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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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werden wir ausruhen, zusammen das Brot brechen und gute Gemeinschaft halten.«
    Das kleine Mädchen auf den sicheren Armen des Fahrers piepste:
    »Bist du die älteste Lady der Welt?«
    Die etwa fünfzigjährige Frau sagte: »Pssst, Gina!«
    Aber Mutter Abagail legte eine Hand an die Hüfte und lachte.
    »Vielleicht, mein Kind. Vielleicht.«

    Sie ließ ihr rotkariertes Taschentuch hinter dem alten Apfelbaum ausbreiten, und die beiden Frauen, Olivia und June, trugen das Picknick nach draußen, während die Männer Mais pflücken gingen. Dieser war rasch gedünstet, und wenn auch keine richtige Butter im Haus war, hatte sie doch genügend Öl und Salz.
    Während des Essens wurde kaum geredet - nur Kaugeräusche und hin und wieder ein leises Grunzen des Behagens waren zu hören. Es tat ihrem Herzen gut, Leute mit solchem Appetit essen zu sehen, und diese Leute erwiesen ihrem Essen alle Ehre. Ihr Ausflug zur Farm der Richardsons und die Rangelei mit den Wieseln waren nicht vergeblich gewesen. Ihre Gäste waren nicht gerade ausgehungert, aber wenn man über einen Monat lang nur aus Dosen lebt, bekommt man Heißhunger auf etwas frisch Gekochtes. Sie selbst aß drei Stückchen Huhn, einen Maiskolben und ein kleines Stück Kuchen mit Erdbeeren und Rhabarber. Als sie alles gegessen hatte, war sie so satt wie eine Bettwanze in der Matratze.
    Als sie fertig waren und der Kaffee eingeschenkt wurde, sagte der Fahrer, ein sympathischer Mann namens Ralph Brentner: »Das war ein Knüller von einer Mahlzeit, Madam. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir je etwas so gut geschmeckt hat. Unseren besten Dank.«
    Die anderen murmelten zustimmend. Nick lächelte und nickte. Das kleine Mädchen sagte: »Darf ich bei dir sitzen, Grannylady?«
    »Ich fürchte, du bist zu schwer, Liebes«, sagte Olivia Walker, die ältere Frau.
    »Unsinn«, sagte Abagail. »Der Tag, an dem ich ein kleines Mädchen nicht mehr auf den Schoß nehmen kann, ist der, wenn man mich ins Leichentuch hüllt. Komm nur, Gina.«
    Ralph trug sie zu ihr hinüber und setzte sie ab. »Wenn sie zu schwer wird, sagen Sie es mir.« Er setzte sich wieder hin.
    »Was ist mit deinem Bein passiert, Gina?« fragte Abagail.
    »Ich habe es gebrochen, als ich vom Heuboden gefallen bin«, sagte Gina. »Dick hat es wieder heilgemacht. Ralph sagt, Dick hat mir das Leben gerettet. « Sie warf dem Mann mit der Nickelbrille eine Kußhand zu, er errötete leicht, hüstelte und lächelte. Nick, Tom Cullen und Ralph hatten Dick Ellis mitten in Kansas getroffen, als er mit einem Rucksack auf dem Rücken und einem Stock in der Hand die Straße entlangging. Er war Tierarzt. Am nächsten Tag, als sie durch die kleine Stadt Lindsbourg kamen, hatten sie gerastet, um zu Mittag zu essen, und vom südlichen Ende der Stadt Ginas schwache Schreie gehört. Wenn der Wind in die andere Richtung geweht hätte, wären ihnen die Schreie nie aufgefallen.
    »Gottes Barmherzigkeit«, sagte Abagail selbstvergessen und strich dem kleinen Mädchen über das Haar.
    Gina war drei Wochen allein gewesen. Einen oder zwei Tage vorher hatte sie in der Scheune ihres Onkels auf dem Heuboden gespielt, als die morschen Bretter nachgaben und sie zwölf Meter tief auf den Scheunenboden gestürzt war. Zwar hatte das Heu den Fall gebremst, aber sie war heruntergerollt und hatte sich das Bein gebrochen. Zuerst hatte Dick Ellis ihr kaum Chancen gegeben. Er hatte sie örtlich betäubt, um das Bein zu richten; sie hatte soviel Gewicht verloren, und ihre allgemeine Verfassung war so erbärmlich, daß er befürchtet hatte, sie würde sterben (während der Schlüsselworte dieser Unterhaltung spielte Gina McCone sorglos mit den Knöpfen an Mutter Abagails Kleid).
    Gina hatte sich aber so schnell erholt, daß alle überrascht waren. Sie hatte sofort Zuneigung zu Ralph und seinem kecken Hut entwickelt. Mit leiser, verhaltener Stimme sagte Ellis, er vermutete, ihr größtes Problem sei wohl die erdrückende Einsamkeit gewesen.
    »Natürlich war es das«, sagte Abagail. »Wenn ihr sie nicht gehört hättet, wäre sie gestorben.«
    Gina gähnte. Sie hatte große, glasige Augen.
    »Ich nehme sie jetzt«, sagte Olivia Walker.
    »Bring sie in den kleinen Raum am Ende des Korridors«, sagte Abby. »Wenn du willst, kannst du bei ihr schlafen. Das andere Mädchen... wie war der Name, Honey? Ich habe ihn ganz vergessen.«
    »June Brinkmeyer«, sagte die Rothaarige.
    »Nun, du kannst bei mir im Zimmer schlafen, June, es sei denn, du möchtest es nicht.

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