The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
Er trat so nah an mich heran, dass unsere Nasenspitzen sich beinah
berührten. »Wer denkst du, hat sie verletzt – gerade stark genug –, damit der arme, alte, berechenbare Stefan sie findet? Der Stefan, der geschworen hat, nicht mehr von Menschen zu trinken, der Stefan, von dem ich einfach wusste, dass er das Fräulein in Not retten würde, statt ihr den Rest zu geben.«
Ein kalter Schauder lief über meinen Rücken.
»Und dann habe ich natürlich die ganze Familie mit einem Bann belegt, damit sie dich willkommen heißt und dich aufnimmt«, endete er mit einer achtlosen Handbewegung, als sei das nicht der Rede wert.
Endlich begriff ich. Eine Welle der Resignation erfasste meinen Körper. Natürlich hatte er die Familie mit einem Bann belegt. Diese unbeschwerte Akzeptanz der Sutherlands, mit der sie mich in ihrem Heim aufgenommen hatten, hatte mich von Anfang an verwirrt, und ich hätte schon viel früher darauf kommen müssen, dass da etwas nicht stimmte. Wie konnte ein Mann von Winfields Stand einen Fremden, einen Vagabunden, in sein Haus lassen und keine Fragen nach seiner Familie oder seinen Bekannten stellen? Ein Mann von seinem Reichtum musste vorsichtig abwägen, wen er an sich heranließ. Und Mrs Sutherland – sie war eine so umsichtige Mutter und erlaubte mir doch, sie und ihre Tochter zu einem Spaziergang im Park zu begleiten. Obwohl dies kaum der richtige Zeitpunkt dafür war, konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob ihre Zuneigung zu mir echt war oder in Damons Macht begründet lag.
»Was willst du, Damon?«, fragte ich noch einmal. Jetzt waren wir wieder mittendrin, aber dieses Mal verstand ich, wie gefährlich mein Bruder war und wie weit er gehen würde, um sich an mir zu rächen.
»Nichts Schlimmes, Stefan!«, erwiderte er grinsend, während er einen Schritt zurücktrat und die Hände hob. »Aber überleg mal! Ich, der ich Lydia um den Finger gewickelt habe. Du mit der zauberhaften Bridget, die dich anhimmelt … Wir werden die Schwestern heiraten, und so wie du immer gehofft hast, in alle Ewigkeit als Brüder leben – oder zumindest solange die beiden leben .«
»Ich werde Bridget nicht heiraten«, platzte ich heraus.
»Doch, das wirst du«, sagte Damon.
»Nein. Das werde ich nicht «, wiederholte ich. »Ich verlasse New York. Noch heute Nacht.«
»Du bleibst hier und heiratest Bridget«, befahl Damon und trat wieder so nah an mich heran, dass er nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. »Oder ich werde alle Leute hier töten, einen nach dem anderen.«
Seine Worte waren todernst gemeint. Der leutselige, witzelnde, verwegene Damon war verschwunden. Die schwelende Wut war zurück.
»Das kannst du nicht«, knurrte ich. »Nicht einmal du bist stark genug, um einen ganzen Ballsaal zu überwältigen.«
»Oh, wirklich?« Er schnippte mit den Fingern über seine Schulter. Eine Bedienstete kam aus dem Nebenzimmer, als hätte sie nur auf sein Zeichen gewartet. Sie trug ein Tuch um ihren Hals, an dem er sich offensichtlich bereits bedient hatte. Er deutete mit dem Kinn aufs Fenster, und sie trat fügsam heran und entriegelte es.
»Ich kann Bridget und ihr gesamtes dummes Gefolge dazu zwingen, von einem Balkon zu springen«, knurrte Damon.
»Ich glaube dir nicht«, sagte ich so gelassen wie möglich. Mehr als eine Person gleichzeitig mit einem Bann zu belegen, das konnte doch wohl nur Lexi. Und Damon war nicht annähernd so alt wie sie.
»Oder ich kann mich an sie heranpirschen, an einen nach dem anderen, und ihnen die Kehle aufreißen«, sagte er lässig. »Das ist mir eigentlich egal.«
Die Dienerin stieg auf das Fensterbrett.
»Bastard«, murmelte ich und eilte durch den Raum, um die arme Frau zu packen, bevor sie sich umbringen konnte. »Verschwinde von hier«, knurrte ich sie an, unsicher, ob ich sie damit bannte oder nicht. Plötzlich wirkte sie verwirrt und verängstigt, der Bann war gebrochen. Schniefend rannte sie aus dem Raum.
»Warum?«, fragte ich, als sie fort war. »Warum willst du Lydia heiraten? Warum ist es so wichtig, dass ich ihre Schwester heirate?«
»Wenn ich schon ewig leben muss, dann kann ich es auch standesgemäß tun«, antwortete Damon achselzuckend.
»Ich bin es leid, von Person zu Person zu leben, von Mahlzeit zu Mahlzeit, und keinen Ort zu haben, den ich als mein Zuhause bezeichnen kann. Wenn ich Lydia heirate, werde ich reich sein. Mit einem Haus voller Diener, die mir jeden Wunsch erfüllen … die mich und all meine absonderlichen
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