The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
nicht«, fauchte Damon leise und unheilvoll. » Ich habe deine Hilfe nicht gebraucht, als wir noch Menschen waren, und ich brauche deine Hilfe auch jetzt nicht. Wir sind fertig miteinander, Bruder. Für immer und ewig.«
» Na schön!«, brüllte ich. » Dann geh doch!« Es war traurig, aber ich musste der Wahrheit ins Auge sehen. Denn wir waren fertig miteinander. Ich hatte keine Lust mehr, mich um ihn zu sorgen, um nichts als Verachtung zu ernten. Als Mensch hatte ich mich damit abgefunden, ewig der jüngere Bruder zu sein, der wie ein Hündchen hinter Damon hertrottete. Aber diese Zeiten lagen längst hinter mir.
Damon trat den Schrankkoffer von der Tür weg und stürzte aus dem verfallenen Laden. Ich ließ die Tür hinter ihm ins Schloss fallen. Wenn er der Bürgerwehr in die Arme rennen wollte, dann nur zu. Er verdiente es nicht anders. Meine Gedanken wurden von Coras Wimmern unterbrochen. Ich legte ihr die Hand auf den Arm, doch ich wusste, dass es sie nicht trösten würde.
» Es ist alles in Ordnung«, log ich hilflos. Ein glühender Kopfschmerz pochte in meinen Schläfen. Damon war fort, und wie es aussah, für immer. Unzählige Male schon hatten wir uns entzweit, aber dies war das erste Mal, dass ich ihn weggeschickt hatte.
Den wären wir los, dachte ich und versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass es richtig war. Ich versuchte, in Damon nur irgendeinen Vampir mit schlechten Manieren zu sehen, der nicht weiter zählte.
Aber es gelang mir nicht. Stattdessen kam ich nur zu jener verdammten Schlussfolgerung, zu der ich immer kam: Blutsbande zählten. Damon zählte. Selbst wenn ich wünschte, dass es anders wäre.
Das Schrillen der Polizeiglocken kam näher und ich konnte Schritte hören. Durch das Fenster tanzte Fackellicht über die schmutzig grauen Wände des Ladens und einmal mehr war ich dankbar für Coras Geistesgegenwart.
Genau in diesem Moment hörten wir einen lauten Ruf von draußen, gefolgt von krachenden Türen und Schritten auf dem Pflaster.
» Sie haben Cathy gefunden«, bemerkte Cora ohne jedes Gefühl in der Stimme. Ich nickte hilflos. » Ich frage mich, wo Elizabeth ist. Sie ist nicht mehr am Leben, oder?«
» Nein.« Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keinerlei Hoffnung mehr. Die Welt war böse– ich war böse–, und alles was ich berührte, war anschließend blutgetränkt, versank in Zerstörung und Chaos. Cora eingeschlossen. Das war kein Leben.
» Es ist hart, nicht wahr?«, bemerkte Cora leise in der Dunkelheit.
» Was ist hart?«, fragte ich.
» Das Leben«, erwiderte sie, als habe sie meine Gedanken gelesen. » Es ist härter als der Tod, finde ich. Als ich Cathys Leiche sah, war mein erster Gedanke, dass sie es hinter sich hat. Sie braucht nichts mehr durchzustehen. Sie braucht nicht mit anzusehen, wie ihre Freunde in Stücke gerissen werden, und sie braucht keine Reue zu verspüren, sie in etwas hineingezogen zu haben. Sie ist frei. Ein sündhafter Gedanke, nicht?«
» Nein, es ist ein wahrer Gedanke. Den auch Damon hegt, glaube ich«, gab ich zu. Ich erinnerte mich daran, dass der Tod genau das war, was ich ihm verweigert hatte, damals, vor seiner Verwandlung. War das die Wurzel all unserer Probleme? Wenn ja, was konnte ich tun, damit er mir vergab? Als vorhin, während unserer Auseinandersetzung mit Henry und Samuel, Coras entsetzter Schrei die Nachtluft zerriss, hatte ich ihr ohne nachzudenken beigestanden. Und zugleich Damon im Stich gelassen, der mit Henry kämpfte. Auf sich allein gestellt war Damon in London so gut wie tot. Wenn nicht Samuel ihn erwischte, dann eben die Bürgerwehr von Whitechapel.
» Sie wissen, dass er heute Nacht nicht auf Sie wütend war. Das war nur ein Vorwand«, erklärte ich Cora.
» Aber vielleicht hat er recht. Sie haben sich für mich entschieden«, sagte Cora kleinlaut.
» Ich habe mich für niemanden entschieden. Damon kann auf sich selbst aufpassen. Sie…«
» …können das nicht?«, fragte Cora mit einem rauen Lachen.
» …haben gerade Ihre Freundin tot auf der Straße gefunden«, beendete ich meinen Satz. » Damon sucht immer nach einem Grund dafür, mich zu hassen. Und…« Ich holte tief Luft. » Vielleicht zu Recht. Denn, verstehen Sie, ich habe meinen Bruder geliebt. Und als ich ein Vampir wurde, wollte ich ihn an meiner Seite haben. Ich habe ihn gezwungen, sich zu verwandeln. Er hat gegen seine Verwandlung gekämpft, und ich habe ihn dazu gebracht, menschliches Blut zu trinken. Und das wird er mir nie,
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