The Stand. Das letze Gefecht
sich an den TruckerWahlspruch: »Wenn du eine Tasse Milch und Zucker willst, warum bestellst du dann Kaffee?«) und trug alles zum Tisch. Sie saß auf einem Sitzkissen, hielt sich die Ellbogen und war der Stereoanlage zugewandt. Debussy erklang wie geschmolzene Butter aus den Lautsprechern.
»Zur Suppe«, rief er.
Sie kam zaghaft lächelnd zu Tisch und betrachtete die Eier ungefähr so, wie ein Hürdenläufer eine Reihe Hürden ansehen würde; dann fing sie an zu essen.
»Gut«, sagte sie. »Hast recht gehabt. Danke.«
»Mehr als gern geschehen«, sagte er. »Und jetzt paß auf. Ich habe folgenden Vorschlag. Wir gehen die Fifth bis zur 39th Street runter und biegen nach Westen ab. Im Lincoln Tunnel durch New Jersey. Der 495 können wir bis Passaic nach Nordwesten folgen und... sind die Eier gut? Sie sind doch nicht verdorben, oder?«
Sie lächelte. »Prima.« Sie schaufelte mehr in den Mund und spülte mit einem Schluck Kaffee nach. »Genau das, was ich brauche. Sprich weiter, ich höre zu.«
»Von Passaic aus arbeiten wir uns einfach nach Westen vor, bis die Straßen so weit frei sind, daß wir fahren können. Ich dachte mir, dann könnten wir nach Nordosten fahren, Richtung Neuengland. Eine Art Haken schlagen, klar? Sieht vielleicht länger aus, aber ich glaube, wir werden jede Menge Kilometer sparen. Vielleicht nehmen wir uns in Maine ein Haus am Meer. Kitterey, York, Wells, Ogunquit, vielleicht Scarborough oder Boothbay Harbor. Wie hört sich das an?«
Er hatte zum Fenster hinausgesehen und beim Sprechen nachgedacht, jetzt drehte er sich zu ihr um. Was er sah, machte ihm einen Moment große Angst - es war, als hätte sie den Verstand verloren. Sie lächelte, aber es war ein Starrkrampf der Pein und des Entsetzens. Große, runde Schweißperlen standen ihr im Gesicht.
»Rita? Herrgott, Rita, was...«
»... tut mir leid...« Sie sprang auf, stieß den Stuhl dabei um und lief quer durchs Wohnzimmer. Sie blieb mit einem Fuß an dem Sitzkissen hängen, auf dem sie gesessen hatte; es kippte um wie ein riesiger Damestein. Sie wäre um ein Haar selbst gestürzt.
» Rita ?«
Dann war sie im Bad, und er konnte die Würgelaute ihres Frühstücks hören, das wieder hochkam. Er schlug erbost mit der flachen Hand auf den Tisch, dann stand er auf und ging ihr nach. Herrgott, er konnte es nicht ab, wenn Leute kotzten. Man wollte dann immer selbst gleich mitkotzen. Als er den anverdauten Reibkäse im Bad roch, war ihm selbst nach Würgen zumute. Rita saß auf dem meisenblauen Fliesenboden, hatte die Beine untereinander verschränkt und hing immer noch schlapp über der Kloschüssel. Sie wischte sich den Mund mit einem Stück Toilettenpapier ab und sah ihn dann mit leichenblassem Gesicht flehentlich an.
»Tut mir leid, ich konnte es einfach nicht essen, Larry. Wirklich nicht. Es tut mir so leid.«
»Mein Gott, wenn du das so genau gewußt hast, warum hast du es dann überhaupt versucht ?«
»Weil du es wolltest. Ich wollte nicht, daß du böse auf mich bist. Aber das bist du jetzt, nicht? Du bist böse auf mich.«
Er mußte an gestern nacht denken. Sie hatte so hemmungslos mit ihm geschlafen, daß er zum ersten Mal an ihr Alter gedacht und Ekel empfunden hatte. Ihm war gewesen, als stecke er in einer dieser Trainingsmaschinen fest. Er war schnell gekommen, beinahe wie in Selbstverteidigung, und sie war lange Zeit später keuchend und unbefriedigt zurückgesunken. Später, als er kurz vor dem Einschlafen war, hatte sie sich dicht an ihn gekuschelt, und er hatte erneut ihr Duftkissen riechen können, eine teurere Version des Geruches, den seine Mutter immer aufgelegt hatte, wenn sie ins Kino gegangen waren, und da hatte sie etwas gemurmelt, das ihn zurückgerissen und noch zwei Stunden lang wach gehalten hatte: Du verläßt mich doch nicht, oder? Du wirst mich doch nicht verlassen?
Davor war sie gut im Bett gewesen, so gut, daß er fassungslos war. Nach ihrem Abendessen am Tag, als sie sich kennenlernten, hatte sie ihn mit hierher gebracht, und was sich ergeben hatte, hatte sich ganz natürlich ergeben. Er erinnerte sich an einen Augenblick des Ekels, als er sah, wie schlaff ihre Brüste und wie blau die Adern zu sehen waren (er mußte an die Krampfadern seiner Mutter denken), aber das alles hatte er vergessen, als sie die Beine angezogen und die Schenkel mit erstaunlicher Kraft gegen seine Schenkel gedrückt hatte.
Langsam hatte sie gelacht. Die Letzten werden die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
Er war
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