The Stand. Das letze Gefecht
links liegen ließen, aber die Umstände waren nun mal nicht normal. Sie hatten sich in Albany kennengelernt, wo Perion den Sommer bei ihren Eltern verbrachte - am letzten Tag des Juni, und sie hatten beschlossen, aus der Stadt zu verschwinden, bevor die Krankheitserreger sämtlicher Toter an ihnen beiden vollenden konnten, was die Supergrippe nicht geschafft hatte.
Sie waren aufgebrochen und in der nächsten Nacht ein Pärchen geworden, wenn auch mehr aus verzweifelter Einsamkeit als aus Liebe (das war Mädchengeschwätz, und Frannie hatte es nicht einmal in ihr Tagebuch geschrieben). Er war gut zu ihr, erzählte Peri Fran in der leisen, erstaunten Weise aller unscheinbaren Frauen, die einen netten Mann in einer harten Welt gefunden haben. Sie hatte angefangen, ihn zu lieben; jeden Tag hatte sie ihn ein bißchen mehr geliebt.
Und jetzt das.
»Komisch«, sagte sie. »Außer Stu und Harold haben alle hier einen Collegeabschluß, und du hättest sicher einen gemacht, wenn die Dinge ihren normalen Verlauf genommen hätten, Harold.«
»Ja, stimmt«, sagte Harold.
Peri drehte sich wieder zu Mark um und tupfte ihm zärtlich und liebevoll die Stirn. Frannie mußte an eine Farbabbildung in ihrer Familienbibel denken, die drei Frauen zeigte, die Jesus für die Beerdigung vorbereiteten - sie rieben ihn mit Öl und duftenden Krautern ein.
»Frannie hat Englisch studiert, Glen hat Soziologie studiert, Mark hat seinen Doktor in amerikanischer Geschichte gemacht, und du Harold, hast auch Englisch gewählt und wolltest Schriftsteller werden. Wir könnten herumsitzen und hochgeistige Diskussionen führen. Haben wir ja eigentlich auch, oder?«
»Ja«, stimmte Harold zu. Seine normalerweise penetrante Stimme war so leise, daß man sie kaum hören konnte.
»Eine geisteswissenschaftliche Ausbildung lehrt einen, wie man denkt - das habe ich irgendwo gelesen. Die harten Fakten, die man lernt, sind zweitrangig. Das Wesentliche, was man von der Schule mitnimmt, ist die Fähigkeit, sich auf konstruktive Weise zu engagieren.«
»Das ist gut«, sagte Harold. »Gefällt mir.«
Jetzt legte er die Hand auf Frannies Schulter. Sie schüttelte sie nicht ab, doch die Berührung bereitete ihr Unbehagen.
»Nein, es ist nicht gut«, sagte Peri aufbrausend, und Harold nahm vor Überraschung die Hand von Frannies Schulter. Sie fühlte sich augenblicklich erleichtert.
»Nein?« fragte er fast schüchtern.
»Er stirbt !« sagte Peri - nicht laut, sondern wütend und hilflos. »Er stirbt, weil wir alle unsere Zeit damit verplempert haben, uns in Hörsälen und billigen Studentenwohnungen in Universitätsstädten mit Scheiße vollzustopfen. Oh, ich könnte euch von den MidiIndianern auf Neu Guinea erzählen, und Harold könnte uns die literarischen Techniken der jüngeren englischen Dichter erläutern, aber was nützt das alles Mark?«
»Wenn wir jemand von der medizinischen Fakultät hätten...« begann Fran zögernd.
»Ja, wenn. Haben wir aber nicht. Wir haben nicht einmal einen Automechaniker bei uns oder jemanden, der die Landwirtschaftsschule besucht und zumindest einmal gesehen hat, wie ein Tierarzt ein Pferd oder eine Kuh behandelt.« Peri sah die beiden an, und ihre Indigoaugen wurden noch dunkler. »So sehr ich euch mag, ich glaube, momentan würde ich euch alle mit Freuden für Mrs. Goodwrench eintauschen. Ihr habt alle Angst, Mark auch nur zu berühren, obwohl ihr genau wißt, was passiert, wenn ihr es nicht macht. Ich bin genauso - ich schließe mich nicht aus.«
»Jedenfalls sind die beiden...« Fran verstummte. Sie hatte sagen wollen: jedenfalls sind die beiden Männer losgefahren , entschied dann aber, daß das ein unglücklicher Ausdruck wäre, da Harold noch bei ihnen war. »Jedenfalls sind Stu und Glen losgefahren. Das ist doch schon mal was, oder nicht?«
Peri seufzte. »Ja - das ist schon mal was. Aber es war Stus Entscheidung zu fahren, richtig? Er war der einzige, der sich überlegt hat, daß es besser sein könnte, etwas zu versuchen, als nur herumzustehen und die Hände zu ringen.« Sie sah Frannie an. »Hat er dir erzählt, womit er vorher seinen Lebensunterhalt verdient hat?«
»Er hat in einer Fabrik gearbeitet«, antwortete Fran prompt. Sie sah nicht, wie Harolds Miene düster wurde, weil sie diese Information so schnell parat hatte. »Er hat Stromkreise in elektronische Taschenrechner eingebaut. Man könnte vielleicht sagen, daß er Computertechniker war.«
»Ha!« sagte Harold und lachte
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