The Stand. Das letze Gefecht
Freizeit mit einer Gruppe von ausgesuchten Freiwilligen an der Suche nach Mutter Abagail, er arbeitete auch im Beerdigungskomitee mit, und am 21. August saß er mit fünf anderen Männern, die alle Gummistiefel und Schutzkleidung und dicke Latexhandschuhe trugen, hinten auf einem Kipplastwagen. Der Leiter des Beerdigungskomitees, Chad Nords, war draußen auf dem Beerdigungsplatz Nr. 1, wie er ihn mit fast schauerlicher Gelassenheit nannte. Dieser lag zehn Meilen südwestlich von Boulder in einem Gebiet, wo früher Kohle im Tagebau gewonnen wurde. Der Platz lag so kahl und öde wie Mondgebirge unter der glühenden Augustsonne. Chad hatte den Posten widerwillig angenommen, weil er früher Assistent eines Bestattungsinstituts in Morristown, New Jersey, gewesen war.
»Dies hat nichts mit einem Beerdigungsunternehmen zu tun«, hatte er heute morgen im Greyhound-Busbahnhof zwischen Arapahoe und Walnut Street gesagt, wo das Komitee seine Operationsbasis hatte. Er zündete sich mit einem Streichholz eine Winston an und grinste den zwanzig Männern zu, die um ihn saßen. »Das heißt, es ist ein Unternehmen, aber kein Geschäft, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Das erntete gequältes Lächeln, und das von Harold Lauder war das breiteste. Sein Magen knurrte ständig, denn er hatte nicht gewagt zu frühstücken. Er war nicht sicher gewesen, daß er nicht alles wieder von sich geben würde, wenn er an die vor ihm liegende Arbeit dachte. Er hätte sich auch an der Suche nach Mutter Abagail beteiligen können, und kein Mensch hätte ein Widerwort gemurmelt, obwohl jeder denkende Mensch in der Zone (falls es außer ihm denkende Menschen in der Freien Zone gab , was fraglich war) es natürlich für eine recht komische Freizeitbeschäftigung hielt, in den Tausenden von Quadratmeilen großen Wäldern und Ebenen um Boulder nach ihr zu suchen. Und es war sehr gut möglich, daß sie Boulder überhaupt nicht verlassen hatte; daran schien niemand gedacht zu haben (aber das überraschte Harold überhaupt nicht). Sie hätte sich in einem Haus in den Randbezirken einrichten können, und sie würden sie nie finden, wenn sie nicht jedes Haus einzeln durchsuchten. Weder Redman noch Andres hatten protestiert, als Harold vorschlug, nur abends und an Wochenenden nach ihr zu suchen, was Harold verriet, daß auch sie den Fall für abgeschlossen hielten.
Er hätte sich damit begnügen können, aber wer macht sich in einer Gemeinschaft am schnellsten beliebt? Wem traut man am meisten? Natürlich dem Mann, der die Dreckarbeit macht, und das auch noch lächelnd. Der Mann, der die Arbeit tut, vor der man sich selbst gern drückt.
»Es ist, als würde man Klafterholz vergraben«, hatte Chad zu ihnen gesagt. »Wenn es euch gelingt, es so zu sehen, ist alles okay. Manche werden vielleicht gleich am Anfang kotzen müssen. Das ist keine Schande; aber versucht, es irgendwo zu machen, wo die anderen euch nicht dabei zusehen müssen. Wenn ihr gekotzt habt, fällt es auch leichter, so zu denken: Klafterholz. Nur Klafterholz.«
Die Männer sahen einander unbehaglich an.
Chad teilte sie in drei Gruppen zu sechs Mann auf. Er und die beiden überzähligen Männer bereiteten die Plätze für die Leichen vor. Jeder der drei Gruppen wurde ein bestimmter Stadtteil zugeteilt. Harolds Gruppe sollte den Tag in Table Mesa verbringen, wo sie sich von der Abfahrt Denver-Boulder langsam nach Westen vorarbeiteten. Martin Drive hinauf zur Kreuzung Broadway. Thirty-ninth Street hinunter, Fortieth Street wieder hinauf, an Reihenhäusern entlang, die vor dreißig Jahren zur Zeit von Boulders Bevölkerungsboom gebaut worden waren, einstöckige Häuser mit Souterrain.
Chad hatte aus dem hiesigen Arsenal der Nationalgarde Gasmasken besorgt, aber die benötigten sie erst nach dem Mittagessen (Mittagessen? Was für ein Mittagessen? Das von Harold bestand aus einer Dose Berry's Apfelkuchenfüllung; mehr brachte er nicht hinunter), als sie die Kirche der Heiligen der letzten Tage am unteren Table Mesa Drive betraten. Dorthin waren sie von der Seuche gezeichnet gekommen, dort waren sie gestorben, über siebzig, und der Gestank war grauenhaft.
»Klafterholz«, hatte einer der Männer aus Harolds Gruppe mit hoher, angewiderter, pieksender Stimme gesagt, und Harold drehte sich um und stolperte an ihm vorbei nach draußen. Er lief hinter ein hübsches Ziegelgebäude, das in Wahljahren als Wahllokal gedient hatte, dort kam ihm Berry's Apfelkuchenfüllung wieder hoch, und er stellte
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