The Stand. Das letze Gefecht
verschwinden wir von hier, bevor jemand... etwas... uns noch erwischen kann. Das Echo seiner Schritte im halbdunklen Korridor des Verwaltungsflügels weckte zu sehr Gedanken an makabere Gesellschaft - Kommst du zum Spielen, Stuart? Sehr gut . Türen mit Ornamentglasscheiben zogen an ihm vorüber, und jede erzählte ihre eigene Geschichte:
DR. SLOANE. AKTEN UND ABSCHRIFTEN.
MR.BALLINGER. MIKROFILME.
REGISTRATUR. MRS.WIGGS.
An der T-förmigen Abzweigung war ein Trinkbrunnen, aber der warme Chlorgeschmack des Wassers drehte ihm den Magen um. Links war kein Ausgang; auf einem Schild an der Fliesenwand, von dem ein orangefarbener Pfeil nach unten zeigte, stand BIBLIOTHEK. Auf dieser Seite schien der Korridor meilenweit zu verlaufen. Etwa fünfzig Meter weiter lag der Leichnam eines Mannes im weißen Anzug, wie ein seltsames Tier, das an eine steile Küste gespült worden war.
Er verlor langsam die Übersicht. Die Anlage war viel größer, als er sich vorgestellt hatte. Nicht, daß er sich nennenswert viel hätte vorstellen können, schließlich hatte er seit seiner Einlieferung kaum etwas gesehen - zwei Korridore, einen Fahrstuhl, ein Zimmer. Jetzt vermutete er, daß das Ganze die Ausmaße eines Großstadtkrankenhauses haben mußte. Er könnte stundenlang hier herumstolpern, wo seine Schritte hallten und Echos erzeugten, und ab und zu über einen Leichnam stolpern. Die lagen hier verstreut wie Preise bei einer grausigen Schatzsuche. Er erinnerte sich noch daran, daß er Norma, seine Frau, in ein großes Krankenhaus in Houston gebracht hatte, als man bei ihr Krebs feststellte. Wohin man dort auch ging, überall hingen kleine Pläne an den Wänden, wo Pfeile auf einen Punkt deuteten. Auf jedem Pfeil standen die Worte: SIE BEFINDEN SICH HIER. Sie hatten sie angebracht, damit die Leute sich nicht verirrten. Wie er jetzt. Er hatte sich verirrt . O Mann, das war schlimm. Das war so schlimm.
»Jetzt werd bloß nicht tharn , du hast es fast geschafft«, sagte er, und seine Worte hallten fremd und tonlos wider. Er hatte nicht laut sprechen wollen, das machte es noch schlimmer.
Er wandte sich nach rechts und ließ den Bibliothekstrakt hinter sich liegen, ging an weiteren Büros vorbei und kam zu einem anderen Korridor und bog dort ein. Er sah sich immer häufiger um und vergewisserte sich, daß ihm niemand folgte - Eider vielleicht -, konnte es aber kaum glauben. Der Korridor endete an einer geschlossenen Tür mit der Aufschrift RADIOLOGIE. Am Türknauf hing ein handgeschriebenes Schild:
BIS AUF WEITERES GESCHLOSSEN. RANDALL.
Stu ging zurück und spähte um die Ecke in die Richtung, aus der er gekommen war. Der Leichnam im weißen Anzug sah aus der Entfernung winzig aus, wenig mehr als ein Fleck, aber als er ihn dort so unveränderlich und für alle Ewigkeit liegen sah, wollte er nur so schnell wie möglich weglaufen.
Er ging nach rechts und ließ ihn wieder hinter sich liegen. Knapp zwanzig Meter weiter endete der Flur wieder in einer T-förmigen Abzweigung. Stu bog rechts ein und ging an weiteren Büros vorbei. Der Korridor führte zum mikrobiologischen Labor. In einer der Laborkabinen war ein junger Mann in kurzen Hosen am Schreibtisch zusammengesunken. Er war im Koma und blutete aus Nase und Mund. Sein Atem rasselte wie Wind, der durch tote Maishülsen weht. Und dann fing Stu an zu laufen, von einem Korridor in den anderen, und kam immer mehr zu der Überzeugung, daß es keinen Ausgang gab, wenigstens nicht auf dieser Ebene. Das Echo seiner Schritte verfolgte ihn, als hätte entweder Eider oder Vic noch lange genug gelebt, um ihm eine Geisterschwadron MPs auf den Hals zu hetzen. Dann wurde das von einer anderen Vorstellung verdrängt, die er irgendwie mit den seltsamen Träumen der letzten paar Nächte in Verbindung brachte. Diese Vorstellung wurde so übermächtig, dass er Angst davor hatte, sich umzudrehen und eine Gestalt im weißen Anzug zu sehen, die ihn verfolgte, eine weißgekleidete Gestalt ohne Gesicht, hinter deren Plexiglashelmvisier nur Schwärze zu sehen war. Eine entsetzliche Erscheinung, ein Killer von jenseits jeglicher Vernunft in Zeit und...
Keuchend bog Stu um eine Ecke und lief etwa zehn Schritte, bis er merkte, daß der Korridor eine Sackgasse war, und gegen eine Tür prallte, über der ein Schild hing. Auf dem Schild stand AUSGANG. Er drückte gegen den Riegel und war überzeugt, daß dieser sich nicht rühren würde, aber er ließ sich leicht öffnen. Stu ging vier Stufen zu einer weiteren
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