Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
den des Stolzes. Sie sprachen von ihrer Höflichkeit und der Gabe, jemanden mit nur einem einzigen Wort zu beruhigen. Ralph Brentner, der die Menschenmenge ehrfürchtig bestaunte und einen Kloß im Hals hatte, aber entschlossen schien, seinen Teil zu sagen, stand auf und sprach fast fünf Minuten in dieser Tonlage; am Schluß fügte er hinzu, daß er seit dem Tod seiner Mutter keine so gute Frau mehr gesehen hätte. Als er sich setzte, schien er fast den Tränen nahe zu sein.
    Alles in allem erinnerte die Diskussion Stu unangenehm an eine Totengedenkfeier. Sie sagte ihm, daß sie sie im Herzen schon halb abgeschrieben hatten. Wenn sie jetzt wiederkehrte, würde Abby Freemantle willkommen sein, man würde sie immer noch aufsuchen, immer noch anhören... aber, dachte Stu, sie würde auch feststellen, daß sich ihre Stellung unmerklich verschoben hatte. Wenn es zu einer Konfrontation zwischen ihr und dem Komitee der Freien Zone kommen sollte, würde längst nicht mehr feststehen, daß sie die Oberhand behalten würde, Vetorecht hin oder her. Sie war weggegangen, und die Gemeinschaft hatte weiterexistiert. Das würde die Gemeinschaft nicht vergessen, wie sie bereits halb die Macht vergessen hatte, welche die Träume kurze Zeit über ihr Leben gehabt hatten.
    Nach der Versammlung saßen mehr als zwei Dutzend Menschen eine Weile auf dem Rasen hinter der Chautauqua Hall; es hatte aufgehört zu regnen, die Wolken rissen auf, der Abend war angenehm kühl. Stu und Frannie saßen bei Larry, Lucy, Leo und Harold.
    »Heute abend hättest du uns um ein Haar die Schau gestohlen«, sagte Larry zu Harold. Er stieß Frannie mit dem Ellbogen an. »Ich hab' dir gleich gesagt, daß er ein Pfundskerl ist, oder nicht?«
    Harold hatte lediglich gelächelt und bescheiden die Schultern gezuckt. »Ein paar Vorschläge, mehr nicht. Ihr sieben habt wieder was ins Rollen gebracht. Ihr solltet wenigstens die Möglichkeit haben, auch alles bis zum Ende vom Anfang in der Hand zu behalten.«
    Jetzt, fünfzehn Minuten später, hatten die beiden diese spontane Zusammenkunft verlassen, und immer noch zehn Minuten von Zuhause entfernt, wiederholte Stu: »Sicher, daß alles in Ordnung ist?«
    »Ja. Meine Beine sind ein wenig müde, das ist alles.«
    »Nimm's nicht so schwer, Frances.«
    »Nenn mich nicht so, du weißt genau, daß ich es nicht leiden kann.«
    »Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor, Frances.«
    »Alle Männer sind Dreckskerle.«
    »Ich werde versuchen, mich zu bessern, Frances - wirklich.«
    Sie zeigte ihm die Zunge, was zu einem interessanten Gespräch führte, aber er sah, daß sie nicht mit dem Herzen bei dem Geplänkel dabei war, daher ließ er es sein. Sie sah blaß und apathisch aus, ein verblüffender Kontrast zu der Frannie, die vor ein paar Stunden aus vollem Herzen die Nationalhymne gesungen hatte.
    »Bedrückt dich was, Liebes?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf, aber er dachte, daß er Tränen in ihren Augen sah.
    »Was ist es? Sag's mir.«
    »Nichts. Das ist es ja gerade. Nichts bedrückt mich. Es ist vorbei, das ist mir endlich klar geworden, das ist alles. Weniger als sechshundert Menschen, die >Star-Spangled Banner< singen. Es ist mir eben auf einmal klar geworden. Keine Würstchenbuden. Das Riesenrad auf Coney Island dreht sich heute abend nicht. Niemand trinkt einen Betthupfer in der Space Needle in Seattle. Jemand hat endlich einen Weg gefunden, das Drogenproblem in der Combat Zone von Boston und die Kinderprostitution am Times Square zu unterbinden. Das alles war schrecklich, aber ich glaube, das Heilmittel war in dem Fall viel schlimmer als die Krankheit. Weißt du, was ich meine?«
    »Klar.«
    »In meinem Tagebuch habe ich immer kleine Abschnitte mit der Überschrift >Zur Erinnerung< eingefügt. Damit das Baby einmal weiß... oh, was es nie erleben wird. Und wenn ich daran denke, bin ich niedergeschlagen. Ich hätte die Überschrift >Was aus und vorbei ist< wählen sollen.« Sie schluchzte leise und hielt mit dem Fahrrad an, damit sie die Hand vor den Mund legen und es unterdrücken konnte.
    »Das geht allen so«, sagte Stu und legte einen Arm um sie. »Heute abend werden viele Leute sich in den Schlaf weinen. Das darfst du mir glauben.«
    »Ich verstehe nicht, wie man um ein ganzes Land trauern kann«, sagte sie und weinte noch lauter, »aber es geht wohl. Kleinigkeiten... Kleinigkeiten gehen mir immerzu durch den Kopf. Autohändler. Frank Sinatra. Old Orchard Beach im Juli, voller Menschen, die meisten aus

Weitere Kostenlose Bücher