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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weg.« Sie dachte wieder daran, wie entschlossen er war, keine Möglichkeit außer acht zu lassen. Es war fast ein wenig furchteinflößend. Sie sahen beide zum Scheunendach hinauf. Die weiße Farbe glänzte in scharfem Kontrast zu den verbliebenen grünen Schindeln, und die Worte, die er gemalt hatte, erinnerten Fran an die Aufschriften, die man im Süden manchmal auf Scheunendächern sah - JESUS RETTET UNS oder KAUEN SIE RED INDIAN. Harold hatte geschrieben:

    SIND NACH STOVINGTON, VT. SEUCHENZENTRUM
    US 1 NACH WELLS
    INTERSTATE 95 NACH PORTLAND
    US 302 NACH BARRE
    INTERSTATE 89 NACH STOVINGTON
    ABFAHRT VON OGUNQUIT AM 2. JULI 1990
    HAROLD EMERY LAUDER
    FRANCES GOLDSMITH

    »Ich wußte deinen zweiten Namen nicht«, erklärte Harold.
    »Sehr schön«, sagte Frannie, die immer noch die Aufschrift betrachtete.
    Die erste Zeile hatte er dicht unter dem Dachfenster geschrieben, die letzte, ihren Namen, direkt über der Dachrinne. »Wie hast du denn die letzte Zeile gemalt?« fragte sie.
    »Das war nicht schwer«, sagte er stolz. »Ich mußte nur die Füße ein wenig baumeln lassen, mehr nicht.«
    »Oh, Harold. Warum hast du nicht nur deinen Namen geschrieben?«
    »Aber wir sind doch ein Team«, sagte er und sah sie ein wenig ängstlich an. »Oder nicht?«
    »Das sind wir... solange du dich nicht umbringst. Hast du Hunger?«
    Er strahlte. »Wie ein Bär.«
    »Dann wollen wir essen. Und ich werde dir etwas Baby-Öl auf deinen Sonnenbrand streichen. Du mußt dein Hemd anziehen, Harold. Du wirst heute nacht nicht schlafen können.«
    »Ich werde sehr gut schlafen«, sagte er und lächelte sie an. Frannie lächelte zurück. Sie aßen aus Dosen und tranken Brause (Frannie machte sie-mit Zucker), und später, als es schon dunkel wurde, kam Harold mit etwas unter dem Arm zu Frannies Haus.
    »Es hat Amy gehört«, sagte er. »Ich habe ihn auf dem Boden gefunden. Ich glaube, Mom und Dad haben ihn ihr geschenkt, als sie die High School abgeschlossen hat. Ich weiß nicht einmal, ob er noch funktioniert, aber ich habe aus dem Eisenwarengeschäft ein paar Batterien geholt.« Er schlug sich auf die Taschen, die mit Ever Ready-Batterien vollgestopft waren.
    Es war ein tragbarer Plattenspieler mit Plastikdeckel, bestens geeignet für Strand- und Gartenparties von dreizehn- oder vierzehnjährigen Teenagern. Die Art Plattenspieler, die gedacht ist für Singles von den Osmonds, Leif Garrett, John Travolta, Shaun Cassidy. Sie sah ihn sich genau an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Nun«, sagte sie. »Wir können es ja versuchen.«
    Er funktionierte. Und fast vier Stunden lang saßen sie da, jeder an einem Ende der Couch, der tragbare Plattenspieler auf dem Kaffeetisch vor ihnen, die Gesichter starr und bleich vor stummer und trauriger Faszination, und lauschten der Musik einer toten Welt, die durch die Sommernacht hallte.

37
    Stu akzeptierte die Laute zunächst fraglos; sie waren solch ein typischer Teil eines hellen Sommermorgens. Er hatte gerade South Ryegate, New Hampshire, hinter sich gelassen, jetzt führte der Highway durch eine hübsche Landschaft überhängender Ulmen, die Münzen aus goldenem Sonnenlicht auf die Straße warfen. Auf beiden Seiten stand dichtes Gebüsch-leuchtender Sumach, blaugrauer Wacholder und viele Büsche, deren Namen er nicht kannte. Die Vielfalt war ein Wunder für seine Augen, die an den Osten von Texas gewöhnt waren, wo die Flora am Straßenrand bei weitem nicht so mannigfaltig war. Links verlief eine alte Steinmauer mäanderförmig durch das Gebüsch, und rechts plätscherte ein kleiner Bach fröhlich nach Osten. Hin und wieder huschten kleine Tiere durch das Unterholz (gestern hatte ihn der Anblick einer großen Hirschkuh verzaubert, die auf dem weißen Mittelstreifen der 302. stand und die Morgenluft einzog), und er konnte rauhe Vogelschreie hören. Gegen den Hintergrund dieser Geräusche schien der bellende Hund ganz natürlich zu sein.
    Er ging noch fast eine Meile, bis ihm einfiel, daß der Hund - wie es sich anhörte - vielleicht doch etwas Ungewöhnliches sein mochte. Seit er Stovington verlassen hatte, hatte er viele tote Hunde gesehen, aber keine lebenden. Nun, dachte er sich, die Grippe hatte die meisten Menschen umgebracht, aber nicht alle. Offenbar hatte sie auch die meisten Hunde umgebracht, aber nicht alle. Das Tier mußte inzwischen äußerst menschenscheu geworden sein. Wenn es ihn witterte, würde es wahrscheinlich ins Gebüsch zurückkriechen und hysterisch bellen, bis Stu

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