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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Blickes zu würdigen. Die Garand lag neben ihm auf dem Sitz, entsichert, eine Schachtel Munition daneben. Der Richter hatte beschlossen, jede Krähe zu erschießen, die er sah.
    Nur aus Prinzip.

    »Schneller! Kannst du das verdammte Ding nicht schneller fahren?«
    »Geh mir nicht auf den Wecker, Bobby Terry. Nur weil du geschlafen hast, mußt du mir nicht auf den Wecker gehen.«
    Dave Roberts saß am Steuer des Willys International, der mit der Schnauze zur Straße neben dem Five and Dirne geparkt hatte. Bis Bobby Terry Dave geweckt und dieser sich angezogen hatte, hatte der alte Kerl mit seinem Scout schon einen Vorsprung von zehn Minuten gehabt. Es regnete in Strömen, die Sicht war schlecht. Bobby Terry hielt eine Winchester auf dem Schoß. In seinem Gürtel steckte ein 45er Colt.
    Dave, der Cowboystiefel, Jeans, einen gelben Regenmantel und sonst nichts trug, sah ihn an.
    »Du mußt ihn nur einholen«, sagte Bobby Terry. Er murmelte vor sich hin: »In den Bauch. Ich muß ihn in den Bauch treffen. Dann passiert dem Kopf nichts. Richtig.«
    »Hör auf mit deinen Selbstgesprächen. Wer Selbstgespräche führt, spielt auch an sich selbst rum. Das ist meine Meinung.«
    »Wo ist er?« fragte Bobby Terry.
    »Wir kriegen ihn. Wenn du es nicht nur geträumt hast. Dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken, Bruder.«
    »Ich habe es nicht geträumt. Das war der Scout. Aber wenn er nun abbiegt?«
    »Wo abbiegt? Bis zur Interstate gibt es nur Feldwege. Auf denen kommt er keine zehn Meter weit, ohne bis zu den Stoßstangen im Schlamm steckenzubleiben, mit oder ohne Allradantrieb. Nur die Ruhe, Bobby Terry.«
    Bobby Terry sagte kläglich: »Ich kann nicht. Ich muß mich immer fragen, wie es ist, wenn man in der Wüste an einem Telefonmast zum Trocknen aufgehängt wird.«
    »Laß das! Sieh dort! Siehst'n? Wir schnuppern ihm schon am Arsch!«
    Vor ihnen war es - wahrscheinlich vor Minuten - zu einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Chevy und einem schweren Buick gekommen, die im Regen die Straße versperrten wie die Knochen unbegrabener Mastodons.
    Rechts waren frische Reifenspuren auf der Böschung zu sehen.
    »Das ist er«, sagte Dave. »Die Spuren sind keine fünf Minuten alt.«
    Er zog den Willys an den verunglückten Fahrzeugen vorbei, und sie holperten rüttelnd über die Böschung. Dave steuerte an derselben Stelle wieder auf die Straße wie zuvor der Richter, und sie sahen beide das schlammige Fischgrätenmuster der Reifen des Scout auf dem Asphalt. Auf dem nächsten Hügel sahen sie den Scout gerade über die Kuppe verschwinden.
    »Hip-hip-hurrah!« rief Dave Roberts. »Nichts wie hinterher!«
    Er trat das Gas durch, und der Willys beschleunigte langsam auf sechzig.
    Vor der Windschutzscheibe hing ein silberner Regenschleier, mit dem die Scheibenwischer nicht einmal annähernd fertig wurden. Auf der Hügelkuppe sahen sie den Scout wieder, näher. Dave betätigte die Lichthupe. Augenblicke später leuchteten die Bremslichter des Scout auf.
    »Na gut«, sagte Dave. »Wir geben uns freundlich. Damit er aussteigt. Dreh nicht wieder durch, Bobby Terry. Wenn wir das richtig machen, kriegen wir eine Suite im MGM Grand in Vegas. Versauen wir's, reißt er uns den Arsch auf. Also bau keine Scheiße. Laß ihn aussteigen. «
    » O Gott, hätte er nicht durch Robinette fahren können?« jammerte Bobby Terry. Seine Hände umklammerten die Winchester. Dave schlug ihm auf die Hand. »Und das Gewehr nimmst du auch nicht mit.«
    »Aber...«
    »Schnauze! Lächle, verdammt noch mal!«
    Bobby Terry fing an zu grinsen. Es war, als würde man einen mechanischen Jahrmarktclown grinsen sehen.
    »Du bist zu nichts zu gebrauchen«, knurrte Dave. »Ich mach's. Bleib in dem verdammten Wagen sitzen.«
    Sie waren jetzt auf Höhe des Scout, der mit zwei Rädern auf der Straße und mit zweien auf der weichen Böschung stand. Lächelnd stieg Dave aus. Er hatte die Hände in den Taschen seiner gelben Wetterjacke. In der linken Tasche steckte eine 38er Police Special. Der Richter kletterte vorsichtig aus dem Scout. Er trug ebenfalls eine gelbe Wetterjacke. Er ging behutsam, wie ein Mann, der eine zerbrechliche Vase trägt. In seinen Gelenken wütete die Arthritis wie ein Rudel Tiger. Er trug die Garand in der linken Hand.
    »He, Sie wollen mich damit doch nicht erschießen?« fragte der Mann aus dem Willys mit einem freundlichen Grinsen.
    »Wohl nicht«, sagte der Richter. Er sprach über das unablässige Zischen des Regens hinweg. »Sie müssen in

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