ohne die Augen abzuwenden, während sie mit den Händen unablässig die Falten der Schürze knetete, die sie sich um die Hüften gebunden hatte.
    Endlich, etwa fünfzehn Minuten später, fiel ihr ein, daß sie sich eben mit etwas beschäftigt hatte. Womit? Ohne jeden Grund fiel ihr eine Bibelstelle ein, eine Spruchweisheit: Du siehst den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht. Sie grübelte darüber nach. Splitter? Balken? Was für ein Balken? Ein Dachbalken?
    Ein Dachbalken? Ein Lichtbalken? Mondschein? Sonnenschein? New York hatte einmal einen Bürgermeister namens Abe Beam gehabt, ganz zu schweigen von einem Lied, das sie in der Bibelstunde gelernt hatte - »I'll be a Sunbeam for Him.«
    - den Splitter im Auge deines Bruders -
    Aber es war kein Auge, es war ein Kuchen. Sie drehte sich um und sah, daß eine Fliege über ihre Torte krabbelte. Sie verscheuchte sie mit einer Handbewegung. »Bye-bye, Mr. Fly. Hast nichts zu suchen auf Frannies Kuchen.«
    Sie betrachtete das Stück Torte sehr lange. Sie wußte, daß ihre Mutter und ihr Vater beide tot waren. Ihre Mutter war im Krankenhans in Sanford gestorben, und ihr Vater, in dessen Werkstatt sie sich als Mädchen so wohlgefühlt hatte, lag in seinem Zimmer wie immer und lebte nimmer. Warum kamen ihr die Gedanken immer in Reimen? Sie kamen und gingen in häßlichen Silben und Reimen, wie jene idiotischen

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