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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nickte, Tränen flössen aus seinen fiebrig glänzenden Augen.
    »Dazu Pommes und eine Schokoladenmilch und als Nachtisch... herrje, ich quäle dich, was? Jemand müßte mich auspeitschen, das müßte man, ja. Tut mir leid. Ich laß dich sofort raus, und dann besorgen wir was zu essen, okay?«
    Lloyd war so verblüfft, daß er nicht einmal nicken konnte. Er war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Mann mit dem Schlüssel wirklich ein Teufel war, vielleicht sogar nur ein Trugbild, und daß das Trugbild vor seiner Zelle stehen würde, bis Lloyd tot umfiel, und dabei munter über Gott und Jesus und Guldens süßen Senf plaudern und den seltsamen Stein verschwinden und wieder zum Vorschein kommen lassen würde. Aber jetzt schien das Mitleid im Gesicht des Mannes echt zu sein, und er hörte sich an, als wäre er wirklich empört über sich selbst. Der schwarze Stein verschwand wieder in seiner geballten Faust. Und als die Faust sich wieder öffnete, sahen Lloyds erstaunte Augen einen flachen silbernen Schlüssel mit reich verziertem Griff in der Hand des Fremden.
    »O - du - mein - Gott!«
    »Gefällt dir das?« fragte der dunkle Mann erfreut. »Den Trick habe ich von einem Mädchen in einem Massagesalon in Secaucus, New Jersey, gelernt, Lloyd. Secaucus, Heimat der größten Schweinefarmen der Welt.«
    Er beugte sich vor und steckte den Schlüssel ins Schloß von Lloyds Zelle. Und das war seltsam, denn wenn Lloyd seinem Gedächtnis trauen durfte (das im Augenblick nicht sehr gut war), hatten diese Zellen gar keine Schlüssellöcher, sondern wurden elektronisch geöffnet und geschlossen. Aber er zweifelte nicht daran, daß der Silberschlüssel funktionieren würde.
    Als sich der Schlüssel schon drehte, hielt Flagg plötzlich inne, sah Lloyd mit einem listigen Grinsen an, und Verzweiflung kam wieder über Lloyd. Es war also doch nur ein Trick.
    »Habe ich mich überhaupt vorgestellt? Mein Name ist Flagg, mit zwei g. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, krächzte Lloyd.
    »Und ich denke, bevor ich diese Zelle öffne und wir essen gehen, sollte eines klar sein, Lloyd.«
    »Natürlich«, krächzte Lloyd und fing wieder an zu weinen.
    »Du sollst meine rechte Hand werden, Lloyd. Ich werde dich dem heiligen Petrus gleichstellen. Wenn ich diese Tür geöffnet habe, werde ich dir den Schlüssel zum Königreich in die Hand geben.
    Tolles Geschäft, was?«
    »Ja «, flüsterte Lloyd und bekam wieder Angst. Es war jetzt fast ganz dunkel. Flagg war wenig mehr als eine dunkle Gestalt, aber seine Augen waren noch deutlich zu sehen. Sie schienen in der Dunkelheit zu glühen wie die Augen eines Luchses, eins links von der Gitterstange, die im Schließkasten endete, und eins rechts davon. Lloyd empfand Entsetzen, aber gleichzeitig noch etwas anderes: eine Art religiöse Ekstase. Freude. Die Freude, auserwählt zu sein. Das Gefühl, daß er etwas erreicht hatte... etwas.
    »Du möchtest gern mit den Leuten abrechnen, die dich hier eingesperrt haben, richtig?«
    »Junge, und wie«, sagte Lloyd und vergaß seine Angst einen Augenblick. Sie wurde von einer ausgehungerten, zügellosen Wut aufgesogen.
    »Und nicht nur mit den Leuten, sondern mit allen, die so etwas fertigbringen«, fügte Flagg hinzu. »Es ist ein bestimmter Typ Mensch, richtig? Für einen bestimmten Typ Mensch ist ein Mann wie du nur Dreck. Denn sie sind ganz oben. Für sie haben Leute wie du überhaupt kein Recht zu leben.«
    »Stimmt genau«, sagte Lloyd. Sein großer Hunger hatte sich plötzlich in eine andere Art Hunger verwandelt. Er hatte sich so verwandelt, wie sich der schwarze Stein in einen silbernen Schlüssel verwandelt hatte. Dieser Mann hatte all seine vielschichtigen Empfindungen in ein paar Sätzen ausgedrückt. Er wollte nicht nur mit der Torwache abrechnen - Da ist ja unser Klugscheißer, wie geht's denn, Klugscheißer, wieder was Vorlautes zu sagen? -, weil der Torwärter nicht der war, den er suchte. Die Torwache hatte zwar den SCHLÜSSEL gehabt, richtig, aber die Torwache hatte den SCHLÜSSEL nicht gemacht . Jemand hatte ihn ihr gegeben. Der Direktor, vermutete Lloyd, aber auch der Direktor hatte den SCHLÜSSEL nicht gemacht. Lloyd wollte die Macher und Schmiede finden. Sie waren bestimmt immun gegen die Grippe, und er mußte mit ihnen abrechnen. O ja, und wie er abrechnen mußte.
    »Weißt du, was in der Bibel über solche Menschen steht?« fragte Flagg leise. »Dort steht, wer sich erhöht, der soll erniedrigt werden, und Hochmut kommt

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