The Stand. Das letze Gefecht
geduldig neben dem Krankenhausbett, das er noch nicht benutzt hatte, und wartete darauf, daß die Schwester jemanden brachte. Der erste Jemand würde ein Niemand sein. Vielleicht würden sie bis zum nächsten Morgen einen Jemand bringen, der befugt war, ihm alles zu erzählen, was er wissen mußte. Er konnte warten. Geduld war schon immer Stu Redmans starke Seite gewesen.
Um sich zu beschäftigen, dachte er über den Zustand der Leute nach, die mit ihm zusammen zum Flugplatz gefahren waren. Norm war der einzige offensichtlich Kranke gewesen. Er hatte gehustet, Schleim ausgespuckt und Fieber gehabt. Die übrigen schienen alle mehr oder weniger stark erkältet zu sein. Luke Bruett hatte geniest. Lila Bruett und Vic Palfrey hatten leichten Husten gehabt. Hap hatte sich einen Schnupfen geholt und sich laufend die Nase geschneuzt. Es hatte sich kaum anders angehört als früher in der ersten oder zweiten Schulklasse, wenn zwei Drittel der Kinder ständig irgendwas gehabt hatten.
Aber was ihm am meisten angst gemacht hatte, war geschehen, als sie auf die Startbahn fuhren. Vielleicht war es Zufall gewesen, aber der Armeefahrer hatte dreimal schallend geniest. Wahrscheinlich nur Zufall. Für Leute mit Allergien war der Juni im östlichen Texas eine schlimme Zeit. Vielleicht hatte der Fahrer sich auch nur eine ganz gewöhnliche Erkältung geholt und nicht die unheimliche Scheiße wie die anderen. Denn etwas, das so schnell von einem Menschen auf den anderen übertragen wurde...
Ihre Armee-Eskorte war mit ihnen an Bord des Flugzeugs gegangen. Die Männer flogen mit stoischer Ruhe und weigerten sich, Fragen zu beantworten, außer nach dem Flugziel: Atlanta. Dort würde man ihnen mehr sagen (eine schamlose Lüge). Darüber hinaus gaben die Männer von der Armee keine Auskunft.
Hap saß während des Fluges neben Stu und war ziemlich besoffen. Das Flugzeug war eine Militärmaschine, kaum Komfort, aber Fusel und Essen entsprachen zivilem Flugverkehr erster Klasse. Statt einer hübschen Stewardeß nahm zwar ein Sergeant Wünsche entgegen, aber wenn man darüber hinwegsah, ließ es sich aushalten. Als sie ein paar Grasshoppers intus hatte, beruhigte sich sogar Lila Bruett. Hap beugte sich herüber und hüllte Stu in einen warmen Whiskynebel. »Komische Bande, Stuart. Keiner unter fünfzig, keiner trägt einen Ehering. Karrieretypen, untere Schiene.«
Ungefähr eine halbe Stunde vor der Landung hatte Norm Bruett eine Art Ohnmachtsanfall, und Lila Bruett fing an zu kreischen. Zwei der groben Stewards wickelten Norm in eine Decke und brachten ihn ziemlich schnell wieder zu sich. Lila war nicht mehr ruhig zu bekommen und schrie weiter. Nach einer Weile kotzte sie die Grasshoppers und das Geflügelsalatsandwich, das sie gegessen hatte, wieder aus. Mit ausdruckslosen Gesichtern machten sich zwei der alten Kameraden daran, alles aufzuwischen.
»Was hat das zu bedeuten?« kreischte Lila. »Was ist mit meinem Mann los? Müssen wir sterben? Müssen meine Babies sterben?«
Sie hatte unter jedem Arm eins der »Babies« im Schwitzkasten, die Köpfe an die gewaltigen Brüste gedrückt. Luke und Bobby sahen ängstlich und unwohl aus, und das Gezeter ihrer Mutter schien ihnen peinlich zu sein. »Warum antwortet mir niemand? Sind wir nicht in Amerika?«
»Kann der nicht mal jemand das Maul stopfen?« knurrte Chris Ortega aus dem hinteren Teil des Flugzeugs. »Die Frau ist ja schlimmer als eine Musicbox mit 'ner kaputten Platte drin.«
Einer der Soldaten hatte Lila ein Glas Milch aufgedrängt, und damit war ihr das Maul gestopft. Sie verbrachte den Rest des Fluges damit, aus dem Fenster zu schauen, die vorüberziehende Landschaft zu betrachten und zu summen. Stu vermutete, daß in dem Glas mehr als nur Milch gewesen war.
Als sie landeten, hatten vier Cadillac-Limousinen auf sie gewartet. Die Leute aus Arnette stiegen in drei der Wagen ein. Ihre ArmeeEskorte in den vierten. Stu nahm an, daß diese alten Jungs ohne Eheringe - und wohl auch ohne nahe Verwandte - jetzt ebenfalls irgendwo in diesem Gebäude waren.
Das rote Licht über der Tür ging an. Als der Kompressor, die Pumpe oder was auch immer verstummte, kam ein Mann in einem dieser weißen Raumanzüge durch die Tür. Dr. Denninger. Er war jung. Er hatte schwarzes Haar, olivfarbene Haut, scharfgeschnittene Züge und blasse Lippen.
»Patty Greer sagt, Sie haben ihr Schwierigkeiten gemacht«, tönte es aus Denningers Brustlautsprecher, während er zu Stu herüberstapfte. »Sie ist ganz
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