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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fest, daß Norris recht gehabt hatte: ohne sie ging es ihm besser. 
    Sie mußten zweimal fahren und brauchten fast den ganzen Nachmittag, bis die Kirche leer war. Zwanzig Männer, dachte Harold, um alle Leichen in Boulder zu beseitigen. Das ist fast komisch. Die meisten früheren Bewohner Boulders waren zwar aus Angst vor dem metereologischen Institut wie die Kaninchen geflohen, aber dennoch ... selbst wenn sie die Beerdigungstrupps mit dem Anwachsen der Bevölkerung verstärkten, würden sie es gerade so schaffen, vor den ersten schweren Schneefällen alle Leichen unter die Erde zu bekommen (er selbst würde dann natürlich nicht mehr hier sein), und die meisten Leute würden nie erfahren, wie groß die Gefahr einer neuen Seuche war - eine, gegen die sie nicht immun waren.
    Das Komitee der Freien Zone hat so tolle Einfälle, dachte er voll Verachtung. Und das Komitee würde es schaffen... natürlich nur, solange sie Harold Lauder hatten, der darauf achtete, daß sie die Schnürsenkel gebunden hatten. Dafür war der gute alte Harold gut genug, aber nicht so gut, daß sie ihn in ihr gottverdammtes ständiges Komitee aufgenommen hätten. Himmel, nein. Er war nie gut gewesen, nicht einmal gut genug, um ein Mädchen zum Klassenfest der High School von Ogunquit einzuladen. Gott nein, wir wollen doch nicht Harold Lauder. Wir wollen nicht vergessen, Leute - und jetzt kommen wir zu der sprichwörtlichen Stelle, wo das altbekannte Säuge- und Haustier zur letzten Ruhe gebettet ist -, daß es keine logische Frage ist, nicht einmal eine Frage des gesunden Menschenverstands. In letzter Analyse handelt es sich ganz einfach um einen verdammten Schönheitswettbewerb.
    Nun, jemand erinnert sich. Jemand schreibt die Punkte auf, Jungs. Und der Name dieses Jemand lautet - könnten wir bitte einen Trommelwirbel haben, Maestro? - Harold Emery Lauder. Er ging in die Kirche zurück, wischte sich den Mund ab, grinste, so gut er konnte, und nickte den anderen zu, daß er weitermachen konnte. Jemand klopfte ihm auf den Rücken; Harolds Grinsen wurde breiter, und er dachte: Eines Tages wirst du dafür deine Hand verlieren, Scheißhaufen.
    Ihre letzte Tour machten sie um Viertel nach vier, den Lastwagen voll mit den letzten Leichen der letzten Tage. In der Stadt mußte der Lastwagen den liegengebliebenen Fahrzeugen ausweichen, aber auf der Colorado-119 waren den ganzen Tag Abschleppfahrzeuge im Einsatz gewesen und hatten liegengebliebene Autos in den Straßengraben auf beiden Seiten geschafft. Dort lagen sie wie weggeworfenes Spielzeug eines Riesenkindes.
    Am Beerdigungsplatz parkten schon die beiden anderen orangefarbenen Laster. Die Männer standen neben den Fahrzeugen, hatten die Handschuhe ausgezogen, und ihre Fingerspitzen waren weiß und runzlig, weil sie den ganzen Tag unter Gummi geschwitzt hatten. Sie rauchten und unterhielten sich unzusammenhängend. Die meisten waren blaß.
    Norris und seine beiden Helfer hatten inzwischen eine Wissenschaft daraus gemacht. Sie rollten eine große Plastikplane auf dem Felsboden aus. Norman Kellogg, der Mann aus Louisiana, der Harolds Laster fuhr, setzte bis zum Rand der Plane zurück. Die hintere Ladeklappe knallte herunter, die ersten Leichen purzelten wie steife Puppen auf die Plastikplane. Harold hätte sich gern abgewandt, fürchtete aber, die anderen könnten es als Schwäche auslegen. Es machte ihm nicht allzuviel aus, sie herauspurzeln zu sehen; es war das Geräusch , das ihn fertigmachte. Das Geräusch, das sie machten, wenn sie auf ihrem zukünftigen Leichentuch aufprallten.
    Der Motor des Kippers dröhnte tiefer; die Hydraulik jaulte, als die Ladefläche sich hob. Jetzt rollten die Leichen wie ein grotesker menschlicher Regen herunter. Harold empfand einen Augenblick Mitleid, so tief, daß es schmerzte. Klafterholz , dachte er. Wie recht Norris hatte. Mehr ist nicht von ihnen übriggeblieben. Nur... Klafterholz.
    »Ho!« schrie Chad Norris, und Kellogg fuhr den Kipper weg und machte ihn aus. Chad und seine Helfer sprangen mit Harken auf die Plane, und jetzt drehte sich Harold um und tat so, als wollte er nach Zeichen von Regen am Himmel sehen, und er war nicht der einzige - aber er hörte das Geräusch, das ihn bis in seine Träume verfolgen sollte, und das war das Klimpern des Kleingelds, das aus den Taschen der toten Männer und Frauen fiel, während Chad und seine Helfer die Leichen mit den Harken gleichmäßig verteilten. Die Münzen, die auf Plastik fielen, erzeugten ein Geräusch, das

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