The Stand. Das letze Gefecht
New York island,
from the redwood forests,
to the Gulf stream waters,
this land was made for you and me.
Woody Guthrie
»He, Müll, was hat die alte Oma Semple gesagt, als du ihren Rentenscheck verbrannt hast?«
Carley Yates
When the night has come
And the land is dark
And the moon is the only light we'll see, I won't be afraid
Just as long as you stand by me.
Ben E. King
61
Der dunkle Mann hatte überall entlang der östlichen Grenze Oregons Posten errichtet. Der größte befand sich in Ontario, wo die I-80 von Idaho herüberführt; hier hatten sich sechs Männer im Anhänger eines großen Peterbilt-Lastwagens einquartiert. Sie saßen schon eine Woche und spielten Poker um Zwanziger und Fünfziger, die so wenig wert waren wie Monopoly-Geld. Ein Mann lag etwa sechzigtausend Dollar voraus, und ein anderer - ein Mann, dessen Jahresgehalt in der Welt vor der Seuche etwa zehntausend Dollar betragen hatte - war über vierzigtausend in den Miesen.
Es hatte fast die ganze Woche geregnet die Stimmung im Anhänger war gereizt. Sie waren aus Portland gekommen und wollten dorthin zurück. In Portland gab es Frauen. An einem Nagel hing ein starkes Funkgerät, aus dem nur Statik zu hören war. Sie warteten auf zwei schlichte Worte: Kommt zurück . Das würde bedeuten, daß der Mann, nach dem sie Ausschau hielten, anderswo gefangengenommen worden war.
Der Mann, den sie suchten, war etwa siebzig Jahre alt, kräftig, mit schütterem Haar. Er trug eine Brille und fuhr einen blauen, weiss abgesetzten Wagen mit Vierradantrieb, entweder einen Jeep oder einen International Harvester. Sobald sie ihn sahen, sollte er getötet werden.
Sie waren nervös und langweilten sich - der Reiz des Neuen, um höchste Einsätze echten Geldes zu pokern, war selbst dem dümmsten unter ihnen schon vor zwei Tagen vergangen -, aber sie langweilten sich nicht so sehr, daß sie einfach auf eigene Faust nach Portland zurückgekehrt wären. Sie hatten ihre Befehle vom Wandelnden Gecken selbst bekommen, und wenn ihnen auch der vom Regen verursachte Kabinenkoller zusetzte, überwog doch die Angst vor ihm. Wenn sie ihren Job verpatzten und er es herausfand, dann helfe ihnen Gott.
Daher spielten sie Karten und hielten abwechselnd Wache an dem Beobachtungsschlitz, der an der Seitenwand des Anhängers durch den Stahl geschnitten worden war. Die I-80 lag im stumpfsinnigen, unablässigen Regen verlassen da. Aber wenn der Kundschafter in Sicht kam, würde er gesehen... und aufgehalten werden.
»Er ist ein Spion von drüben«, hatte der Wandelnde Geck gesagt und dabei das Gesicht zu einem entsetzlichen Grinsen verzerrt. Warum dieses Grinsen so fürchterlich war, hätte keiner von ihnen sagen können, aber wenn er einen angrinste, hatte man das Gefühl, als würde sich das eigene Blut in heiße Tomatensuppe verwandeln.
»Er ist ein Spion. Wir könnten ihn mit offenen Armen empfangen. Wir könnten ihn herumführen, ihm alles zeigen und ohne Schaden für uns wieder zurückschicken. Aber ich will ihn. Ich will sie beide. Und bevor der erste Schnee fällt, werden wir ihre Köpfe über die Berge zurückschicken. Daran können sie den ganzen Winter kauen.« Und er hatte vor den Leuten, die sich in einem der Konferenzräume des Gemeindezentrums von Portland um ihn versammelt hatten, heißes Lachen hinausgebrüllt. Sie ' hatten ebenfalls gelacht, aber es war ein kaltes, unbehagliches Lachen gewesen. Sie hätten sich gegenseitig dazu gratulieren können, daß sie für so eine Verantwortung auserkoren worden waren, aber innerlich wünschten sie, der Blick seiner fröhlichen und entsetzlichen Wieselaugen wäre nicht ausgerechnet auf sie gefallen.
Ein weiterer großer Wachtposten befand sich weit südlich von Ontario, in Sheaville. Hier hielten sich vier Männer in einem kleinen Haus dicht an der 1-95 auf, die sich dort zur Alvord Desert mit ihren unheimlichen Felsformationen und dunklen, trüben Wasserläufen hinunterschlängelte.
Die anderen Posten waren paarweise bemannt, ein rundes Dutzend, angefangen von der winzigen Stadt Flora an der Route 3, sechzig Meilen von der Grenze von Washington entfernt, bis nach McDermitt an der Grenze Oregon-Nevada.
Ein alter Mann in einem blauweißen Fahrzeug mit Vierradantrieb. Alle Wachen hatten denselben Befehl: Töten, aber nicht den Kopf verletzen ! Über dem Adamsapfel durfte es keine Verletzungen oder Blutergüsse geben.
»Ich will keine beschädigte Ware zurückschicken«, hatte Randy Flagg ihnen gesagt und sein
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