The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
französischen Heimat blühten, in der harten Erde von Virginia einfach nicht gedeihen konnten. Dieser Teil des Gartens roch immer nach Rosen und Klematis, und er war stets der erste Ort, an den Paare sich zurückzogen, wenn sie auf einer Feier auf Veritas allein sein wollten. Die Dienstboten waren abergläubisch, was das Labyrinth betraf: Sie glaubten, dass ein im Labyrinth gezeugtes Kind bis an sein Lebensende gesegnet sei und dass man einander lebenslang verbunden bleibe, wenn man seine wahre Liebe in der Mitte des Labyrinths küsste. Aber sie glaubten auch, dass man für immer verflucht sei, wenn man dort eine Lüge aussprach. Heute fühlte es sich beinahe magisch an: Die Lauben und Kletterpflanzen boten Schutz vor der Sonne und vermittelten den Eindruck, wir drei befänden uns zusammen in einer verzauberten Welt– fernab von Tod und Krieg.
» Es ist noch schöner, als ich es in Erinnerung hatte!«, erklärte Katherine. » Es ist wie im Märchenbuch. Wie der Jardin du Luxembourg in Paris oder der Palast von Versailles!« Sie pflückte eine Calla und atmete tief ein.
Ich hielt inne und betrachtete sie. » Dann waren Sie also in Europa?«, fragte ich und kam mir so provinziell vor wie die Bauerntölpel, die in den Hütten auf der anderen Seite von Mystic Falls lebten, die nämlich mit h schrieben und in unserem Alter bereits vier oder fünf Kinder hatten.
» Ich war schon überall«, antwortete Katherine schlicht. Sie schob sich die Blüte hinters Ohr. » Also, Jungs, schießen Sie los: Wie haben Sie sich amüsiert, als hier noch keine mysteriöse Fremde war, die Sie mit einer Führung durch Ihre Gärten beeindrucken konnten?«
» Wir haben hübsche junge Dinger mit unserer echten Südstaaten-Gastfreundschaft unterhalten.« Damon grinste und verfiel in seinen übertriebenen Akzent, der mich immer zum Lachen brachte.
Katherine belohnte ihn mit einem Kichern und ich lächelte. Jetzt, da ich sah, dass Damons und Katherines freundschaftliche Flirts so unschuldig waren wie die Beziehung zwischen Vetter und Cousine, konnte ich ihr Geplänkel genießen.
» Damon hat recht. Unser Gründerball findet schon in wenigen Wochen statt«, sagte ich und reichte ihr galant ihren Sonnenschirm. Meine Laune hob sich, als mir bewusst wurde, dass es mir freistand, zum Ball einzuladen, wen immer ich wollte. Ich konnte es gar nicht erwarten, Katherine in meinen Armen herumzuwirbeln.
» Und Sie werden das hübscheste Mädchen sein. Selbst die Mädchen aus Richmond und Charlottesville werden vor Neid erblassen!«, stellte Damon fest.
» Wirklich? Nun, ich denke, das würde mir gefallen. Ist das boshaft von mir?«, fragte Katherine und blickte zwischen Damon und mir hin und her.
» Nein«, antwortete ich.
» Ja«, sagte Damon gleichzeitig. » Und meiner Meinung nach sollten mehr Mädchen zu ihrer Boshaftigkeit stehen. Schließlich wissen wir alle, dass das schönere Geschlecht eine dunkle Seite hat. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem Clementine Amelia das Haar abgeschnitten hat?« Damon drehte sich zu mir um.
» Ja«, kicherte ich, erfreut darüber, zu Katherines Unterhaltung die Rolle des Geschichtenerzählers übernehmen zu können. » Clementine fand Amelia viel zu keck im Umgang mit Matthew Hartnett, und da Clem ein Auge auf ihn geworfen hatte, entschied sie, selber dafür zu sorgen, dass Amelia für ihn weniger attraktiv wurde.«
Katherine schlug sich in einer Geste übertriebener Anteilnahme auf den Mund. » Ich hoffe doch, die arme Amelia hat sich erholt.«
» Sie ist mit irgendeinem Soldaten verlobt. Machen Sie sich keine Sorgen um sie«, sagte Damon. » Tatsächlich sollten Sie sich um gar nichts sorgen. Sie sind viel zu hübsch dafür.«
» Nun, eines macht mir aber Sorgen.« Katherine riss die Augen auf. » Wer soll mich zu dem Ball begleiten?« Sie schwenkte ihren Sonnenschirm auf dem Arm hin und her, während sie zu Boden blickte, als überdenke sie eine tiefgreifende Entscheidung. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als sie zu uns beiden aufschaute. » Ich weiß es! Veranstalten wir ein Wettrennen. Der Sieger darf mich vielleicht begleiten!« Sie warf ihren Schirm auf den Boden und lief in die Mitte des Labyrinths.
» Bruder?«, fragte Damon und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
» Bist du so weit?« Ich lächelte, als sei dies einfach ein unbedeutendes, kindliches Wettrennen. Damon sollte nicht wissen, wie schnell mein Herz schlug und wie sehr ich mir wünschte, Katherine zu fangen.
» Los!«,
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