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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erfüllt). Lloyds Hass war um ein einfaches bildliches Konzept herum geronnen, und dieses Konzept war der SCHLÜSSEL.
    Er war eingesperrt. Früher einmal war ihm das gerecht vorgekommen. Er war einer von den bösen Jungs. Kein wirklich böser Junge. Der wirklich böse Junge war Poke gewesen. Ohne Poke hätte er sich höchstens kleinen Scheißdreck geleistet. Trotzdem gebührte ihm natürlich eine Mitschuld. Der schöne George in Vegas und die drei Insassen des weißen Continental - da war er dabeigewesen, und wahrscheinlich traf ihn ein Teil der Schuld. Er schätzte, daß er seinen Sturz verdient hatte und eine gewisse Zeit absitzen mußte. Nicht, daß man sich dazu freiwillig meldete, aber wenn sie einen kalt erwischten, servierten sie einem die Chose, und man schluckte sie eben. Wie er seinem Anwalt gesagt hatte, seiner Meinung nach verdiente er schätzungsweise zwanzig für seinen Anteil an der »Amokfahrt durch drei Staaten«. Aber nicht den elektrischen Stuhl. Himmel, nein. Der Gedanke, daß Lloyd Henreid einen zappelnden Abgang machte, war... war verrückt. Aber sie hatten den SCHLÜSSEL, darum ging es. Sie konnten einen einsperren und mit einem machen, was sie wollten.
    Während der letzten drei Tage hatte Lloyd vage die symbolhafte magische Bedeutung des SCHLÜSSELS begriffen. Der SCHLÜSSEL war die Belohnung dafür, daß man die Regeln beachtete. Beachtete man sie nicht, wurde man eingesperrt. Es war nicht anders als bei der Gehen-Sie-in-das-Gefängnis -Karte beim Monopoly. Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie nicht 200 Dollar ein. Und mit dem SCHLÜSSEL waren Vorrechte verbunden. Sie konnten dir zehn Jahre deines Lebens stehlen, oder zwanzig, oder vierzig. Sie konnten Leute wie Mathers beauftragen, dich zusammenzuschlagen. Sie konnten dir sogar auf dem elektrischen Stuhl das Leben nehmen.
    Aber den SCHLÜSSEL zu haben, gab ihnen nicht das Recht, wegzugehen und dich im Kittchen verhungern zu lassen. Es gab ihnen nicht das Recht, dich zu zwingen, eine tote Ratte zu essen oder zu versuchen, die trockene Füllung deiner Matratze zu verspeisen. Es gab ihnen nicht das Recht, dich in einer Lage zurückzulassen, wo du vielleicht den Mann aus der Zelle nebenan aufessen mußtest, um am Leben zu bleiben (das heißt, wenn du ihn zu packen kriegst - duu-dah, duu-dah).
    Es gab gewisse Dinge, die machte man einfach nicht mit Menschen. Auch mit dem SCHLÜSSEL konnte man nur bis hierher gehen und nicht weiter. Sie hatten ihn hier zurückgelassen, damit er eines grausamen Todes starb, dabei hätten sie ihn rauslassen können. Er war kein tollwütiger Killer, der den ersten Menschen abservierte, den er sah, auch wenn die Zeitungen das behauptet hatten. Bevor er Poke kennengelernt hatte, hatte er nur kleine Sachen begangen. Deshalb haßte er, und der Haß befahl ihm zu leben... oder es wenigstens zu versuchen. Eine Zeitlang schien ihm, als wären der Haß und der Lebenswille etwas Nutzloses, weil alle, die den SCHLÜSSEL hatten, Opfer der Grippe geworden waren. An ihnen konnte er sich nicht mehr rächen. Dann, ganz allmählich, als der Hunger immer schlimmer wurde, überkam es ihn, daß die Grippe sie nicht umbringen würde. Sie würde nur Verlierer wie ihn umbringen. Sie würde Mathers umbringen, aber nicht diesen Scheißwärter, der Mathers auf ihn angesetzt hatte, denn der Wärter hatte den SCHLÜSSEL.
    Sie würde den Gouverneur oder den Gefängnisdirektor nicht umbringen - der Wärter, der gesagt hatte, der Gefängnisdirektor sei krank, war offensichtlich ein dreckiger Lügner. Sie würde die Polizisten nicht umbringen, auch nicht die Sheriffs oder die FBI-Agenten. Die Grippe würde den Leuten, die den SCHLÜSSEL hatten, nichts anhaben. Aber Lloyd würde es ihnen zeigen. Wenn er hier lebend rauskam, würde er es ihnen sogar gewaltig zeigen.
    Das Pritschenbein verfing sich wieder in Trasks Hosenaufschlag.
    »Komm schon«, flüsterte Lloyd. »Komm. Komm rüber... schon... Camptown ladies sing this song... all du-dah day.«
    Trasks Leichnam rutschte langsam, steif, über den Boden seiner Zelle. Geduldiger und geschickter als Lloyd Trask hatte noch nie ein Angler eine Makrele eingeholt. Einmal riß der Stoff von Trasks Hose, und Lloyd mußte an einer anderen Stelle einhaken. Aber schließlich war der Fuß nahe genug, daß Lloyd durch die Gitterstäbe greifen und ihn packen konnte... wenn er wollte.

    »Ist nicht persönlich gemeint«, flüsterte er Trask zu. Er berührte Trasks Bein. Er streichelte es. »Ist nicht persönlich

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