The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
nicht gestattet, da der Rauch die Stoffe ruinieren würde.
»Also, hier ist ein Stoff, der Ihnen gefallen wird«, sagte Signore Pinotto und präsentierte uns schwarzen Wollkrepp, der so fein und weich war, dass es sich
auch um Seide hätte handeln können. »Ich habe ihn aus einem winzigen Dorf in der Schweiz. Dort arbeitet man …«
»Überlassen Sie das Thema Stoff nur mir«, unterbrach Winfield, der eine unangezündete Zigarre in der Hand drehte. »Ich kenne das Geschäft. Die jungen Männer sollen sich aussuchen, was ihnen gefällt.«
Damon sah die Jacketts durch, zog eines heraus und hielt es sich vor die Brust, um die Passform zu prüfen.
»Darin und dem schwarzen Krepp werden wir wie echte Kreaturen der Nacht aussehen«, bemerkte Damon. »Oder, Stefan?«
»Ja, ja, das werden wir«, stimmte ich ihm mit steinerner Miene zu.
»Hier, probieren Sie das mal an.« Damon warf mir eine kleinere Version des Jacketts zu. Pflichtschuldig zog ich mein eigenes aus und schlüpfte hinein. Das Jackett passte gut, es war nur an den Schultern und der Brust etwas zu weit. Während Damon durch den Schneider und Winfield abgelenkt war, die Muster, Fütterungen und Knöpfe erörterten, kam mir plötzlich der Gedanke, aus dem Fenster zu springen und davonzulaufen. Würde mein Bruder seine Drohungen wirklich wahrmachen? Würde er die Sutherlands wirklich töten – oder gar Schlimmeres?
Dann aber erinnerte ich mich an die Nachricht aus Blut, und mir wurde schlagartig wieder klar, dass ich niemals zulassen durfte, dass die Welt die Antworten
auf diese Fragen erfuhr. Ich wollte kein weiteres Menschenleben auf dem Gewissen haben.
»Ist das die Art von Kleidungsstück, in dem junge Männer heutzutage in der Stadt herumhüpfen?«, fragte Winfield und betrachtete stirnrunzelnd mein Jackett. »Ich bin nie wirklich eine – wie haben Sie es genannt? – ›Kreatur der Nacht‹ gewesen.«
Damon bedachte ihn mit einem kalten Lächeln. »Man soll niemals nie sagen.«
Und dann stand er plötzlich neben mir vor dem Spiegel, knöpfte sein Jackett zu und zog es zurecht. Im nächsten Moment zupfte er emsig an meinem herum.
»Sehen Sie nur«, sagte er zu unseren Spiegelbildern und legte mir einen Arm um die Schultern. »Wir könnten fast Brüder sein.«
»Wir waren einmal Brüder«, zischte ich, sodass nur Damons scharfe Ohren es hören konnten. »Obwohl du mir so fremd bist wie der Satan persönlich.«
»Hm?« Winfield schaute auf. »Sie ähneln sich tatsächlich ein wenig. Das … Haar. Und das … Gesicht.« Er machte eine vage Handbewegung in unsere Richtung. Dann lächelte er breit. »Ich werde eine ganze Horde ähnlich aussehender Enkelkinder haben! Dutzende, die auf meinem Schoß sitzen.«
Damon grinste. »Absolut. Ich möchte gerne eine große Familie haben, Mr Sutherland. Es ist mir wichtig, dass meine Blutlinie fortgesetzt wird.«
»Du treibst es wirklich auf die Spitze«, sagte ich.
»Ich habe noch nicht einmal angefangen«, flüsterte er lächelnd.
»Oh, wirklich? Was hatte es dann mit dieser Nachricht aus Blut auf sich, die du mir hinterlassen hast?«, fragte ich.
Damon legte die Stirn in Falten. »Nachricht?«
»Der scharlachrote Stoff gefällt mir in der Tat äußerst gut.« Winfield hielt den Stoff in den Händen und schien nichts von der in der Luft liegenden Spannung zu bemerken. »Er ist perfekt. Damon de Sangue – von Blut, richtig?«
Damon schien überrascht. Ich war ebenfalls überrumpelt.
»Ich spreche vier Sprachen, meine Söhne«, grinste Winfield mit dem Anflug eines Knurrens. »Und ich kann weitere vier lesen. Italienisch ist nur eine davon.«
Also war Sutherland doch nicht ganz der Tölpel, der er zu sein schien. Er hatte offensichtlich viele Facetten, was bei einem so erfolgreichen Geschäftsmann natürlich nicht weiter verwundern durfte.
»Und da wir gerade von Sprachen sprechen – ho bisogno di vino, um meine Kehle zu befeuchten. Ich habe ein fantastisches Tröpfchen aus meinem Keller mitgebracht. Haben Sie Lust, sich mir anzuschließen?«
»Gerade jetzt könnte ich wirklich einen guten Sutherland gebrauchen«, sagte Damon munter und schlug mir ebenso auf die Schulter, wie unser zukünftiger Schwiegervater es tat.
Ich sackte verzweifelt in mich zusammen. Als wir
Vampire geworden waren, hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als die Ewigkeit mit meinem Bruder zu verbringen. Jetzt konnte ich es nicht erwarten, ihn loszuwerden.
KAPITEL FÜNFZEHN
In der Nacht vor der Hochzeit stand
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