The Stand. Das letze Gefecht
Toilette an der Transverse Number One gesehen hatte. Er hatte davon geträumt, und in seinen Träumen erwachte diese schwarze Süßigkeit zum Leben und lockte ihn.
Persönlich machte ihr seiner Meinung nach zu schaffen, was sie herausgefunden hatten, als sie gestern durch den Park gegangen waren. Am Anfang war sie heiter und schwatzhaft und fröhlich gewesen, aber als sie zurückkam, fing sie an zu altern. Der Monster-Schreier hatte auf einem der Wege in einer Lache seines eigenen Blutes gelegen. Seine Brille, beide Gläser gesplittert, lagen zertreten neben seiner ausgestreckten linken Hand. Offenbar war doch ein Monster unterwegs gewesen. Der Mann wies zahlreiche Stichwunden auf. Larry betrachtete ihn ekelerfüllt und fand, daß er wie ein menschliches Nadelkissen aussah. Sie hatte nicht mehr aufgehört zu schreien, und als ihre Hysterie schließlich abgeklungen war, hatte sie darauf bestanden, daß sie ihn begruben. Also hatten sie es getan. Als sie in die Wohnung zurückgingen, war sie die Frau geworden, die er heute morgen vorgefunden hatte.
»Schon gut«, sagte er. » Nur leicht verbrüht. Die Haut ist nicht mal gerötet.«
»Ich hole Brandsalbe. Im Arzneischränkchen ist welche.«
Sie wollte weggehen, aber er hielt sie fest an den Schultern und drückte sie auf den Stuhl. Sie sah ihn mit dunklen Ringen unter den Augen an.
»Nein, du wirst essen«, sagte er. »Rührei, Toast, Kaffee. Dann besorgen wir uns Stadtpläne und suchen den besten Weg, Manhattan zu verlassen. Dir ist klar, daß wir zu Fuß gehen müssen.«
»Ja... das müssen wir wohl.«
Er ging in die Kochnische, weil er das stumme Flehen in ihren Augen nicht mehr sehen wollte, und nahm die beiden letzten Eier aus dem Kühlschrank. Er schlug sie in eine Schüssel, warf die Schalen in den Müllschlucker und fing an, sie zu verquirlen.
»Wohin willst du?« fragte er.
»Was? Ich weiß nicht...«
»In welche Richtung?« sagte er mit einem Anflug von Ungeduld. Er goß Milch in die Eier und stellte die Stielpfanne wieder auf den Herd.
»Nach Norden? Dort liegt Neuengland. Süden? Scheint mir sinnlos zu sein. Wir könnten nach...«
Ein ersticktes Schluchzen. Er drehte sich um und stellte fest, daß sie ihn mit glänzenden Augen ansah und ihre Hände im Schoß dabei miteinander kämpften. Sie versuchte, sich zu beherrschen, hatte aber keinen Erfolg damit.
»Was ist denn los?« sagte er und ging zu ihr. »Was hast du?«
»Ich glaube nicht, daß ich etwas essen kann«, schluchzte sie. »Ich weiß, du willst es... ich versuche es... aber der Geruch...«
Er ging durchs Wohnzimmer, schob die Balkontür auf ihrer Schiene aus rostfreiem Stahl zu und verschloß sie fest.
»So«, sagte er und wünschte sich etwas, daß man ihm seinen Zorn auf sie nicht zu sehr anmerken würde. »Besser?«
»Ja«, sagte sie übereifrig. »Viel besser. Jetzt kann ich essen.«
Er ging in die Kochnische zurück und rührte die Eier um, die Blasen zu werfen begannen. In der Besteckschublade war eine Reibe, und er rieb noch einen Würfel Käse damit und machte ein kleines Häufchen, das er über die Eier streute. Sie bewegte sich hinter ihm, und einen Augenblick später ertönte Debussy durch das Apartment - für Larrys Geschmack zu leicht und hübsch. Ihm lag nichts an leichter klassischer Musik. Wenn man sich schon den klassischen Scheiß anhören mußte, dann sollte man aber auch auf die Vollen gehen und sich Beethoven oder Wagner oder so was reinziehen. Warum herumalbern?
Sie hatte ihn beiläufig gefragt, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente ... der Beiläufigkeit von jemand, überlegte er mißfällig, für den so etwas Nebensächliches wie »Lebensunterhalt« nie ein Problem gewesen war. Ich war Rocksänger, hatte er ihr gesagt und sich dabei gewundert, wie mühelos ihm die Vergangenheitsform über die Lippen kam. Habe eine Weile mit dieser Band gesungen, dann mit jener. Manchmal Studioaufnahmen. Sie hatte genickt, und das war's gewesen. Er verspürte nicht den Wunsch, ihr von »Baby, Can You Dig Your Man?« zu erzählen - das war jetzt Vergangenheit. Die Kluft zwischen diesem und jenem Leben war so riesig, daß er sie noch gar nicht richtig begriffen hatte. In jenem Leben war er vor einem Kokaindealer davongelaufen; in diesem konnte er einen Mann im Central Park begraben und es (mehr oder weniger) als natürlichen Lauf der Dinge akzeptieren.
Er tat die Eier auf einen Teller, stellte eine Tasse löslichen Kaffee mit viel Milch und Zucker dazu (Larry selbst hielt
Weitere Kostenlose Bücher