The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen
Gefühle entfalteten eine Eigendynamik. »Ich bin manchmal an dem Punkt, wo ich meine eigenen Gedanken kaum noch ertragen kann«, sagte sie. »Ich kann sie gerade mal eine Sekunde lang anhalten. Aber dann fällt mir wieder ein, dass Blake mir vorgeworfen hat, ich würde ihn kontrollieren, und schon geht es von Neuem los.«
Fairness
Warum ist es so schwer, dem Labyrinth zu entrinnen?
Wir bleiben darin stecken, weil wir erwarten, die Welt würde uns fair behandeln. Wir gehen in kindischer Weise von der Annahme aus: »Wenn ich gut zur Welt bin, ist die Welt auch gut zu mir.« Wir müssten es besser wissen – die Welt pfeift nämlich auf unsere Annahme. Jemand schneidet uns auf der Autobahn, ein Kunde wird uns gegenüber ausfallend. Und doch halten wir an unserem kindlichen Glauben fest.
Solange wir darauf beharren, dass wir in einer fairen Welt leben, werden wir sofort nach ausgleichender Gerechtigkeit verlangen, wenn wir uns schlecht behandelt fühlen. Bleibt diese aus, schalten wir auf stur und sind nicht umzustimmen. Darum gehören zum Labyrinth fast immer auch Rache- oder Wiedergutmachungsfantasien. Wir reiben uns bei dem vergeblichen Versuch auf, die Gerechtigkeit in unserer Welt wiederherzustellen.
Meistens ist uns gar nicht bewusst, dass wir erwarten, von unseren Mitmenschen fair behandelt zu werden. Aber der Anspruch ist im Hintergrund immer da. Das heißt, dass wir direkt vor dem Eingang zum Labyrinth stehen, bereit, einzutreten und von ihm verschlungen zu werden. Nur eine kleine Ungerechtigkeit – irgendeine Bagatelle – und ehe wir noch einen Gedanken fassen können, sind wir schon drin und finden nicht mehr hinaus.
Die höhere Kraft: Die universelle Liebe
Es ist gar nicht so einfach, den kindlichen Glauben an Fairness aufzugeben. Nach meinen Erfahrungen können wir uns nur dann von ihm lösen, wenn wir etwas spüren, das größer, besser und stärker als Fairness ist. Das habe ich per Zufall als kleines Kind erfahren können.
Ich war etwa fünf Jahre alt, als meine Eltern mit meiner älteren Schwester und mir in den Schnee fuhren, was für jemanden aus dem sonnigen Süden Kaliforniens eigentlich spannend hätte sein müssen. Aber irgendwas hatte mein Vater auf der Autofahrt gesagt, was mich verletzt hatte – was, weiß ich heute nicht mehr. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich mich im Labyrinth verlor. Ich saß auf der Rückbank hinter ihm und brannte ihm mit meinen bohrenden Blicken Löcher in den Hinterkopf. Ich wünschte ihm jede nur erdenkliche Marter an den Hals. Wäre Hass leicht entzündlich, der Kopf meines Vaters wäre in Flammen aufgegangen.
Als wir im Schnee ankamen, kletterten alle aus dem Auto, nur ich rührte mich nicht vom Fleck. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blieb einfach sitzen. Meine Mutter probierte es mit sanftem Überreden. Meine Schwester rodelte ein paarmal den Hügel hinunter und erzählte mir, wie viel Spaß das machte. Selbst mein Vater bemühte sich, mich aus dem Auto zu locken. Aber je mehr sie mich zu überreden versuchten, umso bockiger wurde ich.
Schließlich gaben sie auf. Und da passierte etwas Merkwürdiges. Ich schaute aus dem Auto und sah ein kleines Hündchen auf dem Parkplatz herumschnüffeln, ganz allein und zitternd vor Kälte. Ohne nachzudenken, öffnete ich die Autotür, eilte zu ihm, nahm es auf den Arm und trug es ins warme Auto. Es leckte mir das Gesicht ab. Plötzlich sah die Welt ganz anders aus. Ich war voller Liebe für das hilflose, verängstigte Hündchen. Ich spürte, wie mir das Herz aufging und weit wurde. Alles veränderte sich mit einem Schlag; es war, als hätte sich die Achse des Universums gedreht. Ich hasste meinen Vater gar nicht mehr – ich liebte ihn, wollte sogar so sein wie er: Von ihm hatte ich gelernt, Tiere zu schützen. Meine bockige schlechte Laune und die Trotzreaktion waren wie weggeblasen. Ich fühlte mich erwachsener, so als wäre ich über solche belanglosen Kindereien erhaben.
Ich stieg aus dem Auto, so schnell ich konnte, und rief nach meinem Vater. Er kam und half mir, den Besitzer des Hündchens zu finden, und sagte mir dann, dass er stolz auf mich sei. Ich wundere mich heute noch, wie schnell sich alles verändert hatte. Meine Familie klatschte Beifall, als ich den Hügel hinunterrodelte. Ich lachte und weinte gleichzeitig. Mir war, als wäre ich aus einem Gefängnis ausgebrochen. Auf dem ganzen Nachhauseweg sang und lachte ich. Ich brachte sogar irgendwie eine Entschuldigung für meine
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