The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
Mädchen aus dem Heim, das sich mit Cora angefreundet hatte.
Bei dem Anblick drehte sich mir der Magen um, obwohl ich für unzählige Morde verantwortlich und Zeuge schrecklicher Vampiruntaten geworden war. Aber diese Tat ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sie erinnerte mich an das Massaker im Salon der Sutherlands. Damals, vor über zwanzig Jahren, waren die Opfer– fast die ganze Familie– so verstümmelt worden, dass kaum zu erkennen gewesen war, welcher Körperteil zu wem gehört hatte.
Jetzt starrte ich auf Cathys Eingeweide, die vor mir auf der Straße lagen. Henry schien wie im Blutrausch getötet zu haben. Die meisten Vampire sogen das Blut sauber aus zwei kleinen Löchern im Hals ihres Opfers. Aber Henry hatte Cathys ganzen Körper aufgerissen und ihre Kehle kreuz und quer zerschnitten. Sie war so über und über mit Blut getränkt, dass man die ursprüngliche Farbe ihres Kleides nicht mehr benennen konnte. Dies war das Werk eines wahnsinnigen Dämons.
Henry schaute auf. Ich war mir sicher, dass er wusste, was für ein Bild er abgab– der Vampir über seiner Beute. » Hallo, ihr zwei. Ich fürchte, ihr kommt zu spät zum Essen. Ich würde euch ja gern ein Dessert anbieten, aber mein Bruder hat mir gesagt, dass dieses Blut verdorben wurde. Was für eine Verschwendung.« Henry grinste uns an. Dann stand er auf und stürzte sich auf Damon.
Blitzschnell wich Damon zur Seite und Henry krachte gegen eine Mauer. Er fiel zu Boden, rappelte sich jedoch sofort wieder auf und lachte teuflisch. Während Damon ihn in Schach hielt, eilte ich zu Cathys Leiche.
Ich wusste, dass ich nichts mehr für sie tun konnte. Aber ich kniete dennoch neben ihr nieder und war dankbar dafür, dass sie wenigstens keine Schmerzen mehr litt. Hoffentlich war sie schnell gestorben. Dann dachte ich an Elizabeth. Da sie nicht hier war, hatte sie das von Samuel auferlegte Schicksal vermutlich ebenfalls schon ereilt.
» Na dann, viel Glück bei dem Versuch, aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen«, erklang eine aalglatte, tiefe Stimme. » Eigentlich würde ich euch ja fürs nächste Mal mehr Glück wünschen, aber es wird kein nächstes Mal geben.«
Ich wirbelte herum. Samuel stand hinter mir, mit seinem schneeweißen Einstecktuch an der Smokingjacke und einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht.
» Es überrascht mich, euch so angewidert zu sehen. Schließlich seid ihr hier in London bereits von einer unmöglichen Situation in die nächste geschlittert, oder? Es scheint fast, als wärt ihr beide lebensmüde.« Samuel schüttelte bedauernd den Kopf. » In gewisser Weise ist das viel zu einfach«, überlegte er laut, kniete sich hin und strich Cathy das Haar aus dem bleichen Gesicht. So zärtlich wie ein Ehemann, der seine Braut liebkoste. Vom Hals aufwärts sah sie tatsächlich so aus, als schliefe sie nur.
Instinktiv sprang ich auf Samuel zu und drosch wild auf ihn ein. Meine Faust traf ihn hart und er taumelte zurück. Vielleicht hatte das Eisenkraut doch eine stärkere Wirkung auf ihn, als er zugab. Ich machte mich bereit zum nächsten Angriff, als ein wilder, rauer Schrei hinter mir erklang. Cora hockte neben Cathys Leichnam. Als ich ihr vor Qual und Schmerz verzerrtes Gesicht sah, eilte ich zu ihr.
» Also, soll ich eure kleine Freundin töten? Oder sie zu einer von uns machen?«, fragte Samuel, der sich rasch von meinem Schlag erholt hatte und groß und stark vor uns aufragte. Er zog eine goldene Taschenuhr hervor, warf einen Blick darauf und lächelte befriedigt. Ich drückte Cora fester an mich. » Nach meiner Schätzung müsste die Bürgerwehr von Whitechapel jede Minute hier sein. Ich habe sie gebeten, zu jeder vollen Stunde über diesen Platz hier zu patrouillieren. Tja, ich fand schon immer, dass das hier der perfekte Ort sei, um einen unvorsichtigen Mörder zu schnappen. Ihr werdet mir also verzeihen, wenn ich das Spiel jetzt beende«, fügte er hinzu. Er stieß einen schrillen Pfiff aus. Sofort hielt Henry in seinem Kampf mit Damon inne und rannte zu seinem Bruder.
» Die Leute werden es zu schätzen wissen, wenn sie den Mörder blutbesudelt erwischen. Nehmt es wie Männer, ja?« Mit diesen Worten ging Samuel auf Damon zu, packte ihn im Genick und schleifte ihn zu Cathys Eingeweiden, um sein Gesicht hineinzudrücken. Cora stöhnte entsetzt auf, und ich spürte, wie mein Magen rebellierte.
Damon würgte, als das Eisenkraut in Cathys Körper seine Lippen traf. Er versuchte sich zu wehren und spuckte vor Zorn
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