The Stand. Das letze Gefecht
die Einwohner von Vegas Buch führte, und ihn nach diesem schwachsinnigen Cullen fragen.
»Werden Sie ihn verhaften?« fragte Julie.
Lloyd sah sie an. »Ich werde dich verhaften, wenn du mir noch länger auf die Pelle rückst.«
»Ach, Sie können mich mal!« rief Julie Lawry und hob dabei giftig die Stimme. Sie sprang auf und blitzte ihn an. In den engen Shorts schienen ihre Beine bis ans Kinn zu reichen. »Ich habe versucht, Ihnen einen Gefallen zu tun!«
»Ich überprüfe es.«
»Ja, ich weiß. Das kenne ich.«
Sie stampfte davon; ihr Hintern bewegte sich in kleinen, indignierten Kreisen.
Mit einer gewissen müden Belustigung sah Lloyd ihr nach und dachte, daß es viele Tussies wie sie auf der Welt gab - selbst jetzt nach der Supergrippe gab es viele, jede Wette. Leicht aufzureißen, aber anschließend mußte man sich vor ihren Fingernägeln in acht nehmen. Verwandte jener Spinnen, die ihre Partner nach dem Sex auffressen. Zwei Monate waren vergangen, und sie war immer noch wütend auf diesen Taubstummen. Wie hieß er, hatte sie gesagt? Andros?
Lloyd zog ein zerfleddertes schwarzes Notizbuch aus der Tasche, benetzte einen Finger und schlug eine leere Seite auf. Dies war sein Merkbuch, und es war randvoll von kleinen Notizen an ihn selbst - ob es nun darum ging, sich zu rasieren, bevor er Flagg aufsuchte, oder um eine umrandete Notiz, wonach die Medikamentenbestände der Apotheken in Vegas zu registrieren waren, bevor zuviel Morphium oder Kodein verloren ging. Er würde sich bald ein neues Notizbuch zulegen müssen.
In seiner ungelenken Grundschulschrift schrieb er: Nick Andros oder Androtes - taubstumm. In der Stadt? Und darunter: Tom Cullen, bei Paul überprüfen . Er steckte das Buch in die Tasche zurück. Vierzig Meilen weiter nordöstlich hatte der dunkle Mann unter den funkelnden Sternen der Wüste seine langfristige Verbindung mit Nadine Cross vollzogen. Es hätte ihn sehr interessiert zu erfahren, daß ein Freund von Nick Andros in Las Vegas war.
Aber er schlief.
Lloyd betrachtete mürrisch seine Patience und vergaß Julie Lawry und ihre Wut und ihren strammen kleinen Arsch. Er mogelte ein weiteres As hervor und dachte betrübt an den Mülleimermann und was Flagg vielleicht sagen - oder tun - würde, wenn Lloyd es ihm erzählte.
Als Julie Lawry gerade die Cub Bar verließ, stand Tom Cullen in einem anderen Stadtteil am Aussichtsfenster seiner Wohnung und sah verträumt zum Vollmond hinauf.
Es war Zeit zu gehen.
Zeit zurückzugehen.
Diese Wohnung war nicht wie sein Haus in Boulder. Diese Wohnung war möbliert, aber nicht geschmückt. Er hatte nicht einmal ein einziges Poster an die Wand geklebt, nicht einen ausgestopften Vogel an einen Klavierdraht gehängt. Diese Wohnung war nur eine Station am Wege gewesen, und jetzt war es Zeit zu gehen. Er war froh. Hier gefiel es ihm nicht. An diesem Ort roch es; es war ein trockener, fauliger Geruch, den man nicht genau definieren konnte. Die meisten Leute waren nett, und einige mochte er genauso gern wie die Leute in Boulder, Angie zum Beispiel und den kleinen Dinny. Keiner machte sich über ihn lustig, weil er langsam war. Sie hatten ihm einen Job gegeben, und sie machten Spaße mit ihm, und manchmal tauschten sie in der Mittagspause untereinander ihr Essen aus, wenn etwas besser aussah als etwas anderes. Es waren nette Leute, nicht viel anders als die Leute in Boulder, soweit er es beurteilen konnte, aber...
Aber sie hatten diesen Geruch an sich.
Sie schienen alle zu warten und zu beobachten. Manchmal herrschte ein seltsames Schweigen zwischen ihnen, und ihre Augen schienen glasig zu werden, als hätten sie alle denselben bösen Traum. Sie taten etwas, ohne eine Erklärung zu verlangen, warum sie es tun mußten oder wozu. Es war, als würden diese Leute fröhliche Gesichter zur Schau stellen, aber die wirklichen Gesichter darunter waren die Gesichter von Ungeheuern. Darüber hatte er mal einen gruseligen Film gesehen. Diese Art von Ungeheuern nannte man Werwolf.
Geisterhaft, hoch und frei stand der Mond über der Wüste. Er hatte Dayna aus der Freien Zone gesehen. Er hatte sie nur einmal gesehen, und dann nie wieder. Was war mit ihr passiert? Hatte sie auch spioniert? War sie zurückgegangen?
Er wußte es nicht. Aber er hatte Angst.
Auf dem La-Z-Boy-Stuhl vor dem nutzlosen Farbfernseher der Wohnung stand ein kleiner Rucksack. Dieser Rucksack war mit vakuumversiegelten Lebensmitteln gefüllt. Er nahm ihn auf und hängte ihn sich um.
Nachts
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