The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
entgegennahm. Geistesabwesend hielt ich mir einen Zweig Flieder an die Nase und atmete ein.
» Ich würde dies hier für Ihre Genesung verwenden, nicht Cordelias Gebräu«, sagte Emily.
» Woher wissen Sie davon?«, fragte ich.
» Dienstboten reden. Aber ich fürchte, was immer Cordelia Ihnen einflößt, könnte mehr schaden als nutzen.« Sie nahm einige Blumen aus dem Korb und legte sie zu einem Strauß zusammen. » Gänseblümchen, Magnolien und Tränendes Herz werden Ihnen helfen.«
» Und Stiefmütterchen zum Gedenken?«, fragte ich in Anlehnung an ein Zitat aus Shakespeares Hamlet. Als ich die Worte ausgesprochen hatte, begriff ich, wie töricht meine Bemerkung war. Wie sollte ein ungebildetes Dienstmädchen wissen, wovon ich sprach?
Aber Emily lächelte nur. » Keine Stiefmütterchen, obwohl meine Herrin Ihre Liebe zu Shakespeare erwähnt hat.« Sie griff in den Korb und brach einen Fliederzweig ab, den sie mir sanft ins Knopfloch steckte.
Ich hielt den Korb hoch und atmete erneut ein. Er roch nach Blumen, aber da war noch etwas anderes: der berauschende Duft, den ich bisher nur in Katherines Nähe erlebt hatte. Wieder nahm ich einen Atemzug und spürte, wie die Verwirrung und die Dunkelheit der vergangenen Tage sich langsam auflösten.
» Ich weiß, dass im Moment alles sehr seltsam erscheint«, durchbrach Emily meinen Tagtraum. » Aber meine Herrin wünscht für Sie nur das Beste.« Sie deutete mit dem Kopf auf das Sofa, als wolle sie mich auffordern, Platz zu nehmen. Gehorsam setzte ich mich und sah sie an. Sie war bemerkenswert schön und verfügte über eine Anmut, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre Bewegungen und Gesten waren so bedächtig, dass ich bei ihrer Betrachtung den Eindruck bekam, ein Gemälde zu beobachten, das zum Leben erwachte.
» Sie würde Sie gern sehen«, sagte Emily nach einem Moment des Schweigens.
Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir schlagartig klar, dass das niemals sein durfte. Während ich jetzt bei Tageslicht im Salon saß, zusammen mit einem anderen Menschen, statt mich in meinen eigenen Gedanken zu verlieren, rückte alles an seinen Platz. Ich war eine Art Witwer, und meine Pflicht bestand darin, um Rosalyn zu trauern, und nicht, meiner Schuljungenfantasie von einer Liebe zu Katherine nachzuhängen. Außerdem war Katherine nur eine schöne Waise ohne Freunde oder Verwandte. Es würde niemals funktionieren– es konnte niemals funktionieren.
» Ich habe sie gesehen. Bei Rosalyns… bei der Beerdigung«, entgegnete ich steif.
» Das kann man wohl kaum als ein privates Treffen bezeichnen«, stellte Emily fest. » Sie würde Sie aber gern treffen. Irgendwo, wo Sie ungestört sind. Wenn es Ihnen recht ist«, fügte sie hastig hinzu.
Ich wusste, was ich sagen musste, kannte die einzig richtige Antwort, aber die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. » Wir werden sehen, aber ich fürchte, in meiner gegenwärtigen Verfassung bin ich vermutlich noch nicht in Stimmung für einen Spaziergang. Übermitteln Sie Ihrer Herrin bitte mein Bedauern. Es wird ihr sicherlich dennoch nicht an Gesellschaft mangeln. Ich weiß, dass mein Bruder sie überallhin begleiten wird, wohin sie zu gehen wünscht.«
» Ja. Sie hat Damon recht gern.« Emily raffte ihre Röcke und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls, und obwohl ich sie um Haupteslänge überragte, hatte ich das Gefühl, dass sie irgendwie mächtiger war als ich. Es war ein seltsames, doch nicht gänzlich unangenehmes Gefühl. » Aber wahrer Liebe kann man nichts entgegenhalten.«
Mit diesen Worten rauschte sie durch die Tür und aus dem Haus, und das Gänseblümchen in ihrem Haar verteilte seine Blütenblättchen im Wind.
Kapitel Zwölf
Ich bin mir nicht sicher, ob es die Lektüre war oder die Blumen, die Emily mir gebracht hatte, aber in dieser Nacht schlief ich tief und fest. Am nächsten Morgen wurde ich vom Sonnenlicht in meinem Schlafzimmer geweckt, und zum ersten Mal seit Rosalyns Tod machte ich mir nicht die Mühe, das Gebräu zu trinken, das Cordelia auf meinen Nachttisch gestellt hatte. Aus der Küche wehte der Duft von Zimt und Eiern herauf, und ich hörte das Schnauben der Pferde, die Alfred draußen anschirrte. Für einen Moment fühlte ich mich wie in einem Rausch von unzähligen Möglichkeiten und ein Gefühl von Glück keimte in mir auf.
» Stefan!«, donnerte mein Vater vor der Tür, während er dreimal mit seinem Gehstock oder seiner Reitpeitsche anklopfte. Und plötzlich kam
Weitere Kostenlose Bücher