Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Kopf!« schrie, sondern... was? Wer? Der schwarze Prinz, vermutete sie. Nicht, daß der Kerl im Lendenschurz wie Prince ausgesehen hätte.
    Später im Verlauf der Sendung (wieviel später konnte sie nicht sagen), brachen andere Männer in das Studio ein, und es kam zu einer Schießerei, die noch realistischer inszeniert war als die Hinrichtungen. Sie sah Männer, die von großkalibrigen Waffen beinahe geköpft wurden, sie wurden rückwärts geschleudert, Blut spritzte im fröhlichen Rhythmus des Pulses aus ihren zerfetzten Hälsen. Sie dachte in ihrer zusammenhanglosen Art daran, sie hätten ab und zu einen Zwischentitel einblenden sollen, der Eltern ermahnte, die Kinder ins Bett zu bringen oder den Sender zu wechseln. Sie erinnerte sich, sie hatte auch gedacht, daß WGAN die Sendelizenz trotz allem entzogen bekommen konnte. Es war ja wirklich eine schrecklich brutale Sendung.
    Als die Kamera nach oben kippte und nur noch die Studioscheinwerfer zeigte, die von der Decke herabhingen, schaltete sie ab, legte sich aufs Sofa und sah zur Decke ihres Zimmers empor. Dort war sie dann eingeschlafen, und heute morgen war sie halb davon überzeugt gewesen, daß sie die ganze Sendung geträumt hatte. Und genau das war im Grunde genommen der springende Punkt: Alles wirkte plötzlich wie ein Alptraum voller Urängste. Mit dem Tod ihrer Mutter hatte es angefangen; der Tod ihres Vaters hatte nur verstärkt, was bereits dagewesen war. Wie in Alice wurde alles einfach immer seltsamer und seltsamer.
    Es war eine Sondersitzung des Stadtrats einberufen worden, die ihr Vater besucht hatte, obwohl er da schon krank gewesen war. Frannie, die sich unwirklich und wie unter Drogen vorgekommen war - aber körperlich nicht anders als sonst -, hatte ihn begleitet. Das Rathaus war überfüllt gewesen, viel überfüllter als bei den Versammlungen Ende Februar und Anfang März. Es wurde viel gehustet und geniest und in Taschentücher geschneuzt. Die Anwesenden waren ängstlich und scheinbar darauf aus, beim geringsten Grund Wutausbrüche zu bekommen. Sie sprachen mit lauten, heiseren Stimmen. Sie standen auf. Sie drohten mit den Fäusten. Sie lamentierten. Viele - und nicht nur Frauen - hatten geweint.
    Anlaß war die Entscheidung gewesen, die Stadt vollkommen abzuriegeln. Niemand durfte hinein. Einwohner durften die Stadt zwar verlassen, mußten sich aber darüber im klaren sein, daß sie nicht zurückkommen konnten. Die Zufahrtssraßen von und zur Stadt - allen voran die US 1 - sollten mit Autos verbarrikadiert werden (nach einem brüllenden Wortwechsel, der über eine halbe Stunde andauerte, bekam der städtische Fuhrpark diese Aufgabe zugewiesen), Freiwillige sollten an drei Straßensperren mit Schrotflinten Wache stehen. Wer versuchen wollte, auf der US 1 nach Norden oder Süden zu fahren, sollte nach Norden über Wells und nach Süden über York umgeleitet werden, wo er auf die Interstate 95 gelangen und damit Ogunquit umfahren konnte. Wenn trotzdem jemand durchwollte, sollten die Waffen sprechen. Erschießen? fragte jemand. Jede Wette, antworteten mehrere andere.
    Eine kleine, etwa zwanzig Personen starke Gruppe sprach sich dafür aus, daß die bereits Erkrankten sofort aus der Stadt geschafft werden sollten. Sie wurden mit überwältigender Mehrheit überstimmt, denn am Abend des 24., als die Versammlung abgehalten wurde, hatten alle in der Stadt, die nicht selbst krank waren, Verwandte oder Freunde, die es waren. Viele glaubten den Nachrichten, in denen mitgeteilt wurde, daß in Kürze ein Impfstoff zur Verfügung stehen würde. Wie, argumentierten sie, sollte man einander je wieder in die Augen sehen können, wenn sich alles nur als ernst, aber vorübergehend entpuppte und man die Eigenen ausgesetzt hatte wie Parias?
    Daraufhin wurde vorgeschlagen, man sollte alle kranken Sommergäste ausweisen.
    Die Sommergäste, ein gewaltiges Kontingent, wiesen darauf hin, dass sie jahrelang die Schulen, Straßen, Obdachlosen und öffentlichen Strande der Stadt mit ihren Steuern unterstützt hatten, die sie für ihre Sommerhäuser bezahlten. Geschäfte, die von Mitte September bis Mitte Juni unter dem Existenzminimum wirtschafteten, konnten sich nur mit Hilfe ihrer Sommerdollars über Wasser halten. Wenn man sie derart ungerecht behandelte, konnten sich die Bewohner von Ogunquit darauf verlassen, daß sie nie wiederkehren würden. Dann konnten die Bewohner wieder Hummer und Venusmuscheln fischen und Miesmuscheln aus dem Dreck buddeln, um ihren

Weitere Kostenlose Bücher