The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
mein Nachthemd hing mir von den Schultern. Ich sah schrecklich aus.
Vater trat hinter mich und musterte mein Spiegelbild.
» Du wirst dich zusammenreißen. Heute ist Rosalyns Beerdigung, und es ist mir und den Cartwrights wichtig, allen zu zeigen, dass wir gegen das Böse zusammenstehen, das unsere Stadt geißelt.«
Während Vater sich weiter über Dämonen ausließ, dachte ich daran, dass ich den Cartwrights zum ersten Mal wieder gegenübertreten würde. Ich fühlte mich immer noch schrecklich schuldig. Ich konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass es niemals zu dem Angriff gekommen wäre, hätte ich auf der Veranda auf Rosalyn gewartet, statt meine Zeit mit Katherine im Arbeitszimmer zu verbringen. Wenn ich draußen gewesen wäre, hätte ich Rosalyn in ihrem rosafarbenen Kleid von den Feldern kommen sehen. Vielleicht hätte ich auch zusammen mit ihr den Tod gefunden und sie hätte sich dem grausamen Tier nicht allein zu stellen brauchen. Ich hatte Rosalyn zwar nicht geliebt, aber ich konnte mir nicht verzeihen, dass ich nicht da gewesen war, um sie zu retten.
» Nun komm«, sagte Vater ungeduldig, als Alfred hereinkam, ein weißes Leinenhemd und einen schwarzen Zweiteiler in den Händen. Ich erbleichte: Es war der Anzug, den ich bei meiner Hochzeit hätte tragen sollen. Außerdem war die Kirche, in der wir um Rosalyn trauern würden, der Ort, an dem wir die Zeremonie unserer Vereinigung gefeiert hätten. Trotzdem gelang es mir irgendwie, den Anzug anzuziehen, und da meine Hände stark zitterten, erlaubte ich Alfred, mich zu rasieren. Eine Stunde später trat ich hinaus– und war bereit, das zu tun, was ich tun musste.
Ich hielt den Blick gesenkt, während ich Vater und Damon zur Kutsche folgte. Vater saß vorn neben Alfred, Damon saß mit mir zusammen hinten.
» Wie geht es dir, Bruder?«, fragte Damon über das vertraute Klappern der Hufe von Duke und Jake hinweg, während wir die Willow Creek Road hinunterfuhren.
» Nicht sehr gut«, sagte ich förmlich, mit einem Kloß im Hals.
Damon legte mir eine Hand auf die Schulter. Die Elstern schackerten, die Bienen summten und die Sonne warf einen goldenen Schein über die Bäume. Die Kutsche roch nach Ingwer und mein Magen verkrampfte sich. Es war der Geruch von Schuldgefühlen, weil es mich nach einer Frau verlangte, die niemals meine Gattin sein würde– sein konnte.
» Der erste Tod, ich meine der erste, den du wirklich miterlebst, verändert dich«, sagte Damon schließlich, als die Kutsche vor der mit weißen Schindeln verkleideten Kirche vorfuhr. Die Kirchglocken läuteten. Alle Geschäfte der Stadt waren an diesem Tag geschlossen. » Aber vielleicht kann er dich zum Besseren verändern.«
» Mag sein«, erwiderte ich, während ich aus der Kutsche stieg. Aber ich hatte keine Ahnung, wie das möglich sein sollte.
Wir erreichten die Tür gerade in dem Moment, als Dr. James mit seinem Gehstock in der einen und einer Whiskeyflasche in der anderen Hand in die Kirche humpelte. Dort saßen Pearl und Anna nebeneinander, Jonathan Gilbert hinter ihnen, die Ellbogen auf Pearls Bank gestützt, nur Zentimeter von ihrer Schulter entfernt.
Sheriff Forbes hatte seinen gewohnten Platz in der zweiten Reihe eingenommen und betrachtete finster die Gruppe der geschminkten Frauen aus dem Gasthaus, die gekommen waren, um der Toten die letzte Ehre zu erweisen. Am Rand saß Alice, die Wirtin, und fächelte sich mit einem seidenen Fächer Luft zu.
Calvin Bailey, der Organist, gab eine Adaption von Mozarts Requiem zum Besten , wobei er sich aber alle paar Akkorde zu verspielen schien. In der ersten Reihe saß Mr Cartwright und starrte geradeaus, während Mrs Cartwright schluchzte und ihre Nase gelegentlich in einem Spitzentaschentuch vergrub. Ganz vorn in der Kirche stand ein geschlossener Eichensarg, der mit Blumen bedeckt war. Wortlos ging ich zu dem Sarg und kniete davor nieder.
» Es tut mir so leid«, flüsterte ich und berührte den Sarg, der sich kalt und hart anfühlte. Ungeheißen schossen mir Bilder meiner Verlobten durch den Kopf: Rosalyn, die glücklich über ihr neues Hündchen kicherte, Rosalyn, die lebhaft von Blumenkombinationen für unsere Hochzeit erzählte und den Zorn ihrer Zofe riskierte, indem sie mir am Ende eines Besuches einen verstohlenen Kuss auf die Wange drückte. Ich nahm die Hände vom Sarg und faltete sie wie zum Gebet. » Ich hoffe, dass ihr beide, du und Penny, euch im Himmel wiedergefunden habt.« Ich beugte mich vor und streifte den
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