Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
derzeitigen Zustand mehr wie ein gräßlicher, garstiger Streich vor und nicht wie ein freudiger Anlaß. Amy heiratet, aber ich bekomme das Baby, ha-ha-ha. Sie hatte das Gefühl, daß sie den Brief beenden sollte, und sei es nur, damit sie sich nicht mehr damit herumärgern mußte, und daher schrieb sie:
    »Ich habe eigene Probleme, Mann o Mann, und was für welche, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie alle niederzuschreiben. Es ist schon schlimm genug, nur daran denken zu müssen! Ich hoffe immer noch, daß wir uns am vierten sehen, wenn Du Deine Pläne seit dem letzten Brief nicht geändert hast. (Ein Brief in sechs Wochen? Ich habe langsam schon gedacht, jemand hätte Dir die Tipp-Finger abgehackt, Mädchen!) Wenn wir uns sehen, werde ich Dir alles erzählen! Ich könnte Deinen Rat auf jeden Fall brauchen. 
    Vertraue mir, dann vertraue ich Dir, 
    Fran.«
    Sie unterschrieb mit ihrer gewohnt üppig-krakelnden Signatur, damit sie den verbleibenden Platz noch halb verbrauchte. Allein damit kam sie sich wie eine Hochstaplerin vor. Sie faltete ihn zusammen, schob ihn in den Umschlag, klebte ihn zu, schrieb die Adresse darauf und stellte ihn hochkant an den Spiegel. Auftrag ausgeführt. Also. Was nun?
    Es wurde schon wieder dunkler. Sie stand auf und ging rastlos durchs Zimmer; sie überlegte, ob sie gehen sollte, bevor es wieder zu regnen anfing, aber wohin sollte sie gehen? Ins Kino? Den einzigen Film, der in der Stadt lief, hatte sie schon gesehen. Mit Jesse. Nach Portland, einen Schaufensterbummel machen? Machte keinen Spaß. Die einzigen Kleidungsstücke, die sie sich heutzutage realistisch ansehen konnte, waren die mit Gummizug um die Taille. Platz für zwei.
    Sie hatte heute drei Anrufe bekommen, der erste brachte gute Neuigkeiten, der zweite uninteressante, der dritte schlechte. Sie wünschte sich, sie wären in umgekehrter Folge eingetroffen. Draußen hatte es angefangen zu regnen, der Pier des Yachtbeckens war wieder dunkel. Sie beschloß, einen Spaziergang zu machen, und den bevorstehenden Regen sollte der Teufel holen. In der frischen Luft und der schwülen Sommeratmosphäre ging es ihr vielleicht bald besser. Vielleicht machte sie irgendwo Rast und trank eine Flasche Bier.
    Glück aus der Flasche. Zumindest Gleichgültigkeit.
    Als erste hatte Debbie Smith aus Somersworth angerufen. Fran konnte jederzeit kommen, hatte Debbie herzlich versichert. Sie wurde sogar gebraucht. Eines der drei Mädchen, die sich die Wohnung teilten, war im Mai ausgezogen und hatte in einem Warenhaus einen Job als Sekretärin angenommen. Ohne Dritte konnten Debbie und Rhoda sich die Miete nicht mehr leisten. »Und wir stammen beide aus Großfamilien«, sagte Debbie. »Schreiende Babys machen uns nichts aus.«
    Fran sagte, sie würde zum ersten Juli einziehen, und als sie auflegte, spürte sie, wie ihr Freudentränen die Wangen entlangliefen. Tränen der Erleichterung. Wenn sie aus dieser Stadt, wo sie aufgewachsen war, fortkonnte, würde alles gut werden, glaubte sie. Weg von ihrer Mutter, und auch weg von ihrem Vater. Das Baby und die Tatsache, daß sie allein lebte, würden ihr Leben wieder in eine vernünftige Perspektive rücken. Sicher ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige. Es gab ein Ti er, einen Käfer oder Frosch, dachte sie, welches zu doppelter Größe anschwoll, wenn es sich bedroht fühlte. Zumindest in der Theorie sah der Angreifer das, fühlte sich bedroht, bekam es mit der Angst zu tun und verschwand. Sie kam sich ein wenig wie dieses Tier vor, und die Stadt, die ganze Umgebung (»Umfeld« mochte das zutreffende Wort sein) löste das Gefühl in ihr aus. Sie wußte, niemand würde sie zwingen, einen scharlachroten Buchstaben zu tragen, aber sie wußte auch, wenn ihr Verstand ihre Nerven von dieser Tatsache überzeugen wollte, war ein Bruch mit Ogunquit nötig. Wenn sie auf der Straße war, dann spürte sie, dass die Leute sie zwar nicht anstarrten, aber sich bereit machten, sie anzustarren. Selbstverständlich die Einwohner, nicht die Sommergäste. Die Einwohner brauchten ständig jemanden, den sie anstarren konnten - einen Penner, Sozialhilfeempfänger, einen Jungen aus gutem Hause, der in Portland oder Old Orchard Beach beim Ladendiebstahl erwischt worden war... oder das Mädchen mit dem anschwellenden Bauch.
    Der zweite Anruf, der so la-la gewesen war, kam von Jess Rider. Er hatte aus Portland angerufen und es zuerst im Haus versucht. Glücklicherweise hatte Peter abgenommen und ihm Frans

Weitere Kostenlose Bücher