The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
ich auf und starrte aus dem Fenster meines Schlafzimmers. Ein schöner Viertelmond schien durch das kunstvoll verzierte Glas. Es fühlte sich an, als necke mich die gesamte nächtliche Welt mit dem Ruf: Komm spielen. Komm jagen. Komm, verschwinde in der Dunkelheit. Meine Haut kribbelte, wann immer ein Hauch von Nachtluft durchs Fenster wehte, und meine Nasenflügel bebten ob der tausend Gerüche, die sie mit sich trug.
Ich bin nicht dazu bestimmt, nachts in einem Haus gefangen zu sein … Ich hatte gedacht, ich sei elend dran in dem Park, in dem ich Eichhörnchen gejagt hatte – aber hier war ich durch mein Wort gefangen, durch meine Schuldgefühle, durch diese dummen Wände, durch eine menschliche Familie, die unter einem Bann stand, durch meinen Bruder.
Mrs Sutherland war am Abend zu mir gekommen. Sie hatte nicht viel gesprochen, nur meine Hand getätschelt, mich in die Wange gekniffen und mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, die Hochzeit sei bald vorüber und dann könnten wir alle – wir alle – als normale, glückliche Familie wieder in den Alltag zurückkehren.
Sie ahnte nicht einmal, dass die Sutherlands, wenn Damon mit ihnen fertig war, nie wieder normal, geschweige denn glücklich sein würden.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine Gedanken. Ich drehte mich um und zog die hübsche seidene Smokingjacke zurecht, die Winfield mir geliehen hatte. Ich überlegte, ob Mrs Sutherland etwas vergessen haben könnte. Aber dann wurde die Tür knarrend geöffnet und ein rosiges, schelmisches Gesicht spähte herein.
»Bridget.« Ich stöhnte leise auf und sah mich verzweifelt um, als könnte sich plötzlich ein Fluchtweg auftun.
Sie kicherte und trat ein, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen, als habe sie gerade eine ganze Armee hinter sich gelassen.
»Stefan«, sagte sie in einem Tonfall, den sie wahrscheinlich für sexy hielt. Sie trug eine Chiffonrobe mit riesigen krausen Rosen aus Chenille. Darunter hatte sie statt eines schlichten Nachthemds ein kompliziertes Korsettkleid aus leuchtend rosafarbener Seide an, mit einer ebenso rosafarbenen Schärpe, die ihre Schultern und ihren Hals unbedeckt ließ.
»Bridget«, sagte ich warnend und wich zurück. Ich stieß mir den Kopf an einem der Balken des Himmelbetts.
»Ich dachte, wir könnten unsere Flitterwochen vielleicht schon etwas früher beginnen«, flüsterte sie und schob sich in meine Arme.
»Ähm …«, stammelte ich.
Ihre Wangen waren gerötet, ihre Lider halb geschlossen. Damons Bann zum Trotz stand sie auch unter dem Bann ihrer eigenen Gefühle, leidenschaftlich erregt für den Mann, den sie am nächsten Tag heiraten würde.
Sie drückte mich – mit bemerkenswert starken Armen – auf das Bett hinunter und ließ sich auf mich fallen. Ich ertrank in Wellen von Seide. Ihre Brüste wogten oberhalb des Korsetts und ich konnte ihre warme Haut durch meine Smokingjacke spüren.
Ich hatte eine perfekte Aussicht auf ihren nackten, weißen Hals. Ihr Herz schlug schnell, gab ihrer Haut einen heißen, rosigen Schimmer und füllte meine Sinne mit ihrem Blut. Ich konnte es überall an ihrem Körper riechen, salzig und warm und menschlich. Ein Schauder überlief mich, als sie ihren Oberkörper an meinen presste, und ich konnte den Schmerz in meinem Kiefer fühlen. Ein solch süßer Schmerz – es war so lange her, seit ich menschliches Blut getrunken hatte …
Es kann nicht schaden, sagte ein Teil von mir. Es würde ihr nichts ausmachen, wenn ich sie biss, selbst ohne Bann. Es musste ihr auch nicht zwangsläufig Schmerzen bereiten, sie würde es vielleicht sogar genießen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, presste ich die Lippen an ihre Schulter, nur um die Haut zu spüren, einmal zu lecken …
Sie fühlte, dass ich mich unter ihr bewegte, und interpretierte es prompt falsch; sie küsste mich heftiger, veränderte ihre Position und schlang ihre Beine um meine.
»Nein!«
Es gelang mir, mich zusammenzureißen und sie von mir zu stoßen. Ich hatte nicht so energisch sein wollen, aber selbst in meinem geschwächten Zustand war ich um ein Vielfaches stärker als ein Mensch. Sie flog bis ans Ende des Bettes, gegen die Pfosten, und schien schockiert.
Dann begann sie zu weinen.
»Du … willst mich nicht …«, heulte sie, während dicke Tränen über ihre Wangen liefen.
»Bridget, nein, ich …« Meine Reißzähne zogen sich zurück, ich litt unter dem Schmerz und meinem Verlangen nach Blut. »Es ist nur … wir
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