The Stand. Das letze Gefecht
und hielt eine Palette in der Hand. Vor ihm stand eine Staffelei mit aufgespannter Leinwand.
Jetzt erhob er sich und legte die Palette auf den Hocker (»Bloß nicht nachher draufsetzen«, hörte Stu ihn murmeln), dann ging er mit ausgestreckter Hand auf Stu zu. Unter seiner Baskenmütze quoll lockiges graues Haar hervor und wehte im Wind.
»Hoffentlich verfolgen Sie mit dem Gewehr keine bösen Absichten, Sir. Glen Bateman, zu Ihren Diensten.«
Er kam einen Schritt vorwärts und nahm die ausgestreckte Hand (Kojak wurde wieder übermütig, er hüpfte um Stu herum, wagte aber nicht, wieder mit seinen Sprüngen anzufangen - jedenfalls noch nicht). »Stuart Redman. Machen Sie sich wegen des Gewehrs keine Sorgen. Ich habe noch nicht genug Menschen gesehen, daß ich anfangen könnte, sie zu erschießen. Ich hab' eigentlich noch gar keinen gesehen, außer Ihnen.«
»Mögen Sie Kaviar?«
»Habe ich noch nie probiert.«
»Dann wird es Zeit. Und wenn er Ihnen nicht schmeckt, sind noch genügend andere Dinge da. Kojak, nicht springen. Ich weiß, du hast schon wieder deine verrückten Sprünge im Sinn - ich lese in dir wie in einem Buch -, aber beherrsche dich. Denk immer daran, Kojak, Beherrschung ist das, was die höheren Ordnungen von den niederen trennt. Also beherrsch dich!«
Nachdem solchermaßen an seine bessere Natur appelliert worden war, setzte sich Kojak auf die Hinterbeine und fing an zu hecheln. Sein Hundegesicht grinste breit. Stu wußte aus Erfahrung, daß ein grinsender Hund entweder ein bissiger Hund oder ein verdammt guter Hund ist. Und der hier sah nicht wie ein bissiger Hund aus.
»Ich lade Sie zum Frühstück ein«, sagte Bateman. »Sie sind das erste menschliche Wesen, das ich in der letzten Woche gesehen habe. Bleiben Sie?«
»Mit Vergnügen.«
»Sie stammen aus dem Süden, richtig?«
»Aus dem Osten von Texas.«
»Aus dem Osten, mein Fehler.« Bateman gluckste über seinen eigenen Witz und wandte sich wieder seinem Bild zu, einem durchschnittlichen Aquarell des Waldes jenseits der Straße.
»Ich würde mich lieber nicht auf den Klavierhocker setzen«, sagte Stu.
»Scheiße, nein! Das wäre ganz schlecht, was?« Er änderte den Kurs und ging zu der kleinen Lichtung zurück. Stu sah, daß eine Kühltasche in Weiß und Orange dort im Schatten stand, darüber eine Art weißes Altartuch. Als Bateman es ausschüttelte, sah Stu, daß es genau das war.
»Es gehörte zur Abendmahlsausrüstung der Baptisten-Gnadenkirche in Woodsville«, sagte Bateman. »Ich habe es befreit. Ich glaube nicht, daß die Baptisten es vermissen werden. Sie sind alle heimgegangen zu Jesus Christus. Jedenfalls alle Baptisten in Woodsville. Jetzt können sie ihr Abendmahl mit dem Herrn selber feiern. Ich glaube allerdings, der Himmel wird eine herbe Enttäuschung für die Baptisten sein, wenn die Direktion ihnen keine Fernseher gestattet - vielleicht nennen sie sie da oben ja auch Himmelseher -, damit sie Jerry Falwell und Jack van Impe sehen können. Was wir hier haben, ist ein alter Heide, der statt dessen mit der Natur Zwiesprache hält. Kojak, nicht auf dem Tischtuch schlafen. Beherrschung, vergiß das nicht, Kojak. Mach Beherrschung zu deinem Leitwort, was du auch tust. Sollen wir über die Straße gehen und uns waschen, Mr. Redman?«
»Nennen Sie mich Stu.«
»In Ordnung, mach' ich.«
Sie gingen die Straße hinunter und wuschen sich im kühlen, klaren Wasser. Stu war glücklich. Genau diesen Mann zu genau dieser Zeit zu treffen schien irgendwie genau richtig zu sein. Weiter unten am Bach schlabberte Kojak im Wasser und verschwand dann fröhlich bellend im Wald. Er scheuchte einen Waldfasan auf, und Stu sah ihn aus dem Unterholz hochschießen und dachte überrascht, dass vielleicht alles gut werden würde. Irgendwie gut.
Er mochte den Kaviar nicht besonders - schmeckte wie kalter Fisch in Aspik -, aber Bateman hatte auch eine Peperoniwurst, Salami, zwei Dosen Ölsardinen, ein paar nicht mehr ganz frische Äpfel und einen Karton mit abgepackten Feigen. Großartig für die Verdauung, Feigen, sagte Bateman. Seit er aus Stovington geflohen war und seine Wanderschaft begonnen hatte, hatte Stu keine Probleme mit der Verdauung gehabt, aber die Feigen schmeckten ihm auch so, und er aß jede Menge. Er aß eigentlich von allem jede Menge. Beim Essen, das sie weitgehend auf Saltines aßen, erzählte Bateman Stu, daß er Assistenzprofessor der Soziologie am Community College von Woodsville gewesen war. Woodsville, sagte er, war
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