The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
konnte einfach nicht fassen, was aus ihm geworden war. Aber dass er mir nicht half, änderte nichts an meinem Vorhaben: Lexi zu retten.
Auf der anderen Straßenseite unterhielt sich ein Gentleman auf einer kohlrabenschwarzen Stute leutselig mit einem Ladenbesitzer. Als dieser in seinen Laden ging, um etwas zu holen, schnappte ich mir die Zügel des Pferdes und brach meinen Schwur erneut, indem ich den Reiter zwang, abzusitzen und einen schönen, langen Spaziergang zurück nach Hause zu unternehmen.
Normalerweise wäre ich allein natürlich schneller gewesen als ein Pferd, aber ich war hungrig und entkräftet und ritt daher lieber mit sanften, flüsternden Worten und knallender Peitsche in Richtung der Wohnviertel der Stadt und galoppierte laut über die Straßen von New York City. Die Stute war ein prächtiges Tier und reagierte auf den leisesten Ruck der Zügel, auf den geringsten Druck meiner Knie. Mit dem Wind im Haar
und dem Leder in meinen Händen fühlte ich mich beinah wieder wie ich selbst.
Aber der Himmel wurde immer heller und zeigte schon bald das gedämpfte Kristallblau des frühen Morgens, und so trieb ich das Pferd heftiger an und holte das Letzte aus ihm heraus. Lexis Leben hing vielleicht davon ab.
Als wir die lange Einfahrt zum Haus der Richards hinauf ritten und dann den kleinen Pfad zur Familienkapelle auf der rechten Seite einschlugen, wusste ich, dass meine Entscheidung richtig gewesen war. Ich konnte die Anwesenheit des Alten riechen, die Mischung aus uraltem Blut, Tod und Verwesung, die ihm wie ein Schatten folgte. Das Pferd wieherte verängstigt.
Ich sprang aus dem Sattel, noch bevor die Stute zum Stehen kam und klopfte ihr sachte auf den Hals. »Lauf nach Hause«, befahl ich. Sie bäumte sich auf, als sei sie nicht bereit, ihre gewonnene Freiheit jemals wieder aufzugeben, dann machte sie kehrt und galoppierte davon. Ich lief in die Kapelle.
Lexi war tatsächlich da, wie ein Menschenopfer an den Altar gefesselt. Der Geruch von Eisenkraut brannte in meiner Nase – offensichtlich waren ihre Fesseln damit getränkt worden. Die Sonne war aufgegangen und zeigte sich in Gestalt einer blutroten Pfütze durch ein nach Osten gehendes Buntglasfenster. Als das Licht langsam auf Lexis Füße zuwanderte, wand sie sich keuchend und versuchte, die Beine wegzuziehen. Ein dünner
Rauchfaden erhob sich dort, wo der tödliche Sonnenstrahl gerade ihre Zehen berührt hatte, und der schauerliche Geruch von versengtem Fleisch erfüllte den Raum.
»Lexi!«, schrie ich.
»Stefan!« Sie schluchzte vor Schmerz und Erleichterung.
Meine Gedanken rasten. Es würde zu lange dauern, bis ich herausgefunden hatte, wie ich die mit Eisenkraut behandelten Fesseln entfernen konnte, und es gab nichts, womit ich die Fenster hätte verhängen können, keine Wandbehänge, keine leichten Teppiche oder Läufer. Also lief ich ohne zu zögern auf sie zu, griff nach ihrer kleinen, weißen Hand und streifte meinen Lapislazuliring über ihren Finger.
»Aber Stefan«, protestierte Lexi.
»Du hast ihn jetzt nötiger als ich«, sagte ich knapp und begann, sie mit bloßen Händen von ihren Fesseln zu befreien. Das Eisenkraut verbrannte mir heftig die Finger und es dauerte eine Weile, bis sie frei war. Doch trotz meiner Schmerzen fühlte ich mich leicht und hoffnungsvoll. Ich hatte es geschafft. Ich hatte Lexi gerettet. »Jetzt bringen wir dich …«
Aber in diesem Moment fiel ein in Eisenkraut getränktes Netz herab und bedeckte jeden Zentimeter meines Körpers.
»Lauf!«, schrie ich und stieß Lexi weg.
Sie rollte sich über den Boden und griff nach der
Kante einer Bank, um sich daran hochzuziehen. Als sie den Arm ausstreckte, glitt er direkt durch einen Sonnenstrahl hindurch. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen und sie war sichtlich schockiert, dass ihre Haut nicht verbrannte und kein Rauch aufstieg. Und dann verschwand sie, entfernte sich mit Vampirgeschwindigkeit vom diesem Ort des Grauens.
Ich hob die Hände und versuchte, das Netz von meinem Gesicht fernzuhalten; ich wand mich und schrie auf, wann immer das vergiftete Ding mich berührte.
Da erschien der uralte Vampir, mit riesigen Lederhandschuhen und einem breiten Grinsen auf seinem bleichen Gesicht.
»Wiedersehen macht Freude.« Seine Mundwinkel zogen sich weit zurück und entblößten kräftige, weiße Zähne, die aus verwesenden Kiefern ragten. »Wie herrlich berechenbar, diese Rettung eines Fräuleins in Not.«
Sein abscheulicher Schlachthausgestank umwehte
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